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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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hatte er Zutrauen zu Harry gefasst. Was nicht hieß, dass er mit ihr sprach. Bei den Menschen konnte man nicht vorsichtig genug sein.
    Der Regen prasselte herab.
    Harry sah nach dem Barometer in der Sattelkammer. Die Nadel pendelte Richtung stürmisch. Sie ging im Gang auf und ab. Sie hatte alle Wasserkübel gefüllt, Heu ausgeworfen, frische Salzwürfel auf die Böden der Futtereimer gelegt. Aber Harry prüfte lieber alles noch einmal nach. Dann zog sie den Stecker der Kaffeemaschine in der Sattelkammer heraus, rollte das Kabel zusammen und schob es in die obere Schublade der hohen, schmalen Kommode. Sie verwahrte allerlei Kram in den Schubladen, auch Hufkratzer, kleine, flache Teile. Sie hatte ihre Lektion gelernt, als Mäuse ihre erste Kaffeemaschine ruiniert hatten, indem sie das Kabel durchbissen. Sie hatten dabei einen tödlichen Stromschlag erlitten, aber sie hätten auch den Stall in Brand setzen können. Seither führte sie Stromkabel durch ein schmales, an der Wand befestigtes PVC-Rohr. Die Schnur der Kaffeemaschine war das einzige frei liegende Kabel.
    Harry hatte auch an beiden Enden des Stalls und auf dem Heuboden Feuerlöscher installiert. Im Moment lief sie allerdings weniger Gefahr, in Brand zu geraten, als von der Erdoberfläche gepustet zu werden.
    Sie blieb am offenen Tor stehen. »Wisst ihr was, es ist wohl besser, ich mache die Stalltore zu.« Sie ging ans andere Ende und schloss das Tor. Dann kehrte sie an das Ende des Stalls zurück, das dem Haus gegenüberlag. »Kinder, kommt ihr mit?«
    Drei kleine Köpfe sahen zu ihr auf. »Jaha.«
    Sie zog das Tor zu und ließ nur einen Spalt offen, um sich hindurchzuquetschen. Dann rannte sie wie von Sinnen zur Tür der umzäunten Veranda. Die beiden Katzen und der Hund düsten vor ihr her.
    »Ich mag nicht nass werden«, quengelte Pewter.
    »Lahmarsch.« Mrs Murphy zog die Tür auf.
    Harry bewunderte ihre Horde. »Kluge Köpfe seid ihr.«
    Die Tiere schüttelten sich auf der Veranda. Harry zog ihre Jacke aus und schüttelte sie ebenfalls. »Ich gelobe – wenn sie trocken ist, wachse ich sie neu ein.«
    Sie nahm ein großes, flauschiges Handtuch von einem Haken, kniete sich hin und trocknete die Tiere ab.
    Abgesehen von dem Regen, der auf das Blechdach trommelte, war es ein stiller Abend. Sie machte sich ein Sandwich mit Spiegelei und saurer Gurke, fütterte die Tiere, dann setzte sie sich hin, um Das Leben von Cézanne zu lesen, aber ihr fielen die Augen zu. Tiefdruckgebiete machten sie schläfrig.
    Mrs Murphy lauschte dem Regen. »Sobald es trocken ist, gehen wir zu der alten Scheune.«

 
8
     
    Eine offene Pfundpackung Schießpulver stand auf dem Hackklotz, der als Küchentisch diente. Papierpatronen, in Reihen ausgelegt wie winzige trapezförmige Zelte, bedeckten eine Ecke des Tisches. Ridley Kent beugte seinen ansehnlichen Kopf über den Wust. Entschlossen, alles besser zu machen als andere, rollte er seine Patronen selbst. Vier Gramm Jagdschwarzpulver zu rollen war nicht so einfach, wie er sich vorgestellt hatte.
    Er rollte mit beiden Händen, dann plagte er sich mit dem Zuknicken. Draußen peitschte der Regen gegen das Küchenfenster. Es war ein ungemütlicher Abend.
    »Verdammt!«, entfuhr es ihm, als das Papier sich löste und das Schießpulver sich über den Tisch ergoss. Nun musste er wieder von vorn anfangen.
    Ridley verfiel auf den Gedanken, hinter jedem Blatt Papier vier Gramm Pulver auszulegen. Das würde ihn überdies beruhigen, sodass er das nächste Zuknicken nicht wieder verpfuschte.
    Archie Ingram kam zur Tür herein, und die sorgfältig zugeschnittenen Papiere flogen durch die Küche.
    »Ich könnte dich umbringen, Archie.«
    Archie hängte seinen Regenmantel zum Abtropfen an den Türknauf. Er betrachtete die weißen Papierchen, dann kniete er sich hin und hob sie auf. »Hab dich nicht so.«
    »Hast du eine Ahnung, wie lange ich an diesen verflixten Dingern gesessen habe?«
    »Den halben Tag?«
    »Zwei Stunden. Ich habe allein eine Stunde gebraucht, um das Papier zuzuschneiden.«
    »Gut so. Du hast deine Hausaufgaben gemacht. Du hättest schließlich auch schummeln und fertige kaufen können.«
    »Ich doch nicht. Die meisten anderen tun das.«
    »Hier, ich zeig dir, wie’s geht.« Archie setzte sich hin, nahm ein flaches Messer und kratzte die vier Gramm in das Papier, rollte es so, dass das längste Stück über das Ende hinausragte, und knickte das Ende zu. »Woher hast du das Rollholz?«
    »Selbst gemacht.« Ridley meinte den
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