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Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1

Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1

Titel: Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
Autoren: Baumhaus
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    Z ögernd blieb Nathan auf der vorletzten Treppenstufe stehen und versuchte, wach zu werden. Du hast dir das Geräusch nur eingebildet. Du bildest dir doch immer alles Mögliche ein, das ist ja nichts Besonderes.
    Einen Moment lang stand er da und überlegte, ob er sich in sein Zimmer zurückschleichen sollte, bevor er noch jemanden im Haus weckte. Sein Dad und Onkel William konnten damit leben, wenn er abends lange aufblieb, solange er sein Zimmer nicht verließ, Onkel William allerdings nur unter heftigem Protest.
    Obwohl sich die Heizung nach Kräften anstrengte, haftete die Kälte draußen fest an dem großen Haus. Der Winter in Chicago war in diesem Jahr sehr kalt gewesen und auch jetzt, im April, war es noch kalt. Nathan war das egal. Er hatte den Winter genauso gern wie den Sommer.
    Ich sollte wieder ins Bett gehen. Morgen früh habe ich Schule und dann wird es hart. Bis jetzt war die siebte Klasse fürchterlich für Nathan gewesen und niemand anders als seine Cousine Alyssa hatte das zu verantworten. Sie war zwei Jahre älter als er und Intelligenzbestie und Cheerleader in Personalunion. Die Doppelpackung also, denn sie war allgemein beliebt, sogar bei den Lehrern, und clever obendrein.
    Nathan machte kehrt und wollte gerade wieder die Treppe hochsteigen, als er das Geräusch zum zweiten Mal hörte.
    Klick-Klick. Klick-Klick-Klick , hallte es durchs Haus.
    Nathan blieb wie angewurzelt stehen und blickte sich um. Dieses Mal konnte er genau sagen, woher das Geräusch kam; er spähte nach unten ins Erdgeschoss, wo das Schlafzimmer seines Vaters lag.
    Dann warf er einen Blick auf sein Handy, er wollte wissen, wie viel Uhr es war. Erst vier Minuten vor zwölf. Kann gar nicht glauben, dass ich so früh ins Bett gegangen bin. Aber vielleicht bin ich ja über den Hausaufgaben eingepennt … Er hatte höchstens ein, zwei Stunden geschlafen. Schon merkwürdig.
    Nathan blickte den Gang entlang und sah nirgends Licht, war aber sicher, dass sein Dad sich noch nicht hingelegt hatte. Professor Peter Richards investierte selbst jede Menge Nachtstunden in die Reinigung und Katalogisierung von mesoamerikanischen Artefakten für das Field Museum, und William Richards warf seinem älteren Bruder vor, Nathans Nachtschwärmereien nicht nur zu tolerieren, sondern auch noch zu unterstützen.
    Klick. Klick-Klick.
    Nathan atmete tief aus; ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er die Luft angehalten hatte. Er hatte sich das Geräusch also nicht eingebildet.
    Neugierige Katzen verbrennen sich zwar die Tatzen , dachte er, schlich aber trotzdem die Treppe hinunter. Die Neugier war seine größte Schwäche. Nichts hatte ihn so fest im Griff wie seine eigene Fantasie.
    Am Fuß der Treppe wandte er sich nach rechts, durchquerte das große Wohnzimmer und steuerte auf den Flur zu, der zu den Räumen seines Dads führte. Aus dem Augenwinkel nahm er plötzlich eine Bewegung und dann eine Gestalt in seiner Größe mit dunklem, zerzaustem Haar wahr – um gleich darauf sein eigenes Spiegelbild auf dem Großbildschirm des Fernsehers zu erkennen. Sein Herz klopfte wie ein Presslufthammer.
    Er warf einen Blick nach links und sah Licht durch die Fugen der Tür fallen, die in das Arbeitszimmer seines Dads führte. Nathan starrte einen Moment lang auf die Tür und dachte, wie so oft, dass dort ein Schild fehlte, auf dem geschrieben stand: Achtung – besessener Archäologie-Professor – nur leblose antike Gegenstände zugelassen.
    Klick-Klick-Klick.
    Nathan konzentrierte jetzt seine ganze Aufmerksamkeit auf die Schlafzimmertür seines Dads. Das Geräusch war hundertprozentig von dort gekommen. Obwohl er noch etwas zögernd im Flur stand, wusste Nathan genau, was er zu tun hatte.
    Geheimnisse mussten gelüftet werden, sonst mochte er sie nicht.
    Nathan ging hinüber zur Tür seines Vaters und drehte vorsichtig am Türgriff. Die Tür war nicht verschlossen. Den kurzen Anflug von Schuldgefühlen, weil er in die Privatsphäre seines Vaters eindringen wollte, ignorierte er, öffnete die Tür und betrat das Zimmer.
    Ein leeres Bett, eine Kommode und ein großes Bücherregal. Kein Fernseher, keine DVDs, nicht mal ein Radio. Nathan verstand nicht, wie man so leben konnte. Er war erleichtert, dass sein Vater keinen Mumienschrein oder gar ein Gerippe in seinem Schlafzimmer aufbewahrte. Solche Sachen tauchten nämlich häufig in seinem Arbeitszimmer auf und dann ereigneten sich regelmäßig seltsame Dinge im Dunstkreis des Hauses, die außer Nathan niemandem
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