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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Autoren: P. B. Kerr
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du, junger Mann?«, fragte er den Jungen. »Was ist los?«
    »Ich nehme an, das Dschinnverso-Turnier interessiert Sie nicht besonders«, sagte John.
    »Stimmt. Ich mag keine Spiele außer Fußball und Darts.«
    »Deshalb habe ich mich gefragt, ob Sie vielleicht Lust hätten, mich ins Peabody-Museum zu begleiten.«
    Mr   Groanin dachte einen Augenblick über Johns Einladung nach. Eigentlich erschien ihm der Gedanke nicht allzu verlockend. Groanin hatte für Museen nichts mehr übrig, seit ihn an seinem Arbeitsplatz in der Bibliothek des Britischen Museums ein Tiger angefallen hatte. Aber John lag ihm sehr am Herzen und er beschloss, den Jungen zu begleiten, und sei es nur, um zu verhindern, dass er in Schwierigkeiten geriet. Jungen sind nun mal Jungen, selbst wenn sie keine Menschen, sondern Dschinn sind.
     
    Das Peabody ist ein roter Ziegelsteinbau, der einer Kirche ähnlicher sieht als einem Museum. Aber nur wenige Kirchen, wenn überhaupt irgendeine, sind mit einer Statue gesegnet, wie sie das Peabody besitzt. Direkt vor dem Eingang erhob sich auf einem Granitsockel die lebensgroße und ziemlich echt aussehende Bronzestatue eines Torosaurus, einer Saurierart, die dem Triceratops sehr ähnelt.
    Mr   Groanin war keineswegs beeindruckt.
    »Wie kann man nur auf die Idee kommen, von einem derart hässlichen Vieh eine Statue zu machen«, grummelte er. »Ich habe noch nie verstanden, was die Leute an diesen tumben Viechern so fasziniert. Große, hässliche Dinger mit scharfen Zähnen und tapsigen Füßen.« Er schüttelte sich. »Scheußlich.«
    John war nicht seiner Meinung. »Ich finde die Statue toll«, sagte er. »Stellen Sie sich nur mal vor, was los wäre, wenn sie zum Leben erwacht. Welchen Schaden sie anrichten könnte. Unglaublich.«
    »Wenn mir ein Dschinn in diesem Augenblick einen Wunschgewähren würde«, sagte Groanin mit Nachdruck, »würde ich mir wünschen, dass dieses Riesenscheusal genau dort bleibt, wo es ist, und zwar für immer. Klar?«
    »Ja«, sagte John. »Ich habe es mir ja nur vorgestellt, mehr nicht.«
    »Lass es lieber sein. Wenn du dir etwas vorstellst, fühlen sich die meisten normalen Leute geneigt, sich einen Schutzhelm aufzusetzen.«
    Sie gingen hinein und wanderten zwei Stunden lang im Zickzack hin und her, um sich die Sammlungen uralter wissenschaftlicher Instrumente, Meteoriten, ägyptischer Artefakte und verschiedener Gold- und Tongegenstände aus Südamerika anzusehen. John wäre das alles längst langweilig geworden, hätte er nicht das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Er drehte sich sogar einige Male unvermittelt um, in der Hoffnung, jemanden zu erwischen, der ihnen hinterherspionierte, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Nur Groanin warf ihm ein paar seltsame Blicke zu.
    »Was ist los mit dir, Junge? Du bist ja schreckhaft wie ein Rudel Hirsche.«
    »Nichts«, sagte John. Er sah aus dem Fenster nach draußen, wo der Wind auffrischte. »Wahrscheinlich war es nur der Wind.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Kommen Sie. Gehen wir zurück. Hier ist es langweilig.«
    »Wie recht du hast«, sagte Groanin. »Ich habe schon schmutzige Taschentücher gesehen, die interessanter waren als das hier.«
    Im Haus war das Dschinnverso-Turnier in vollem Gangeund niemand achtete auf John, was ihm ausnahmsweise sehr gelegen kam. Nach dem Abendessen suchte er Bo, Mr   Vodyannoys merkwürdigen Butler, um ihn etwas zu fragen. Er fand ihn im Anrichtezimmer im Untergeschoss, wo er eine Zeitschrift über Boxen las, eine Sportart, in der er früher selbst geglänzt hatte. Er war nicht umsonst so groß wie ein Berggorilla und fast ebenso behaart.
    »Entschuldigen Sie bitte, Bo«, sagte John nervös. »Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht Mr   Vodyannoys Sammlung von Ouija-Brettern zeigen könnten. Ich würde sie mir gerne ansehen. Weil es doch so wertvolle antike Stücke sein sollen oder so was.«
    Bo knurrte leise vor sich hin, stand auf, griff nach seiner gänzlich unpassenden Jacke und zog eine Grundrisskarte des Hauses aus einer Tasche, die er auf dem Tisch ausbreitete. Dann sprach er mit einer Stimme, die sich anhörte wie eine üble Mischung aus Kaffee, vielen schlaflosen Nächten, Zigaretten, einem alten Faustschlag in die Kehle und Ungarisch.
    »Wir sind hier«, sagte er und deutete mit einem Zeigefinger so dick wie der Ast einer Eiche auf ein kleines Viereck auf der Karte. »Du gehst diesen Korridor entlang und die Treppe hinauf bis zum Spiegelsaal. Dann verlässt du die
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