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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Autoren: P. B. Kerr
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Dachtürmchen und Bogenfenstern eher an ein mittelalterliches Schloss erinnerte. John war beeindruckt. Mr   Vodyannoys Haus war sogar noch unheimlicher als das Dakotagebäude.
    »Verdammt großes Haus, Mr   Vodyannoy«, sagte er. »Leben Sie schon lange hier?«
    »Verdammt ist genau der richtige Ausdruck«, meinte Mr   Vodyannoy. »Und für Nightshakes passender, als du ahnst. Als ich das Haus vor rund siebzig Jahren kaufte, lag ein Fluch auf ihm, der mich unter anderem zwang, es unaufhörlich auszubauen. Und in diesem Teil der Welt sollte man Flüche sehr ernst nehmen. Das Haus hatte nur dreizehn Zimmer, als ich es erwarb. Seitdem habe ich siebzig weitere Räume angebaut, hauptsächlich im Ostflügel, in den ihr niemals einen Fuß setzen solltet.«
    »Ist das der Teil, in dem es spukt?«, fragte John.
    »Schlimmer als das«, sagte Mr   Vodyannoy. »Der Ostflügel ist der böse, Unheil bringende Teil des Hauses. Und ich habe diesem Umstand bei sämtlichen Baumaßnahmen Rechnung getragen. Es gibt zum Beispiel dreizehn kleine Kuppeldächer und dreizehn Gänge. Sämtliche Fenster haben dreizehn Scheiben, alle Fußböden dreizehn Dielenbretter und alle Treppen dreizehn Stufen. Im Ostflügel von Nightshakes gibt es Korridore, die nirgendwo hinführen, Türen, die sich ins Nichts öffnen; und das Haus ist inzwischen so groß, dass man nicht mehr darin herumlaufen kann, ohne sich zu verirren. Ich empfehle euch also, den Westflügel unter keinen Umständen zu verlassen. Oder ihr tragt die Konsequenzen, die selbst für einen Dschinn schrecklich sein können. Solltet ihr das große Pech haben, euch dort zu verirren, rate ich euch, so laut und so lange ihr könnt zu schreien. Vielleicht findet sich dann eine tapfere Seele, die euch rettet. Es sei denn, es ist bereits dunkel. In diesemFall werdet ihr wohl auf euer Glück vertrauen und bis zum Morgen ausharren müssen.«
    Mr   Groanin schüttelte sich und sagte: »Wer mich nach der Dämmerung noch dort herumschleichen sieht, kann mich gleich ins örtliche Irrenhaus einweisen.«
    »Das ist sicher eine Möglichkeit«, sagte Mr   Vodyannoy. »Denn ehe ich das Haus kaufte,
war
Nightshakes das örtliche Irrenhaus.«
    Seine etwas exzentrische Erscheinung ließ es geraten erscheinen, Frank Vodyannoys Warnung ernst zu nehmen: Er war groß, größer als Nimrod, hatte einen buschigen roten Bart und eine Adlernase; und er trug einen riesigen Ring mit einem Mondstein von der Größe und Farbe eines Alligatorauges. Mr   Vodyannoy lebte seit fünfundsiebzig Jahren in New York, doch hin und wieder schimmerte in seiner Ausdrucksweise seine russische Herkunft ein wenig durch. »Doch genug davon. Das Dschinnverso-Turnier beginnt heute Nachmittag um drei Uhr in der Bibliothek. Wenn ihr bis dahin etwas braucht, klingelt einfach nach meinem Butler Bo, der euch auf eure Zimmer bringen wird. Bo?«
    Ein großer, unförmiger Mann trat vor, packte mit einem Griff das gesamte Gepäck – das aus mehr als einem Dutzend Taschen bestand – und hob es wie einen Haufen Einkaufstüten hoch. Während Mr   Vodyannoy Zadie Eloko begrüßte, einen neuen Gast, wurden die anderen von Bo schweigend zu ihren jeweiligen Zimmern geführt, was Philippa Gelegenheit gab, ihren Onkel über die Bemerkungen ihres Gastgebers zum Ostflügel auszufragen.
    »Nach unserem letzten Abenteuer«, sagte sie, »hatte ich den Eindruck, als sei die Geisterwelt mehr oder weniger leer gefegt worden. Als gäbe es keine Geister mehr, weil Iblis sie alle vernichtet hat.«
    »Das stimmt«, sagte Nimrod. »Natürlich entstehen ständig neue Geister. Die Menschen sterben und manche von ihnen werden zu Geistern. Aber die Dinge sind mit Sicherheit nicht mehr das, was sie waren. Es wird Jahrhunderte dauern, bis es wieder ebenso viele Geister gibt wie zuvor. Trotzdem solltest du einem Mann mit einem Haus wie Nightshakes ein wenig dichterische Freiheit zugestehen. Zudem gibt es außer Geistern noch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als du dir im Moment vielleicht vorstellen kannst, Philippa. Zumindest hoffe ich das.«
    »Ein wirklich tröstlicher Gedanke«, murmelte Groanin.
    Er betrat das Zimmer, das Bo ihm zugewiesen hatte, machte die Tür hinter sich zu und sah sich um. Mit anerkennendem Kopfnicken gewahrte er das riesige Bett, den Großbild-Fernseher und das geräumige Marmorbad. Er hatte gerade seine Tasche fallen lassen und sich auf dem Bett ausgestreckt, als es klopfte. Es war John.
    Groanin lächelte, so gut er konnte. »Was willst
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