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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel
Autoren: Elisabeth Klee
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bestätigt. Da war nichts, was ich tun konnte.»
    «Hattest du gleich Catherine im Verdacht?»
    «Die Idee ist mir gekommen.»
    «Catherine wird in ein Kloster gehen. Nein, nicht deinetwegen. Nun hör schon auf, so schuldbewusst dreinzuschauen. Du bist nicht die Ursache von allem, was geschieht auf der Welt! Aber man hat unsere Pforte ruiniert deinetwegen. Der Teppich, den du gewebt hast, ist nicht zu verkaufen. Das Motiv ist zu ungewöhnlich! Alix hast du im Stich gelassen,wir mussten Philippa in den Garten beordern an deiner Stelle. Magdalène hast du viel Kummer bereitet. Annik ist zum ersten Mal in ihrem Leben das Brot misslungen, so durcheinander war sie. Es ist zusammengefallen, war innen klumpig und außen halb verbrannt. Und bei dem Büttel solltest du dich entschuldigen, dem deinetwegen etwas vom Sold abgezogen worden ist, weil er dich hat entwischen lassen. Der Abbé hat persönlich dafür gesorgt! Und dann ist da noch etwas», sagte Juliana.
    «Noch mehr?» Die Rechnung war doch schon recht lang.
    «Ja, allerdings. Du hast den Konvent unerlaubt verlassen in deiner Probezeit. Was schlägst du vor, wie soll ich dich bestrafen?»
    «Ich könnte die Latrinen putzen. Zwei volle Wochen im Hospital arbeiten? Heute Abend allen Schwestern die Füße waschen? Fünfzigmal ‹Gebenedeit seist du Maria› beten?»
    Juliana lachte auf.
    «Nein danke. Ich werde dich rauswerfen», sagte sie fröhlich.
    «Wie?», entgegnete Danielle erschrocken.
    «Nun, bist du nicht gekommen, um mich darum zu bitten, dich freizugeben? Ich tue es hiermit. Ich habe mir von Anfang an gedacht, dass du nicht bleiben wirst. Du passt nicht zu uns», sagte die Meisterin.
    «…   aber ich werde unentgeltlich im Hospital arbeiten, einmal die Woche», erzählte Danielle Jeanne und Auda später.
    «Das ist gut! Ich möchte, dass du dein Buch für uns abschreibst und uns alles über Chirurgie beibringst, was du weißt», sagte Jeanne eifrig.
    «Dann sehen wir uns ja oft!», freute sich Magdalène.
    «Ich vermisse dich jetzt schon», sagte Danielle.

HISTORISCHER HINTERGRUND
    Die Beginen
    Die Beginen waren Frauen, die in klosterähnlichen Gemeinschaften, aber weltoffen zusammenlebten. Die Frauenbewegung hat sie als frühes Emanzipationsmodell deuten wollen. Das ist insofern möglich, als sich den Frauen in diesen Gemeinschaften eine Alternative zum untergeordneten Leben als Tochter oder Ehefrau bot. Vermutlich war jedoch die religiöse Komponente weitaus wichtiger als ein – eher neuzeitlicher – Emanzipationsgedanke, denn Klöster standen lange Zeit nur adligen und reichen Frauen offen. In Beginengemeinschaften dagegen fanden sich Frauen aus allen Gesellschaftsschichten zusammen – sie strebten ein Leben in Armut und in der unverfälschten Nachfolge Jesu Christi an. Gleichzeitig folgten sie aber dem «Marthaprinzip», das heißt, sie kehrten sich nicht von der Welt ab, sondern versuchten sich nützlich zu machen.
    Sie betrieben teils sehr erfolgreiche handwerkliche Zentren, webten, stickten, malten und kopierten Bücher. Damit machten sie oft den Zünften Konkurrenz, zumal sie wegen ihrer Wohltätigkeit meist von Steuern befreit waren. Ihr geschäftliches Engagement konnte so weit gehen, dass sie Geld verliehen oder die Bücher für Klöster führten. Daneben übernahmen sie in den Städten unentgeltlich Krankenpflege, Armenhilfe sowie Totendienste. Letzteres brachte sie häufig in Konflikt mit dem Pfarrklerus, dem dadurch Einnahmen entgingen.
    Es gab aber auch Beginen, die wie die Angehörigen gewisser Mönchsorden bettelnd durchs Land zogen. Diese, als für Frauen unanständig empfundene Lebensweise zog die besondere Kritik des Klerus auf sich. Ebenso irritierte es die Autoritäten, dass hier Frauen selbstbestimmt lebten.
    Das Beginentum entstand im Mittelalter im Rahmen der religiösen Aufbruchsstimmung des 13.   Jahrhunderts, die sich gegen die Verweltlichung und den Reichtum des Klerus richtete. Einige Höfe brachten Mystikerinnen und Autorinnen geistiger Schriften hervor, wie die Begine Hadewijch aus Brabant und Marguerite Porete aus dem Hennegau. Marguerite Porete schrieb zu Beginn des 14.   Jahrhunderts ein Lehrbuch in Französisch, den «Miroir des simples âmes», den «Spiegel der einfachen Seelen». Dort zeigte sie in sieben Stufen einen Weg, durch Disziplin und völlige Selbstaufgabe zu einer Einheit mit Gott zu gelangen. Einige angesehene Theologen der Zeit sprachen ihre Anerkennung über das Werk aus. Dennoch wurde Marguerite
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