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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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schien politisch eine kaum merkliche Wende zu vollziehen.
    »Wir haben keinen Gesamtplan!« Archie runzelte die Stirn. Worauf wollte Vane-Tempest hinaus?
    »Dieser Plan für das Reservoir ist das Papier nicht wert, auf dem er gedruckt ist.« Don Jackson schüttelte den Kopf. »Frühere Ausschüsse haben weder diesen Bevölkerungszuwachs noch die Verbrauchsspitzen in Richmond und sogar Washington an den Wochenenden vorausgesehen. Unsere Infrastruktur ist erbärmlich unzureichend, einschließlich unserer Wasserversorgung.«
    »Wäre es nicht vernünftig, unsere sämtlichen Wasserressourcen aufzulisten?« Fair Haristeen erhob sich. »Wir haben den Abfluss von den Blue Ridge Mountains, der, wenn ich das richtig sehe, in den ursprünglichen Reservoirplan mit einbezogen wurde. Wir haben die Reste des Reservoirs von Sugar Hollow. Wir haben die Flüsse Rivanna, Mechum und James, die sich noch als brauchbar erweisen dürften.«
    »Er hat recht.« Boom Boom lächelte, was den anwesenden Männern ihrerseits ein Lächeln entlockte.
    »Peinlich«, flüsterte Harry Mrs Murphy und Pewter zu.
    »Und wenn wir versuchen, die Flüsse zu stauen, wissen wir, was der Staat mit uns macht? Ha!« Archie hob die Hände. »Ganz zu schweigen von der katastrophalen Umweltzerstörung.«
    »Wir können nicht der einzige Bezirk sein, der bereit ist, Zuzügler aufzunehmen.« Jetzt stand Sir H. Vane-Tempest auf. Er war Anfang siebzig, strotzte von Vitalität und kleidete sich gut, wenngleich die breite Krawatte für diesen Anlass zu protzig wirkte. »Ein Hauptreservoir, das uns und auch den tiefer gelegenen Bezirken, etwa Buckingham, dient, ist kein abwegiges Konzept.«
    »Und was ist mit dem Grundwasserspiegel?«, warf Dr. Larry Johnson ein. »Was wir auch tun, wir müssen eventuelle Auswirkungen im Auge behalten. Es geht nicht bloß um den Bau eines Reservoirs.«
    Archie setzte sich und verschränkte die Arme.
    Don beugte sich vor. »Das ist genau der Grund für diese Bezirksversammlungen. Unser Ausschuss muss dem Staat Ihre Vorstellungen unterbreiten. Albemarle County kann kein Reservoir finanzieren. Selbst wenn wir die Steuern verdoppeln würden, könnten wir es nicht bezahlen.«
    »Also müssen wir nach Richmond, so oder so?« Halb fragte, halb informierte Jim Sanburne die Zuhörer.
    »Zu viel staatliche Einflussnahme! Richmond wird es nur noch schlimmer machen. Guckt euch doch die Umgehungsstraße an.« Tante Tally sprach von einem festgefahrenen Verkehrschaos, das der Staat nicht beheben konnte; jeder Plan war schlechter als der vorhergehende.
    Beifälliges Nicken im Publikum.
    »Unterirdisch muss genug Wasser da sein. Es muss.« Ridley Kent schüttelte den Kopf.
    »Ridley, wenn du ein Gehirn hättest, wärst du gefährlich.« Vane-Tempest lachte schallend über seinen eigenen Witz.
    Ridley, der so leicht nichts persönlich nahm, lachte mit. »Ich meine es ernst. Es gibt unterirdische und überirdische Flüsse.«
    »Genau. Man muss die Wasserressourcen auflisten«, wiederholte Fair.
    Endlich meldete sich Blair zu Wort. »Der Meinung bin ich auch. Aber sind diese Machbarkeitsstudien nicht auch teuer?« Als relativer Neuankömmling in Crozet hatte er gelernt abzuwarten, bis er an der Reihe war. Natürlich konnte man sich nicht einreihen, ehe man seinen Platz in der Gemeindehierarchie kannte, und der wurde ihm allmählich klar. Dank seines Einkommens und seines unverschämt guten Aussehens pendelte er sich in der Mitte ein, viel höher, als wenn er ohne diese Eigenschaften dastünde. Weil er kein Südstaatler war, wuchsen ihm zuweilen die festgefügten, unausgesprochenen Regeln über den Kopf. In dem Fall erläuterte Harry sie ihm.
    »Entsetzlich teuer.« Archie beugte sich wieder vor.
    »Wir wissen, dass es eine Menge Wasser gibt, eine ganze Menge.« Herb Jones’ raue Stimme erfüllte den Raum. »Doch egal, wie viel, egal, wo, wir können es nicht stauen oder heraufpumpen, ohne irgendjemandes heilige Kuh zu schlachten.«
    Archie sprang auf. »Das verbitte ich mir!«
    »Setzen Sie sich, Arch«, befahl Jim ruhig.
    Archie hörte nicht auf ihn. »Sie deuten an, weil meine Farm dem Reservoir im Weg ist, hätte ich bestimmt etwas zu gewinnen. Ich meine, ich habe etwas zu verlieren!«
    »Ach, Archie, ich habe gar nichts angedeutet, aber Sie haben mich bestätigt.« Allgemeines Gelächter, dann wurde es still, als der allseits beliebte alte Pastor fortfuhr: »Ein Projekt wie dieses kann unmöglich auf den Weg gebracht werden, ohne die einen zu
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