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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel
Autoren: Elisabeth Klee
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Porete von der Inquisition verfolgt, ihr Werk für häretisch befunden und die Autorin am 1.   Juni 1310 auf der Place de Grêve in Paris verbrannt,
    Marguerite Porete war eine Gelehrte. Ihr Werk dürfte nur wenigen gebildeten Frauen verständlich gewesen sein. Dagegen gab es in der Provence eine Mystikerin ohne große theoretische Bildung, die aber einen großen Einfluss auf die Beginen des Südens hatte. Sie vertrat auf der Basis der Ideen von Petrus Olivi und Joachim von Fiore eine Lehre vom Dritten Zeitalter, einem Zeitalter des Heiligen Geistes. Ihre Originalität bestand darin, dass sie Frauen als Ankerpunkte der Geschichte sah: Demnach stand Eva für Gottvater, Maria für Jesus; sie selbst, so sei ihr offenbart worden, würde den Heiligen Geist gebären. Den Papst lehnte sie als Vertreter einer unheiligen Fleischeskirche und des Antichristen ab. Es wirdniemanden wundern, dass auch sie auf dem Scheiterhaufen endete, vermutlich 1325 im Alter von 30   Jahren. Durchaus nicht alle, wahrscheinlich die wenigsten Beginen folgten solchen Lehren. Die meisten bemühten sich lediglich um ein frommes, nützliches und selbstbestimmtes Leben.
    Auf dem Konzil von Vienne 1311 und 1312 unter Papst Clemens   V. (Bertrand de Got) erreichte die Verfolgung von Beginen einen vorläufigen Höhepunkt. Sie wurden in einem ziemlich konfusen Dokument (»Cum de quibusdam») mit anderen häretischen Sekten in einen Topf geworfen und als grundsätzlich verdächtig bezeichnet, denn sie schwören «niemandem Gehorsam, noch folgen sie anerkannten Regeln, obwohl sie besondere Kleidung tragen». Und: «Diese Beginen verführen viele einfache Leute und führen sie in verschiedenste Irrtümer. Sie schaffen zahlreiche   … Gefahren für die Seelen unter dem Mantel der Frömmigkeit.» In der Folge wurden viele Beginenhöfe aufgelöst oder zwangsweise kirchlich anerkannten Orden unterstellt. Zahlreiche Frauen wurden verbrannt oder lebendig eingemauert. 1319 erließ Papst Johannes   XXII. eine Bulle, die Beginen und Begarden (männliche Beginen), die sich dem Franziskanerorden anschlossen und der Regel unterwarfen, Gnade zusicherte. Dennoch hielten sich einzelne Gemeinschaften bis ins 16.   Jahrhundert. Die letzten Beginenhöfe in Frankreich wurden während der Französischen Revolution aufgelöst.

Die Ärztin
    Die Figur der Danielle vereinigt in sich verschiedene Aspekte mittelalterlicher Medizingeschichte. Frauen waren seit dem Altertum als Hebammen und als sogenannte Heilerinnen tätig, hatten aber selten eine formelle Ausbildung. An denmedizinischen Fakultäten des Mittelalters und der Neuzeit waren sie praktisch nicht zugelassen. Soweit bekannt, war die berühmte Schule von Salerno in Kampanien im Süden Italiens die einzige Lehr- und Forschungsanstalt, in der Frauen sowohl lernen als auch lehren durften. Die
mulieres salernitanae
waren weithin berühmt und geschätzt. Eine von ihnen soll Trotula di Ruggiero gewesen sein. Sie hat das erste für die damalige Zeit umfassende Kompendium der Frauenheilkunde geschrieben: «Passionibus Mulierum», in dem auch erstmals der Dammschnitt beschrieben wurde.
    Auch betonte sie, dass Sauberkeit während der Behandlung extrem wichtig sei. Viele Frauen starben damals im Kindbett aufgrund mangelhafter Hygiene. Wegen seiner Deutlichkeit wurde das Buch von Zeitgenossen als pornographisch empfunden, einem Mann zugeschrieben und später die Existenz der Ärztin und Autorin Trotula sogar komplett geleugnet. In England diente eine (überarbeitete) Abschrift ihres Hauptwerks lange Zeit als Basiswerk für die Geburtshilfe. Diese Kopie ist unter der Bezeichnung «Sloane 2463» bekannt.

Berufsverbot für Ärztinnen
    Zu Beginn des 14.   Jahrhunderts versuchte die medizinische Fakultät von Paris, ärztliche Dienste durch unlizenzierte Personen verbieten zu lassen. Mindestens fünf salernitanische Ärztinnen wurden daraufhin verhaftet und exkommuniziert, ihre Lizenz und ihr Vermögen eingezogen: 1312   Clarice de Rothomago, 1322   Jaqueline Felici de Alemania, Marguerite de Ypre, Belota Judea und Jeanne Cinversa.
    Jaqueline Felici de Alemania verteidigte sich vor Gericht mit dem Hinweis darauf, wie unerträglich es einer Frau sei,sich an ihren «geheimen Orten» von einem Mann untersuchen zu lassen, und dass viele Frauen lieber sterben würden. Dennoch wurde sie verurteilt und ihr die Ausübung ihres Handwerks verboten. Frauenfeindlichkeit und Restriktionen erreichten aber erst später ihren Höhepunkt: Ab dem
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