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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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Postamt vorüberfuhren. Der Frühling schlug alle in seinen Bann. Die Menschen lächelten.
    Es wurmte Cynthia, dass Blair sich nicht daran erinnern konnte, wer auf ihn geschossen hatte. Man hatte die Kugel nicht gefunden – die Handschrift eines umsichtigen Mörders. Sie wusste, der Fall war noch nicht abgeschlossen, und sie verdächtigte H. Vane-Tempest. Aber welchen Verdacht sie auch haben mochte, ein Verdacht war kein Beweis, und Blairs Ärzte bestätigten, dass ihm die Stunden, die dem Schuss vorausgingen, »verloren gegangen« sein könnten. Sie seufzte. »Wie geht es Blair heute?«
    »Er hat wieder etwas Farbe im Gesicht.« Mrs Hogendobber bot Cynthia ein Plätzchen an, nachdem sie Pewter vom Tisch gescheucht hatte.
    Allerdings zu spät, denn Pewter hielt schon das nächste Plätzchen fest im Maul. Sie kaute ein Stückchen, dann riss sie den Rest mit den Krallen auseinander. »So werde ich es mit dem Blauhäher machen.«
    »Träum schön weiter.« Murphy hörte sich die Einzelheiten ungerührt an.
    »Ungläubiger Thomas«, gurrte Pewter, die sich gerade fabelhaft fühlte, weil es ihr gelungen war, ein Plätzchen zu stibitzen.
    »Wir haben Glück gehabt.« Murphy hüpfte vom Schalter und rieb sich an der schneeweißen Brust des Corgis. Sie liebte den Hund von Herzen, auch wenn sie das niemals laut sagen würde.

    »Wir haben Blair gerettet.« Tucker leckte Murphys Ohr.
    »Ja.« Sie rieb ihre Wange an Tuckers Wange.
    Big Mim, Little Mim, Herb und Tally kamen herein. Cynthia sagte nichts von dem Fund der Drogenunterlagen, weil Big Mim es schon wusste. Wenn Rick Shaw sie nicht in der Sekunde anrief, in der er etwas erfuhr, machte sie ihm das Leben schwer. Zum Ausgleich dafür spendete sie reichlich für zahlreiche Polizei- und Benefizveranstaltungen.
    »Wir sind alle erleichtert, dank Ihnen.« Miranda schüttelte Cynthia die Hand.
    »Ich habe wirklich kein Lob verdient.«
    »Sie sind zu bescheiden. Stundenlang Leute verhören, Ortsbegehungen machen, über Beweismitteln brüten – niemand sieht, wie viel Arbeit das ist.« Mim lächelte.
    Tally sagte abrupt: »Diesen Samstag um drei sind Sie bei mir auf dem alten Friedhof zu einer Beerdigung eingeladen.«
    »Oh nein! Wer ist -« Miranda eilte hinzu, um Tally zu trösten, die Schweigen gebietend die Hand hob.
    »Das erkläre ich bei der Beerdigung. Reverend Herb wird den Gottesdienst abhalten, und anschließend werde ich mithilfe meiner Nichte Erfrischungen reichen und Ihnen erzählen, wer gestorben ist und warum. Ich werde nicht mehr lange leben. Ich muss Ihnen sagen -« Sie hielt inne und stützte sich auf den Schalter. »Ich muss Ihnen sagen, wie alles an einem haften bleibt. Die Vergangenheit, meine ich. Die Vergangenheit lebt durch uns. Selbst wenn kein Mensch mehr ein Geschichtsbuch liest, selbst wenn ganze Völker sich der Unwissenheit verschreiben, bewegt die Vergangenheit uns wie der Mond die Gezeiten. Bitte kommen Sie.«
    »Natürlich kommen wir.« Mirandas Stimme, voll warmen Mitgefühls, brachte Tally beinahe zum Weinen.
    »Ich werde da sein. Danke, dass Sie mich eingeladen haben«, sagte Harry.
    »Alle Wetter!« Pewter war verblüfft.
    Als die Gruppe einschließlich Cynthia gegangen war, sortierten Harry und Miranda die Post und fegten dann den Boden.
    »Warum hat Tally mich wohl zu der Beerdigung eingeladen?«, fragte Harry.
    »Ich glaube, es hat etwas mit Ihnen zu tun.«
    »Mit mir?«
    »Mit Ihren Vorfahren. Es gab Gerüchte über Tally und Ihren Urgroßvater. Ich war zu jung, um dem Beachtung zu schenken. Aber es gab Gerüchte. Das war vor meiner Zeit. Mutter hat sich daran erinnert.«
    »Samstag werden wir es wohl erfahren.«
    »›Wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.‹« Sie stellte den Besen zurück in die Besenkammer. »Erlösung. Ich nehme an, was immer sie uns erzählen wird, am Samstag geht es um Erlösung.«
    »Welches Kapitel, welcher Vers?«
    »Erster Brief des Petrus, erstes Kapitel, achtzehnter und neunzehnter Vers.«
    »Sie verblüffen mich.«
    »Zu meiner Zeit haben wir es auswendig gelernt. Das bleibt hängen.«
    Harry hob Murphy hoch und küsste sie auf den Kopf. Sie dachte daran, wie die Tiere den Porsche gefahren hatten, und wusste, dass sie es niemandem erzählen konnte.
    »Miranda, glauben Sie wirklich, dass Menschen erlöst werden können? Dass ein Mörder erlöst
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