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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
Autoren: P. B. Kerr
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anfangen sollte. Gehirne sind überaus komplexe Gebilde, von denen auch Dschinn lieber die Finger lassen sollten. Damit hat es bei Frankenstein auch angefangen.«
    »Wenn doch nur Mom hier wäre«, sagte Philippa. Sie sah Nimrod mit einem schiefen Lächeln an. »Das soll nicht heißen, dass ich glaube, du könntest mit all dem nicht fertig werden, Onkel Nimrod. Das kannst du bestimmt. Aber sie fehlt mir einfach und es würde mir viel besser gehen, wenn sie jetzt bei uns wäre.«
    »Bei meiner Lampe, da geht es mir wie dir«, sagte Nimrod. »Deine Mutter, meine Schwester, ist eine überaus patente Frau.« Er sagte nichts von dem noch halb fertigen Plan, seine Schwester nach New York zurückzuholen und sie seinem Neffen und seiner Nichte zurückzugeben.
    Die Zwillinge blieben am Bett von Mrs   Trump, hielten ihre Hand und sprachen mit ihr. Sie blieb bewusstlos. Nimrod leistete ihnen Gesellschaft und gab sich alle Mühe, den Kindern zuliebe optimistisch zu wirken, was Mrs   Trumps Chancen auf eine völlige Genesung anging. Doch er wusste ebenso gut wie sie, dass es um ihre Haushälterin nicht gut stand. Nach einerWeile ging John ans Fenster. Als er über den kleinen Krankenhausgarten in seinen eigenen Garten hinüberblickte, glaubte er, am Schlafzimmerfenster seines Vaters eine Bewegung auszumachen. Und ein oder zwei Sekunden später die Umrisse einer Gestalt hinter einem der darunterliegenden Fenster.
    »Seltsam«, sagte er. »Wir haben Dad doch im Bett zurückgelassen. Er kann unmöglich herumlaufen, oder?«
    Nimrod trat zu ihm ans Fenster. »Hast du etwas gesehen?«
    »Irgendetwas oder irgendjemanden«, sagte John. »Sonst ist niemand zu Hause. Es sei denn, man zählt Monty mit.« Monty war ihre Katze. Eine ziemlich ungewöhnliche Katze, die viele Jahre lang ein weiblicher Mensch namens Monica Retch gewesen war, bis Mrs   Gaunt sie verwandelt hatte. »Aber ich glaube nicht, dass es Monty war.«
    »Ich hoffe, es ist alles in Ordnung«, sagte Philippa. »Ich glaube nicht, dass ich im Augenblick noch eine Katastrophe verkraften kann.«
    »Wir sollten lieber nach Hause gehen«, meinte Nimrod. »Wir können hier ohnehin nichts tun.«
     
    Statt einer weiteren Katastrophe fanden sie zu Hause Mr   Groanin vor, der in der Küche Silber polierte und Tee kochte. Seit er einen zweiten Arm erhalten hatte (Groanin hatte lange Zeit nur einen besessen), hatte er sich angewöhnt, immer zwei Dinge gleichzeitig zu tun; zum Beispiel zwei Kinder an seinen stattlichen Bauch zu drücken statt nur eines.
    »Ich bin heute Morgen angekommen«, erklärte er. »Die Haustür war unverschlossen. Also habe ich mir erlaubt, hereinzukommen und mich nützlich zu machen, wie Sie sehen.«
    Die Zwillinge waren begeistert, Groanin bei sich zu haben. Er mochte der mürrischste Butler sein, der jemals ein Teetablett oder einen Staubwedel in die Hand genommen hatte, aber irgendwie schaffte er es immer, die Kinder aufzuheitern.
    »Es ist schön, euch beide wiederzusehen«, sagte er mit seinem dröhnenden Manchester-Akzent. »Wirklich schön. Auch wenn die Umstände alles andere als erfreulich sind. Die Mutter lässt euch sitzen und macht sich über alle Berge. Euer armer alter Vater sieht aus wie ein altersschwacher Orang-Utan. Und die bedauernswerte Mrs   Trump vegetiert im Krankenhaus vor sich hin. Teufel auch! Mit so viel Schlamassel am Hals könntet ihr eure eigene Klapsmühle aufmachen.«
    Die Zwillinge zuckten zusammen, als Groanin mit diesen Worten wie mit einem Paar Nagelschuhen auf ihren wunden Gefühlen herumtrampelte. Trotzdem wussten sie, dass der Butler das Herz auf dem rechten Fleck hatte, auch wenn sein Mundwerk manchmal woanders zu sein schien.
    »Wenn das Sprichwort ›Aller guten Dinge sind drei‹ auch für das Gegenteil gilt, müsste das Unglück jetzt ein Ende haben«, sagte er. »Ich hoffe wirklich, dass es ein Ende hat. Damit ihr mich mit eurem Pech nicht ansteckt.«
    »Seien Sie still, Groanin«, sagte Nimrod.
    »Sie haben leicht reden, Sir. Aber ich war noch nie ein großer Glückspilz. Ich möchte nicht wieder einen Arm verlieren, bei einem Autounfall zum Beispiel. Oder ein Bein. Und das kann in einer Stadt wie dieser, mit so vielen Verrückten am Steuer, leicht passieren. Warum die Taxis hier ›
Yellow
Cabs‹ heißen, ist mir ein Rätsel. Bei dem Fahrstil wird doch jeder
grün
vor Angst.«
    Philippa setzte ein Lächeln auf und umarmte Groanin noch fester, in der Hoffnung, seinen wilden Gedankenfluss unterbrechen zu
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