Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
habe Biddy Minor geliebt. Ich habe ihn geliebt wie keinen anderen Mann auf Erden, und er hat mich auch geliebt.«
    Mim legte die Arme um ihre Tante und fragte leise: »Hast du dein Baby getötet?«
    »Nein, nein, das hätte ich nie gekonnt.«
    »Hat Biddy es getan?«
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    »Daddy. Er hat mir die Kleine aus den Armen gerissen und sie erstickt.«
    Mim schauderte. »Das tut mir so leid.«
    »Man hat mir die Schwangerschaft kaum angesehen. Momma hat es vermutet, aber ich habe das Blaue vom Himmel gelogen.«
    »Was hat Biddy getan?«
    »Daddy hat gesagt, wenn Biddy einen Fuß auf sein Grundstück setzte, würde er ihn umbringen. Ein verheirateter Mann, der mit einem jungen Ding tändelt – so hat er mich genannt, ein junges Ding. Aber oh, ich habe Biddy Minor geliebt, und ich habe einen Weg gefunden, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Veenie – weißt du noch, unser Hausmädchen? Sie war noch in der Sklaverei geboren, so alt war sie – Veenie erzählte ihm, dass ich das Baby zur Welt gebracht und dass Dad es getötet hatte. Ich wollte das Baby. Es war alles, was ich je von Biddy haben würde. Er konnte sich nicht scheiden lassen. Das ging damals nicht.«
    »Ja, das weiß ich noch.«
    »Und Daddy wollte mich standesgemäß verheiraten. Wenn jemand von dem unehelichen Kind gewusst hätte, wäre er mich nicht mal mehr an den Milchmann losgeworden.«
    »Ich verstehe.« Mim stand auf und wischte sich die Knie sauber. Sie half Tally auf. Sobald Tally auf den Beinen war, ging sie mit zögernden Schritten zu dem Skelett. Sie kniete sich hin. Tucker winselte.
    Tally sah Tucker an. »Sie war das allerliebste kleine Mädchen, mit roten Locken, genau wie meine, als ich klein war.« Sie berührte die Hand. »Und ich werde nie vergessen, wie sie ihre winzigen Fingerchen um meinen Finger geschlossen hat. Sie war mein lebendiges Andenken an Biddy.« Tally stützte den Kopf in die Hände und schluchzte.
    Mim, deren Augen ebenfalls feucht waren, kniete sich hin, las die Knochen auf und legte sie zurück in den Koffer.
    »Ich glaubte, Daddy hätte sie beerdigt, aber eines Abends war er betrunken und sagte, er hätte sie in einen Koffer gestopft und zum Gerümpel geworfen. Ich dachte daran, sie zu suchen, aber ich konnte es nicht, verstehst du, Mimsy, ich konnte es nicht.«
    »Du warst noch ein Mädchen und hattest dein Leben nicht in der Hand. Wie kam es, dass Jamie Biddy erschoss?«
    »Als Biddy erfuhr, was Daddy dem Baby angetan hatte, kam er hierher, um ihn zu töten. Ich sagte Jamie, dass ich ihm vertraute, und ich dachte, er liebte mich. So wild er war, Jamie konnte man vertrauen. Doch sobald Biddy einen Fuß auf unser Land gesetzt hatte, tötete ihn Jamie, weil er wusste, dass Biddy Daddy umbringen würde für das, was er getan hatte. Und ich glaube, im Grunde seines Herzens dachte Jamie, er würde mich schützen. Er wusste, dass ich Biddy wieder nachlaufen und unser aller Leben ruinieren würde. Ich habe Jamie nie gehasst für das, was er getan hat, aber Daddy habe ich gehasst. Ich habe Daddy für den Rest seines Lebens gehasst, und ich hasse ihn noch heute.« Sie berührte ein Stück rosa Band an dem Häubchen und bat flehentlich:
    »Übergib sie nicht dem Sheriff.«
    »Nein. Wir begraben sie bei der Familie auf dem Hügel. Sie ist eine von uns. Ob jemand davon weiß oder nicht.« Mim schloss den Koffer, als enthielte er die kostbarsten Gegenstände der Welt, dann half sie Tally auf, und sie gingen langsam zurück zu Mims Bentley.
    Tucker ging zu den Katzen. »Arme Tally.«
    »Das ist, wie wenn ein Kater junge Kätzchen tötet«, sagte Pewter.
    »Der alte Urquhart ist sicher in dem Glauben gestorben, das Richtige getan zu haben.« Tucker sah zu, wie Mim ihrer Tante die Tür aufhielt und den Koffer auf ihren Schoß stellte.
    »Die Menschen rechtfertigen alles. Ob sie nun einen töten oder Millionen. Sie finden immer einen Grund, warum das rechtens ist.« Pewter hatte das letzte Wort.

 
60
     
    An einem herrlichen Nachmittag in der darauffolgenden Woche erteilte Sarah ihren Gärtnern Anweisungen. H. Vane-Tempest, in einem Rollkragenpullover aus einer Kaschmir-Leinen-Mischung, arbeitete in seinem Nebenbüro, das er nur bei schönem Wetter benutzte und das in einer verglasten Veranda untergebracht war. An besonders schönen Tagen konnte er sämtliche Türen öffnen, die über die gesamte Breite des Raumes verliefen.
    Er hielt nicht viel von der üblichen Arbeitswoche. Er tat, was er wollte, wann immer er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher