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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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es wollte, und er erwartete, dass seine Hilfskräfte anwesend waren. Die Erfüllung seiner Ansprüche bezahlte er sehr gut.
    Ihm gegenüber saß Howard Fenton und ordnete blau gebundene Aktenordner, zwölf an der Zahl. Sein Assistent, ein Jurist frisch von der Yale University, prüfte jedes einzelne Dokument noch einmal genau nach.
    Mit einem Füllfederhalter, dem einzig adäquaten Schreibgerät, unterschrieb Vane-Tempest die letzte Akte.
    Hinter ihm standen seine beiden Sekretäre, deren Aufgabe heute darin bestand, die Dokumente als Zeugen zu unterschreiben.
    Howard sah die beiden Männer an – Vane-Tempest beschäftigte keine Sekretärinnen, nur Sekretäre, die dazu noch mehrere Sprachen beherrschen mussten.
    »Ist der Betreffende im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte?«
    »Ja«, erwiderten sie gleichzeitig.
    »Hat er dieses Dokument freiwillig und ohne Zwang unterzeichnet?«
    »Ja.«
    Vane-Tempest zog eine Augenbraue hoch. »Brauchen Sie meine Blutgruppe?«
    Howard erwiderte humorlos: »Nicht nötig, Sir.«
    »Weiter.« Vane-Tempest streckte die Hand aus. Seine ultraflache Uhr war halb verdeckt von seiner Manschette.
    Der junge Jurist von der Yale University reichte ihm ein weiteres Dokument. Es hatte einen beigefarbenen Deckel, der es von den anderen unterschied.
    »Hmm.« Vane-Tempest las rasch. Für einen Laien kannte er sich recht gut aus mit juristischen Sachverhalten. Durch Jahrzehnte als Geschäftsmann und Grundstücksmakler sowie eine strapaziöse Scheidung hatte er sich die Grundlagen angeeignet: Hau die anderen übers Ohr, bevor sie dich übers Ohr hauen.
    In diesem Augenblick war er nicht daran interessiert, jemanden zu übervorteilen. Er erging sich in einem großzügigen Akt.
    »Ich denke, Sie werden es genau so vorfinden, wie Sie es diktiert haben, Sir -«
    »Ich weiß, Howard, aber nur ein verdammter Idiot unterschreibt einen Vertrag, ohne ihn zu lesen, selbst wenn er ihn diktiert hat. Wenn Sie sich langweilen«, – seine Stimme wurde säuerlich, und das mit Recht, denn er zahlte seiner Anwaltskanzlei einen Vorschuss von einer Million Dollar –, »können Sie mit meiner schönen Frau in ihrem schönen Garten spazieren gehen.«
    »Ich langweile mich nicht.«
    »Freut mich sehr, das zu hören.« Er las weiter, und nach zehn Minuten unterzeichnete er die Dokumente mit beigefarbenem Deckel, wiederum zwölf Exemplare.
    Die schwarze Tinte, ihrer kräftigen Tönung wegen eigens aus Italien eingeflogen, glänzte auf der letzten Seite des letzten Dokuments. Vane-Tempest blies auf das Blatt.
    Der junge Assistent warf wiederholt einen verstohlenen Blick auf Sarah, die im üppigen Licht noch atemberaubender aussah. So was kann man also mit Geld kaufen, dachte er bei sich.
    »Soll ich Mr Bainbridge die Teotan-Papiere eigenhändig überbringen?«
    »Ja. Wie Sie wissen, liegt Mr Bainbridge im Krankenhaus. Überanstrengen Sie ihn nicht.«
    »Ich glaube, trotz seiner Verletzungen wird dies seine Lebensgeister wecken.«
    »Das will ich hoffen, Howard. Üble Sache. Die Polizei wird den Verbrecher nicht finden. Tut sie ja nie. Ihr Amerikaner hegt eine merkwürdige Missachtung für Strafe und Abschreckung.«
    »Sir?« Howard stand auf, als sein Mandant sich erhob.
    »Wenn ihr sie erwischt, lasst ihr sie auf Bewährung frei oder setzt die Strafe aus. Wenn sie im Gefängnis sind, trainieren sie mit Hanteln oder sehen fern. Teufelsinsel, Herrgott, schickt sie auf die Teufelsinsel. Ihr werdet sehen, wie eure Kriminalitätsraten in den Keller gehen.«
    »Ganz Ihrer Meinung.« Und das war sein Ernst.
    »Dann fort mit Ihnen.« Vane-Tempest lächelte freundlich, als Sekretär Nummer eins die beiden Anwälte zur Eingangstür geleitete.
    Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Sein Sommerflieder, ein spät blühender Strauch – aber in diesem Jahr blühte ja alles spät –, war voller Schmetterlinge.
    Er trat ins Freie, und er fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Er legte seinen Arm um Sarahs Schultern und führte sie zu der weitläufigen gepflegten Rasenfläche, dem Krocketfeld, das nach Norden lag. Den Blick nach Westen, den schönsten Blick auf die Berge, ließ er wohlweislich unverstellt. Hier ging der Rasen in eine Heuwiese über.
    »Frühling. Endlich. Unwiderruflich.«
    »Ja.«
    »Ich habe auf meinen Anteil und folglich auf deinen Anteil an Teotan verzichtet«, teilte Vane-Tempest seiner Frau mit.
    »Was?« Die Bestürzung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Er hob die Hand. »Geduld. Lass
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