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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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sprang von Cynthias Schoß zurück in den Postkarren, wo sie sich über Pewter wälzte. »Du glaubst mir nicht.«
    »Mir ist das Flugzeug völlig schnuppe.«
    »Als ich Sonntagnacht nass ins Bett kam – da hatte ich das Flugzeug gesehen.« Sie versetzte der gleichgültigen Pewter einen Klaps.
    »Wutanfall.« Harry stand auf und trennte die beiden.
    »Hat jemand Tommys Post abgeholt?«, fragte Cooper.
    »Seine Sekretärin.« Harry drückte Mrs Murphy an ihre Schulter.
    Miranda kam durch den Hintereingang. Cynthia fragte sie nach Tommy.
    »Der taucht schon wieder auf. Ein Mann von eins fünfundneunzig ist schwer zu verstecken«, meinte Miranda. »Er macht so was öfter.«
    »Er trinkt aber nicht mehr«, erinnerte sie Harry. Miranda runzelte die Stirn. »Vielleicht ist er rückfällig geworden.«
    »Ich weiß, wo das Flugzeug ist!«, brüllte die Katze.
    »Gott, Murphy, mir platzt gleich das Trommelfell.« Harry setzte sie auf den Boden.

 
7
     
    Die längeren Tage ermöglichten es Harry, ihre Farmarbeit zu erledigen, wenn sie vom Postamt nach Hause kam. Sie zog Johnny Knatterton, ihren 1958er John-Deere-Traktor – so zuverlässig wie an dem Tag, als er gebaut worden war –, in den Schuppen.
    Jedes Mal, wenn sie den Choke zog, knatterte der Auspuff, und dann musste sie lachen. Sie säuberte die Pferdeboxen und warf den Mist in den Dungstreuer. Da es regnete, musste sie warten, bis der Boden getrocknet war, bevor sie mit dem Ausstreuen beginnen konnte.
    Harry brachte ihre Geräte immer in den Schuppen. Ihr Dad hatte ihr beigebracht, dass dies unumgänglich sei. Gute Qualität und gute Pflege sorgten dafür, dass die Dinge Jahrzehnte hielten.
    Sie vermisste ihre Eltern. Sie waren lebhafte, tüchtige Leute gewesen. Mit zunehmendem Alter war ihr klar geworden, was für gute Menschen sie waren. Als sie ein Teenager war, hatten sie einen Schäferhund gehabt. King hatte ein hohes Alter erreicht, und als ihre Mutter starb, war King ihr bald darauf gefolgt. Harry wollte sich irgendwann wieder einen Schäferhund anschaffen, aber bisher hatte sie es noch nicht getan, vielleicht, weil er sie an ihre Mutter erinnern und den Verlust noch deutlicher machen würde.
    Tucker hatte sie als sechs Wochen alten Welpen von Susan geschenkt bekommen, einer der besten Corgizüchterinnen in Virginia. Eigentlich mochte Harry keine kleinen Hunde, aber sie hatte den kräftigen, zähen Corgi lieben gelernt. Sie dachte sich, dass ein Schäferhundwelpe Tucker verstimmen könnte – ein weiterer Grund, noch zu warten.
    Dabei würde ein Schäferhund eher die Katzen verstimmen. Tucker, die in der Minderzahl war, würde sich vielleicht über hündische Verstärkung freuen.
    Harry sauste zurück in den Stall; der Regen lief am Kragen ihrer alten Barbourjacke hinunter. »Ich muss das Ding neu wachsen.« Das Wasser sickerte durch den Rücken.
    In der Sattelkammer klingelte das Telefon. »Hallo.«
    »Harry, ich bin’s, Ridley Kent. Ich helfe Archie, die Landbesitzer zu bearbeiten. Ich sehe mir gerade eine topografische Karte an. Sie haben einen Bach an Ihrer Westgrenze.«
    »Stimmt.«
    »Starke Strömung?«
    »Im Frühjahr, ja, aber auch im Sommer trocknet er nie ganz aus. Das Wasser kommt vom Little Yellow Mountain herunter.«
    »Wie sieht’s mit Quellen aus?«
    »Eine, an der Ostecke.«
    »Nord oder Süd?«
    »Nordosten.«
    »Ist Ihr Brunnen während einer Dürre jemals ganz ausgetrocknet?«
    »Nein. Auch bei Mom und Dad nicht, und sie sind in den Vierzigerjahren hierhergezogen.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.« Sie legte auf.
    »Mutter, in der Senke im Maisfeld ist eine unterirdische Quelle«, klärte Tucker sie auf. »Ich kann sie hören.«
    Harry streichelte das weiche Fell des Hundes. »Ich hab nichts zum Naschen bei mir.«
    Die Pferde, die in ihren Boxen Heu mampften, hoben die Köpfe, als Mrs Murphy vom Heuboden auf die Boxentrennwand sprang. Pewter, die auf der Satteltruhe saß, ihrem Lieblingsplatz, beobachtete ihre behände Freundin. Sie könnte genauso springen, wenn sie wollte, aber sie wollte nie; es bekam ihren Knochen nicht.
    »Simon hat einen Vierteldollar gefunden«, verkündete Murphy.
    »Nicht verraten«, klagte ein kleines Stimmchen.
    »Ich will deinen Vierteldollar nicht«, rief Tucker hinauf, als die kleinen Perlaugen des Opossums über den Heubodenrand lugten.
    Harry schaute zu ihm hoch. »’n Abend, Simon.«
    Er blinzelte, dann huschte er zurück in sein Nest. Simon hatte sich anfangs gar nicht zeigen wollen, doch mit der Zeit
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