Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
bereichern und anderen zu schaden. Sobald der Staat einschreitet und Land für das sogenannte Allgemeinwohl requiriert, ist alles nur noch reine Bauernfängerei.«
    »Sehr richtig«, warf Ned ein.
    »Und was ist mit den Voranschlägen für die Arbeiten? Wer würde das Reservoir bauen? Finden Sie etwa, dass das keine politische Angelegenheit ist?« Vane-Tempest stand wieder auf.
    »H. Vane, ich bin nicht im Baugeschäft.« Archie funkelte seinen ehemaligen Kollegen böse an, da er irrtümlich annahm, seine Kritik richte sich gegen ihn.
    »Nein, aber Tommy Van Allen.« Vane-Tempest triumphierte sichtlich.
    »Er ist nicht gerade mein bester Freund.« Archie räusperte sich. »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Meine Herren, Van Allen hat nichts zu verbergen. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben.« Jim Sanburne wollte diese Versammlung hinter sich bringen.
    »Das heißt, Sie kennen auch Archie schon sein ganzes Leben. Mein Beileid«, stichelte Vane-Tempest, der Archies Überempfindlichkeit satthatte. Einige lachten. Sarah stieß ihren Mann an, damit er sich zusammennahm.
    »Wissen Sie was, wenn ich nicht in offizieller Funktion hier wäre, würde ich Ihnen die Fresse einschlagen.« Archie ballte zur Verwunderung der Anwesenden die Fäuste. Er war gereizt und fühlte sich beleidigt, wo doch nur eine humorvolle Auflockerung beabsichtigt war.
    »Das reicht.« Mim erhob sich und stellte sich vor die Versammlung. »Wir brauchen mehr Informationen. Wenn wir den Staat um eine weitere Studie bitten, dann ist das zu seinem Vorteil und geht auf unsere Kosten. Wir sind durchaus imstande, die Wasserquellen selbst aufzulisten. Sobald wir das getan haben, können wir unseren eigenen Plan aufstellen und dem Staat unterbreiten, ein Präventivschlag, wenn Sie so wollen. Archie und Donald, Sie nehmen sich das Keswick-Cismont-Gebiet vor.«
    »Moment mal. Darüber müssen wir abstimmen.« Archies Gesichtsfarbe wechselte von Rot zu Kalkweiß.
    »Zur Abstimmung«, sagte Miranda.
    »Es liegt kein Antrag vor«, sagte Jim.
    »Ich beantrage, dass die Bezirksabgeordneten vor unserer nächsten Versammlung alle möglichen Wasserquellen in Albemarle County auflisten.« Boom Boom formulierte den Antrag kurz und bündig.
    »Ich unterstütze den Antrag«, sagte Vane-Tempest.
    »Zur Abstimmung«, wiederholte Miranda.
    »Alle, die dafür sind, sagen: Ja.« Jim ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
    »Ja«, erschallte die Antwort.
    »Gegenstimmen.«
    »Ich«, sagte Archie. »Ich habe genug Arbeit.«
    »Wenn Sie in den Bezirksausschuss wiedergewählt werden wollen, sollten Sie Ihre Einstellung lieber ändern«, warnte Mim. Aus ihrem Mund war es keine leere Drohung.
    Als die Versammlung sich auflöste, schob sich Boom Boom durch das Gedränge nach hinten. »Harry, vergiss nicht, dass du Donnerstagabend mit mir zu Lifeline gehen wolltest.«
    »Ich weiß.« Harry zeigte keine Begeisterung.
    »Acht Uhr an der Kirche.«
    »Acht Uhr.«
    »Haha«, kicherte Mrs Murphy. »Boom Boom hat sie festgenagelt.«
    »Sie hat’s versprochen. Arme Mom. Das hat sie nun davon.« Tucker fand es aber auch lustig. Lifeline war eine Gruppe, die Nabelschau betrieb, eine geistige Erweckung mit Unmengen von Psychogelaber. Harry würden von der ersten bis zur letzten Minute die Haare zu Berge stehen, aber sie hatte sich da vergangenen Herbst in Gegenwart ihrer Freundinnen hineinziehen lassen, und nun, da ein neuer Lifeline-Zyklus begann, musste sie ihr Versprechen halten.
    Miranda eilte hinaus, von ihren Kirchenfreundinnen umringt. Sie sangen im Chor der Kirche Zum Heiligen Licht. »Bis morgen, Harry.«
    »Frisch und munter.« Harry lächelte.
    Fair holte sie ein und beugte sich zu ihr herunter. »Glaubst du, jemand hat Archie dafür bezahlt, sich so querzustellen? Es ergibt keinen Sinn. Er ist so reizbar.«
    »Er blockiert alles, was den Zuzug weiterer Personen in den Bezirk ermöglicht. Ein Reservoir würde das bewirken. Zumindest glaube ich, dass es darum geht. Er sagt das eine und tut das andere.«
    Fair lächelte über die hellsichtige Analyse seiner Exfrau, aber er fragte sich, was mit Archie Ingram los war, zwar kein besonders sympathischer, aber stets ein prinzipientreuer Mensch.
    Boom Boom, die Harry den Rücken zugekehrt hatte, sprach mit Blair über seinen Porsche.
    Sir H. Vane-Tempest und Sarah hasteten vorüber und blickten über die Schulter. Archie folgte ihnen gemächlich. Sie entkamen aus dem Haupteingang, doch Archie wurde von Ridley Kent abgefangen, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher