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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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wissen wollte, wann die nächste Versammlung stattfand.
    »Ich weiß es nicht.« Archie schob ihn zur Seite.
    Don Jackson trat zusammen mit Jim Sanburne zu Archie. »Herrgott, Arch, was ist los mit dir?«
    »Nichts. Die Studien werden sich eine Ewigkeit hinziehen. Ich bin ein alter Mann, bevor wir zu irgendeinem Beschluss kommen, und der Staat wird tun, was er will, und das bedeutet, dass Albemarle County seiner natürlichen Ressourcen, seiner ungewöhnlichen Schönheit und seiner historischen Werte beraubt wird.«
    »So schlimm kann es nicht sein.« Jim runzelte die Stirn. Er sorgte sich um Archie, der eine vielversprechende politische Zukunft vor sich hätte, wenn er lernen könnte, sein Temperament zu zügeln.
    »Es wird sich ewig hinziehen. Herrgott noch mal, bis dahin haben einige von uns längst ins Gras gebissen.« Darauf stürmte er zur Tür hinaus.
    »Er hat Angst«, sagte Mrs Murphy zu ihren Freundinnen. Auch sie konnten die Angst riechen.

 
5
     
    Harry warf die Post in die Messingschließfächer. Mrs Murphy saß auf dem Sims unter dem oberen Postfächerbereich. Der untere Bereich enthielt die großen Fächer, die so geräumig waren, dass Mrs Murphy sich hineinsetzen konnte. Harry summte vor sich hin, während Miranda mit dem Computer auf der rechten Seite des offenen Schalters zugange war.
    Sosehr Miranda Computer hasste, das kleine Postamt hatte endlich einen bekommen, und Miranda hatte sich mit der mitgelieferten Anleitung befasst. Da sie eine intelligente Frau war, hatte sie den Umgang mit dem Gerät schnell erlernt, aber leiden konnte sie es nicht. Die grünen, leicht flimmernden Buchstaben auf dem Monitor taten ihren Augen weh.
    Und jedes Mal, wenn der Strom ausfiel, was auf dem Land oft geschah, stürzte der Computer ab. Mit ihrem zuverlässigen Taschenrechner kam sie viel schneller ans Ziel. Egal, was der Computer sagte, sie prüfte es immer mit dem Taschenrechner nach.
    Beide Frauen waren Frühaufsteherinnen. Sie kamen um sieben zur Arbeit. Gewöhnlich war die meiste Post sortiert, wenn die Bewohner von Crozet durch den Haupteingang traten – außer in den Ferien. Im Spätfrühling trudelten ein paar Liebesbriefe ein, ein paar Postkarten von Frühurlaubern und Rechnungen ohne Ende. Harrys heimlicher Wunsch war es, aller Leute Rechnungen zu verbrennen, zu verkünden, was sie getan hatte, und abzuwarten, was passieren würde. In der Nacht zum 15. April, wenn sich am Bahnübergang Schlangen bildeten, weil die Menschen noch schnell ihre Steuerformulare in den Briefkasten werfen wollten, flammte ein noch größeres Verlangen auf – sie wollte jedes einzelne Finanzamt in Amerika niederreißen. Sie vermutete, dass alle Postangestellten dasselbe empfanden.
    Tiefe Wolken und ein leichter Nieselregen vermochten ihre Laune nicht zu trüben. Die Frühjahrswärme brachte Harry in Hochform.
    Der Computer quiekte. »Ich weiß, dass ich alles richtig gemacht habe, wieso spricht er mit mir?«, wunderte sich Miranda.
    »Schalten Sie aus und versuchen Sie’s noch mal.«
    »Keine Lust.« Hocherhobenen Hauptes wandte sich Miranda von dem unbotmäßigen Gerät ab.
    Ein Klopfen an der Hintertür weckte Tee Tucker auf. Ehe sie bellen konnte, hastete Susan, ihre Züchterin, herein. Sie hielt ihren Regenschirm zur Tür hinaus, schüttelte ihn kräftig, dann schloss sie die Tür und stellte den Schirm rechts daneben ab.
    »Trüber Tag heute, Mädels.«
    »Gut für meine Iris«, erwiderte Mrs Hogendobber, eine passionierte Gärtnerin.
    »Miranda, haben Sie wieder Orangenteilchen gemacht?« Susan schnupperte den verführerischen Duft.
    »Allerdings. Greifen Sie zu.«
    Susan hatte bereits eins verzehrt, bevor Miranda den Satz beendet hatte.
    »Schweinchen«, sagte Harry lachend zu ihrer besten Freundin.
    »Ich weiß.« Susan leckte sich seufzend die Lippen. »Ist dein Ruf erst ruiniert …« Sie aß noch eins.
    »Sie wird sich ein Rudergerät zu Weihnachten wünschen«, bemerkte Mrs Murphy.
    »Aber sie wird es nicht benutzen. Kein Mensch benutzt diese Dinger«, sagte Tucker.
    »Boom Boom benutzt ihres.« Pewter schlug ein Auge auf. Sie hatte auf dem Stuhl an dem kleinen Tisch im Hinterzimmer ein Nickerchen gemacht.
    »Natürlich.« Mrs Murphy steckte ihre Pfote in ein offenes Schließfach. »Ist es nicht köstlich, wenn die Kuvertfenster der Rechnungen so knistern, wenn man sie berührt?«
    »Beiß rein«, stachelte Pewter sie an.
    »Lieber nicht. Mom ist immer noch böse auf dich wegen deiner schamlosen Vorführung auf
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