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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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mitmache?«
    »Damit ist die Sache besiegelt. Ich mach auch mit.« Mrs Murphy sprach aus der Tiefe des Postkarrens.
    »Keine Chance«, erwiderte Tucker.
    »Ich mach aber mit, und ich sag dir auch, warum, du Fettzwerg.«
    »Ich bin nicht fett.«
    »Bei deiner Bodenhaftung ist das schwer zu erkennen.« Die Tigerkatze gluckste. »Ich mach mit, weil es konföderierte Katzen gab. Sie waren lebenswichtig für die Kriegsanstrengungen. Wir haben die Mäuse von den Getreidevorräten ferngehalten.«
    »Wie steht’s mit Unionskatzen?«, fragte Pewter, eine glorreiche konföderierte Graue.
    »Die erwähnen wir mit keinem Wort.«
    »Worüber unterhaltet ihr euch?«, fragte Susan, die ein Gespür für Tiere hatte.
    »Über das Reenactment«, bekam sie zur Antwort.
    »Blair Bainbridge hat eine authentische Ausrüstung gekauft, keine Nachahmungen, lauter echte Sachen. Muss ihn ein Vermögen gekostet haben«, sinnierte Herb.
    »Für seinen Porsche würde ich einen Mord begehen.« Harrys Augen trübten sich.
    »Das müsstest du auch.« Susan stieß sie an. »Du kannst dir ja nicht mal einen neuen Transporter leisten.«
    »Ist das nicht schrecklich?« Harry ließ in gespielter Verzweiflung den Kopf hängen.
    »Dein Ex geht als Kavallerieoffizier. Eine Jacke in seiner Größe ist nicht aufzutreiben, also zieht er ein historisches Musselinhemd und eine graue Hose an.«
    »Ich hoffe, er hat die nicht unerhebliche Tatsache bedacht, dass die meisten unserer Pferde nicht an permanente Gewehrsalven und Kanonendonner gewöhnt sind.«
    »Das hat er erwähnt.« Herb verschränkte die Arme, um sich nicht noch ein Orangenteilchen zu schnappen. Er machte mal wieder eine Diät und hatte bereits geschummelt.
    »Ich betrachte diese Nachstellungen mit gemischten Gefühlen. Ich finde, damit verherrlichen wir die Gewalt«, sagte Harry. »Ich kann mir nicht helfen, ich meine, das Ganze hat einen hässlichen reaktionären Beigeschmack.«
    »Darüber habe ich nie nachgedacht.« Susan runzelte die Stirn. »Ich habe es einfach für lebendige Geschichte gehalten, wie es immer heißt. Außerdem lässt Ned sich von mir zu so vielen Sachen mitschleppen, da muss ich ihm den Gefallen tun und mitmachen.«
    »Schön, wenn es lebendige Geschichte ist, warum spielen wir dann nicht die Erfindung der Mähmaschine oder der Baumwollentkörnungsmaschine nach? Warum machen wir stattdessen das Furchtbarste lebendig, das diesem Land je widerfahren ist? Sechzig Prozent des Bürgerkrieges wurden auf dem Boden von Virginia ausgefochten. Man sollte doch meinen, dass gerade wir davon absehen würden, das zu verherrlichen.«
    »Vielleicht ist es noch nicht vorbei.« Herb blickte zur Decke.
    »Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen.« Mrs Murphy spielte mit ihrem Schwanz.

 
6
     
    Am Spätnachmittag wurden die Wolken noch düsterer.
    Cynthia Cooper kam zum Hintereingang herein. »Hi.«
    »Hi«, antwortete Harry.
    »Wo ist Miranda?«
    »Mal kurz nach Hause gegangen.« Harry wies auf einen Stuhl. »Setz dich.«
    »Hast du Tommy Van Allen gesehen?«
    »Nein.«
    Die beiden Katzen, die in dem leinenen Postkarren dösten, wachten auf und steckten die Köpfe über die Kante.
    »Er wird seit zwei Tagen vermisst – zwei Tage, soviel wir wissen –, und sein Flugzeug auch.«
    Mrs Murphy legte die Pfoten auf die Kante des Karrens; sie war ganz Ohr.
    »Cynthia, wie kann das Flugzeug zwei Tage weg sein, ohne dass man es am Flugplatz merkt?«
    »Sie dachten, die Maschine sei in Hangar C, dem Hangar für Reparaturen. Offenbar hatte Tommy für Montagmorgen einen Wartungstermin vereinbart.«
    »Wie konnte die Maschine starten und nicht zurückkehren, ohne dass es irgendjemandem auffiel?«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Der Flugplatz schließt um Mitternacht. Tommy hätte danach starten können, und er hat die Gewohnheit, ein, zwei Nächte am Zielort zu bleiben. Trotzdem, es ist seltsam.«
    »Ich weiß, wo das Flugzeug ist!«, rief Mrs Murphy.
    »Still.« Harry drohte ihr mit dem Finger.
    Die Katze sprang aus dem Karren und auf Cynthias Schoß. »Ich weiß nicht, wo Tommy ist, aber ich weiß, wo das Flugzeug ist.«
    »Sie ist so anhänglich.« Cynthia kraulte ihr die Ohren.
    »Vergeude deine Zeit nicht«, riet Pewter Mrs Murphy.
    »Weißt du wirklich, wo das Flugzeug ist?«, fragte Tucker.
    »In Tally Urquharts alter Scheune. Ich geh mit dir hin.«
    Regen prasselte an die Fensterscheibe.
    Pewter machte es sich wieder im Postkarren gemütlich. »Warte, bis die Sonne scheint.«
    Mrs Murphy
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