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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Autoren: P. B. Kerr
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Halle durch die östliche Tür, gehst leise durch die Ahnengalerie und das Musikzimmer, bis du zum Sommermalsalon kommst. Dort gehst du durch die hohe Tür wieder hinaus und durchquerst den Wintergarten, bis du zur Wendeltreppe kommst. Am oberen Ende der Wendeltreppe landest du, wenn du Glück hast, in einer Sternwarte, die leicht an einem großen reflektierendenTeleskop zu erkennen ist. Du kannst dich glücklich schätzen, wenn du die Sternwarte durch die grüne Malachittür wieder verlassen kannst. Anschließend gelangst du durch ein Trophäenzimmer in den Saal der Schatten. Was du suchst, findest du in den dreizehn großen Schubladen, auf denen HÜTE DICH steht.« Bo faltete die Karte wieder zusammen und gab sie John. »Hier. Nimm die. Falls du dich verirrst.«
    »Danke«, sagte John. »Übrigens, warum steht auf den dreizehn Schubladen HÜTE DICH? Sind die Ouija-Bretter so wertvoll?«
    »Mit ihrem Wert hat das nichts zu tun«, sagte Bo steif. »Eher damit, dass sie ziemlich gefährlich sind und auf keinen Fall von jemandem benutzt werden sollten, der sich damit nicht auskennt. Schon gar nicht von einem zwölf- oder dreizehnjährigen Jungen. Aber du bist schließlich ein Dschinn, also weißt du sicher, was du tust.«
    »Ja«, sagte John, der trotz des Vertrauens, das Bo in ihn setzte, so gut wie keine Ahnung hatte, wie ein Ouija-Brett funktionierte. »Da haben Sie recht. Ich weiß natürlich, was ich tue.« Er steckte die Karte ein und ging zur Tür. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Nicht da entlang, Sir«, sagte Bo und wies in die entgegengesetzte Richtung: »Dort entlang. Übrigens befindet sich der Saal der Schatten ganz am Ende des Westflügels. Er grenzt also direkt an den Ostflügel, den man nach Anbruch der Dunkelheit besser nicht betreten sollte. Selbst ein Dschinn wie du. Meine Schwester Grace ist vor acht Monaten im Ostflügel verloren gegangen.«
    »Wie lange wurde sie denn vermisst?«, fragte John interessiert.
    »Das wird sie leider immer noch«, sagte Bo. »Hin und wieder hören wir sie in irgendeinem entlegenen Winkel des Hauses weinen, doch sooft wir auch nachgesehen haben, sie wurde nie gefunden. Natürlich stellen wir dem armen Ding Essen hin. Und das verschwindet. Also gehen wir davon aus, dass sie noch am Leben ist.«
    »Aber Mr   Vodyannoy könnte sie doch sicher mithilfe von Dschinnkraft wiederfinden.«
    »Hat er das denn nicht erklärt?«, fragte Bo.
    »Was erklärt?«
    »Auf diesem Haus liegt eine Dschinnfessel, die verhindert, dass man innerhalb seiner Mauern Dschinnkraft einsetzen kann. Das ist der Fluch von Nightshakes. Ehe es ein Irrenhaus wurde, gehörte das Haus einem Mitglied des Stamms der Ifrit. Eine äußerst unangenehme Bande. Die reinste Pest, wenn ich das sagen darf.«
    »Ja, ich hatte bereits das Vergnügen ihrer Bekanntschaft.«
    »Du passt doch auf, nicht wahr?«, sagte Bo mit einer Stimme so tief wie die eines Alligators. »Es wäre schrecklich, noch jemanden zu verlieren. Eine ist schlimm genug. Aber bei zweien würde es aussehen wie mutwillige Nachlässigkeit meinerseits.«
    »Ganz bestimmt. Mir wird nichts passieren.«
    Einen Moment lang rieben Regen und Wind an der Fensterscheibe wie ein hungriger Wolf, und ein Blitz ließ das Anrichtezimmer sekundenlang aufleuchten, als spiele jemand mit einem Lichtschalter.
    »Da braut sich was zusammen«, stellte Bo fest.
    »Das sieht nach einem ganz schön starken Gebräu aus«, witzelte John.
    Bo lächelte nicht.
    »Ich erwähne es deshalb«, sagte er, »weil die Stromversorgung in diesem Teil des Hauses immer etwas ungewiss ist. Vor allem bei Gewittern. Ich würde dir raten, diese Taschenlampe mitzunehmen.«
    Bo gab John eine Taschenlampe und setzte sich dann wieder hin, um seine Zeitschrift zu Ende zu lesen. Etwas verunsichert durch die Bemerkung des Butlers, aber nicht gänzlich entmutigt, machte sich John, der ein dickköpfiger und oft sehr mutiger Junge war, auf den Weg zum Saal der Schatten.
     
    Es dauerte etwa eine halbe Stunde, ehe John den Saal erreichte, wobei er inzwischen ununterbrochen Selbstgespräche führte, um seine Angst in Schach zu halten. Die Galerie war voller Porträts von Mr   Vodyannoys Ahnen gewesen, von denen einige eher in ein Gruselkabinett auf dem Jahrmarkt zu gehören schienen. Vor allem die Großtante mit dem roten Bart. Im Sommermalsalon hatte eine Grabeskälte geherrscht, was nicht weiter überraschend war, da die zahlreichen steinernen Wasserspeier aus der Familiengruft der Vodyannoys in
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