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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
Autoren: P. B. Kerr
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genau umgekehrt an. Der Widerwille darüber, seinen Mund auf den seiner Schwester gepresst zu haben, wurde schnell von dem schrecklichen Gefühl irdischer Gewöhnlichkeit abgelöst. Es war, als sei ein kleiner Teil von ihm gestorben. Er stand auf, setzte sich aber gleich wieder hin und hielt sich den Kopf. »Was ist ein Neunauge?«, fragte er flüsternd.
    »Ein kieferloser Fisch«, erwiderte Philippa unbarmherzig, »mit einem tunnelartigen Saugmaul und Hornzähnen. So ähnlich wie ein Aal.«
    John grinste müde.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Nimrod den Jungen.
    »Kaputt«, sagte John.
    »Und du, Philippa«, fragte Nimrod. »Wie fühlst du dich?«
    »Entschieden stärker«, sagte sie. »Als hätte ich mich gerade am Stromnetz aufgeladen und danach eine extrastarke Tasse Kaffee getrunken.«
    »Ich glaube, es hat funktioniert«, sagte Nimrod.
    »Fühlt es sich so an, ein Mensch zu sein?«, fragte John.
    »Wie fühlt es sich denn an?«, wollte Philippa wissen und legte ihm in schwesterlicher Sorge die Hand auf die Schulter, wobei sie einige der Gemeinheiten, die sie zu ihm gesagt hatte, bereits bereute.
    »Als wäre ich beim New-York-Marathon gerade Letzter geworden und hätte unterwegs etwas sehr, sehr Wertvolles verloren. Einen Arm oder ein Bein. Man könnte meinen, ich hätte mir einen Virus eingefangen.«
    »Ja, man vermisst das Wasser immer erst, wenn der Brunnen versiegt«, sagte Mr   Rakshasas.
    »Scheint so«, meinte John. Er holte tief Luft und stand auf. »Wann reisen wir ab?«
    »Auf der Stelle«, sagte Nimrod. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Sie verließen das Haus und gingen in den Central Park von New York, der so spät in der Nacht wie ausgestorben dalag. Dort entfesselte Nimrod auf einer Lichtung einen kräftigen, aber unsichtbaren Wirbelsturm, der lediglich an einer weggeworfenen Zeitung zu erkennen war, die am unteren Ende des Wirbels durch die Luft sauste. Innerhalb von Sekunden begannen er und John auf dieser Luftsäule aufzusteigen, alshabe man ihnen aufgetragen, vor einem himmlischen Gericht zu erscheinen. Philippa und Mr   Rakshasas sahen ihnen nach, bis sie etwa fünfzehn Meter über dem Boden schwebten, wo Nimrod den Windtrichter nach Westen ausrichtete und sie mit einer Geschwindigkeit von über 400   Stundenkilometern in der Nacht über Manhattan verschwanden.

Verwirrspiele

    Dybbuk wollte seinen richtigen Vater treffen.
    Das ist doch normal, oder etwa nicht?
Auch wenn Iblis der bösartigste Dschinn der Welt ist, bin ich trotzdem sein Sohn. Was soll falsch daran sein, dass ich ihn treffen will? Jedes Kind will seinen Alten Herrn kennenlernen, selbst wenn er eine Art Monster ist.
    Gleichzeitig jedoch wusste er, dass seine Mutter, Jenny Sacstroker, so etwas niemals erlauben würde. Zum einen hatte sie Angst vor Iblis. Das hatten die meisten vernünftigen Leute. Zum anderen würde sie befürchten, dass eine Begegnung mit Iblis Dybbuk verleiten könnte, selbst bösartig zu werden.
    Ich weiß wirklich nicht, was sie sich für Gedanken macht. Ich bin schließlich kein schlechter Kerl, so wie er. Eigentlich bin ich sogar ein ziemlich anständiger Kerl. Natürlich schlage ich hin und wieder über die Stränge. Welcher Junge tut das nicht? Aber deshalb bin ich noch lange nicht schlecht. Vielleicht würde es Iblis helfen, sich zu bessern, wenn er mich kennenlernt. Womöglich ist er deshalb so schlecht geworden, weil er mich nie um sich hatte.
    Dybbuk wusste, wo sein Vater zu finden war. Jeder Dschinn wusste, dass die Ifrit – und nicht die Mafia, wie die meisten Menschen glaubten – Las Vegas kontrollierten. Und Las Vegaslag nicht allzu weit von Palm Springs entfernt, wo Dybbuk lebte. Er musste einfach nur hinfahren. Doch wie sollte er es fertigbringen, seine Mutter zu überreden, ihn gehen zu lassen? Seit seiner Rückkehr aus Indien ließ sie ihn nicht mehr aus den Augen. Und was noch schlimmer war, sie hatte ihn einen Eid schwören lassen, dass er keine Wirbelstürme entfachen und auf eigene Faust irgendwo hinfliegen würde. Er saß fest.
    Dybbuk musste immer lachen, wenn er in der Schule andere Kinder berichten hörte, ihre Eltern hätten ihnen »Ausflüge« und andere Vergnügungen gestrichen, als ob das etwas zu bedeuten hätte. Im Gegensatz zu ihnen musste er auf echte Ausflüge verzichten. Natürlich hätte er jederzeit einen Bus nach Las Vegas nehmen können, doch für so etwas war Dybbuk viel zu faul. Er hasste Busse. Fürchtete sich sogar ein wenig vor ihnen und den
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