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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Autoren: P. B. Kerr
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Guggenheim-Museums, um dort kleine Wirbelstürme zu entfachen. Irgendetwas an der schneckenhausähnlichen Spirale des berühmten Gebäudes von Frank Lloyd Wright erleichterte es, einen guten Wirbelsturm zu entfesseln. Es war ganz einfach. Man wartete auf eine kleineWindböe, die über den Boden fuhr, und formte sie zu einem Trichter. Sobald das Trichterende vom Boden abhob, glitt man in den Höhenwind hinauf und flog von dort aus in der gewünschten Himmelsrichtung davon. Der Trick dabei war, möglichst schnell vom Boden abzuheben, damit an den umliegenden Gebäuden kein Schaden entstand.
    Dieses Mal aber musste Layla zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sie nicht in der Lage war, den Wind zu kontrollieren. Das lag keineswegs daran, dass ihre Dschinnkräfte im Körper von Mrs   Trump schwächer geworden wären, sondern an der simplen Tatsache, dass sich zu viel warmer, stürmischer Wind in der Atmosphäre befand.
    »Ich verstehe das nicht«, schrie sie gegen den Wind an. »Eine kleine Böe dürfte eigentlich nicht so schnell an Kraft gewinnen. Nicht hier in New York.«
    Sie versuchte den Wind festzuhalten, doch als der wirbelnde Trichter im Nu fast 500   Stundenkilometer erreichte, war sie gezwungen, ihn loszulassen. Der Wind fegte in westlicher Richtung davon, über den Central Park hinweg, wo er Bäume entwurzelte, Bänke umwarf und in der örtlichen Wettermessstation für Rekordwerte sorgte, von denen am nächsten Tag sämtliche Zeitungen berichteten. Es war der stärkste Wind, den New York seit dem 22.   Februar 1912 erlebt hatte, als ein Sturm fünf Minuten lang mit einhundertfünfzig Stundenkilometern durch die Stadt gefegt war. Dieser Wind, der mehr als dreimal so stark war, dauerte nur zwei Minuten an, ehe er – zum Glück für die Stadt – in das Starkwindband im Bereich der oberen Troposphäre aufstieg und verschwand.
    »Das ist mir noch nie passiert«, sagte Layla. »Ich verstehe das nicht. Es sei denn   –« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein. So schnell bestimmt nicht.«
    »Was meinst du damit, Mutter?«, fragte Philippa.
    »Nur, dass einige Dschinn vermutet haben, die globale Erwärmung könnte irgendwann dazu führen, dass wir keine eigenen Wirbelstürme mehr entfachen und kontrollieren können.« Sie schüttelte immer noch den Kopf. »Aber bis dahin sollten noch Jahre vergehen.«
    »Es gibt heute mehr Tornados als früher«, sagte Philippa. »Das könnte etwas damit zu tun haben.«
    »Ja, da hast du recht, mein Schatz. Es sind wirklich mehr geworden.«
    »Warum versuchst du es nicht noch mal?«, schlug John vor.
    »Das würde ich nicht wagen«, gestand Mrs   Trump/​Gaunt. »Zumindest nicht in einer so dicht bebauten Gegend, wo der Wind Schaden anrichten könnte.« Sie schüttelte wieder den Kopf. »Du liebe Zeit, ich fürchte, ich muss ein Flugzeug nehmen wie alle anderen auch.«
    Und das tat sie. Allerdings nicht, ehe sie ihren Bruder Nimrod in London angerufen und ihm erzählt hatte, was geschehen war, nur um zu hören, dass er vor Kurzem das gleiche Problem gehabt hatte.
    »Ich war gerade im Begriff, nach Amerika zu fliegen, als mir das Gleiche passiert ist«, sagte er. »Ich will das Wochenende in Frank Vodyannoys Haus in New Haven verbringen. Er veranstaltet dort ein kleines Dschinnverso-Turnier. Aber jetzt werde ich mit einem ganz normalen Flugzeug kommen müssen.«
    »Aber woran liegt das nur?«, fragte seine Schwester. »Ist es der Klimawandel?«
    »Ja«, sagte Nimrod. »Obwohl ich glaube, dass es mehr mit der Zerstörung der brasilianischen Regenwälder zu tun hat als mit Dingen wie dem Kohlenstoff-Fußabdruck.«
    »Aber was sollen wir tun?«, fragte Mrs   Trump/​Gaunt. »Unter diesen Umständen erscheint es mir fast sträflich, ein Flugzeug nach Brasilien zu besteigen.«
    »Allerdings«, stimmte Nimrod ihr zu. »Außerdem finde ich, dass man sich kaum noch wie ein Dschinn vorkommt, wenn man mit ganz normalen Flugzeugen verreisen muss. Von der Klaustrophobie ganz zu schweigen. Ich frage mich, wie wir es aushalten sollen, stundenlang wie die Hühner zusammengepfercht zu werden.«
    »Die Irdischen schaffen es auch«, sagte seine Schwester. »Irgendwie.«
    »Aber nur, weil sie sich daran gewöhnt haben, wie Hühner behandelt zu werden.«
    »Ich fürchte, über kurz oder lang werden wir uns alle daran gewöhnen müssen«, sagte Mrs   Trump/​Gaunt. »Das ist wohl die unbequeme Wahrheit.«

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    Wenn man bedachte, dass er ihr Zwillingsbruder war,
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