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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel
Autoren: Elisabeth Klee
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sich beinahe zu Hause.
    Sie übernachteten in derselben Herberge, in der Carolus auf dem Hinweg geblieben war. Als sie sich an einen Tisch in einer Ecke der Schankstube setzten, da kreischte die schwarzhaarige Louisa auf vor Vergnügen: «Nein! Der Herr Medicus! Na, sag bloß, das ist sie?!»
    «Das ist meine Danielle! Jetzt ist sie noch eine Begine, aber nicht mehr lange. Dann werde ich sie ganz offiziell heiraten und sie mich», sagte Carolus stolz.
    «Ich gratuliere! Danielle, du hast ja keine Ahnung, wie er uns allen die Ohren von dir vollgesungen hat. Da bin ich aber froh, dass er dich eingeholt hat!», freute sich Louisa.
    «Reiß ihm nicht wieder aus, sonst schnappe ich ihn mir!», sagte das andere Mädchen.
    «Ich habe nicht die Absicht», lachte Danielle.
    Es ließ sich nicht umgehen, da Umsitzende den Austausch gehört hatten, dass die Hochzeitsfeierlichkeiten nachgeholt wurden gewissermaßen. Carolus hatte den Wein für alle zu bezahlen. Mit leerer Börse musste er anderntags den letzten Teil der Reise antreten.
    Sie überquerten die Durance unter einem stürmischen grauen Himmel.
    «Es wird regnen!», murrten die Leute, unzufrieden wie immer. Den ganzen trockenen Sommer lang hielten sie Ausschau nach Wolken am Himmel und sehnten den Herbstregen herbei. Wenn er aber kam, dann war es zu viel und zu heftig.
    Sie kamen durch die Porte Durance.
    «Ah, bonjour, Herr Carolus, grüß Euch, Bruder Calixtus», sagten die Wachen. «Und ist das nicht   … doch! Tatsächlich,das ist die Italienerin! Komm einmal hier herüber, Antoine, und schau sie dir an. Unglaublich, wie Ihr Euch verändert habt. Seid Ihr nun keine Begine mehr?»
    «Sie ist jetzt meine Frau», sagte Carolus stolz.
    «Na, da gratulieren wir aber! Wir haben gehört, was Ihr für Mestra Laura getan habt,
dama,
bei meiner Frau ist es auch bald so weit. Ich würde es mir als eine Ehre anrechnen und es wäre mir eine große Beruhigung, wenn Ihr sie Euch mal anschauen würdet.»
    Die Mauern umschlossen Danielle wieder, aber diesmal waren sie Schutz und Heim, kein Gefängnis mehr. Sie würde endlich einen Platz haben, an den sie gehörte, auch wenn sie nicht daran zweifelte, dass sie für die Bürger von Pertuis immer «die Italienerin» bleiben würde. Als sie in der Hahnengasse ankamen, betätigte Danielle den Türklopfer und hörte Alix drinnen fluchen, weil sie sich mühselig von ihrem Schemel erheben musste. Sie gab Carolus einen Kuss zum Abschied. «Gib mir noch eine kleine Weile», flüsterte sie.
    Knarzend wie immer öffnete sich das Guckfensterchen. Gleich darauf erscholl drinnen ein Schrei: «Es ist Danielle! Danielle ist zurück!»
    Die Tür ging auf, und Alix fiel Danielle um den Hals: «Du dummes Stück! Warum bist du denn weggelaufen? Hast du geglaubt, wir würden nicht zu dir halten! Dummes, dummes Luder!»
    Quietschend und kreischend und lachend kamen sie alle gelaufen: Magdalène und Annik aus der Küche, die Weberinnen ließen die Webstühle stehen, Philippa im Garten ließ den Wasserkrug fallen. Alle kamen, um Danielle zu umarmen, und sie brach in Tränen aus. Einen solchen Empfang hatte sie nicht erwartet. Sie zogen sie in den Hof hinein, und die Tür fiel Carolus und Calixtus vor der Nase zu.
    «Weiber!», sagte Carolus und ritt nach Hause, um seinerMutter zu erklären, dass er eine Braut ohne Mitgift und ohne Leumund heiraten würde. Calixtus hatte seinem Abt und Abbé Grégoire einiges zu erklären.
    «Kannst du mir verzeihen? O ja, du verzeihst ja immer, du Gute, du Liebste. Das hat mir am meisten wehgetan, dass ich dich ohne ein Wort zurücklassen musste», wisperte Danielle Magdalène ins Ohr. Magdalène drückte sie an sich und legte ihren Kopf an Danielles Schulter. Als sie sich voneinander lösten, hatte sie Tränen in den Augen.
    Sogar Gebba war herausgekommen. Sie war also nicht ausgeschlossen worden. «Bist du also wieder da. Eine schöne Bescherung hast du uns hinterlassen!», sagte sie streng, doch dann verzog sie den Mund zu einem Winterlächeln, machte ein paar Schritte auf Danielle zu und drückte ihr die Hand.
    Danielles Blick fiel auf Juliana, die ihr mit gekrümmtem Finger zuwinkte.
    «Was sollte denn das? Dich so einfach davonzumachen?», rief sie.
    «Ich wollte nicht, dass ihr euch ganz entzweit um meinetwillen», sagte Danielle.
    «Und Laura, war sie dir ganz gleichgültig?», fragte die Grande Dame.
    «Nein, aber ich wusste ja, dass sie das Kind noch hatte, als ich gegangen war. Jeanne und Auda haben es
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