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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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kann dies alles reparieren. Ich habe gute Leute.«
    »Ich weiß nicht.« Sie hielt inne und blickte zum Himmel. Die Farben wechselten von Gold zu Rosa und wieder zu Gold, und die Sonne überflutete die Welt mit Licht. »Verrückt.«
    »Hmm?«
    Sie zeigte mit ihrem Stock auf die Blutlache.
    »Ja. Jetzt ist alles vorbei.«
    »Für Archie jedenfalls. Verdammter Idiot. Wir sind hier im Süden. Man nimmt einem anderen Mann nicht die Frau weg, ohne mit Vergeltung zu rechnen.«
    »Und deswegen hält uns der Rest des Landes für unzivilisiert. Wir gehen in die Luft. Unter der Manierentünche sind wir Tiere.«
    »Bist du ein Tier, meine Liebe?« Tally hob eine silbergraue Augenbraue.
    »Ja. Wenn man mich herausfordert, werde ich zum Tier. Warum soll ich mir was vormachen?«
    »Die Frage ist, was fordert die Menschen heraus? Liebe? Geld? Prestige? Besitz? Ich weiß es nicht. Mir scheint, wofür Menschen töten und sterben, das sind Petitessen.«
    »Du bist alt. Du bist vergesslich.«
    Tally drehte sich blitzschnell zu Mim hin, den Stock über dem Kopf. »Hol dich der Teufel.«
    »Leidenschaft, Tante Tally. Siehst du, du hast sie noch in dir.«
    Tally nahm den Stock herunter und lachte. »Du bist schlau. Ich vergesse manchmal, wie schlau du bist.«
    Mim lenkte von dem Kompliment ab. »Kommen wir wieder zur Sache.«
    »Wenn es sein muss«, lautete die mürrische Antwort.
    »Erster Punkt. Lass mich meine Leute hierherbringen und die Scheune ausräumen. Ich lasse hier alles so wiederherstellen, wie es in meiner Kindheit war. Wie gerne habe ich hier gespielt. Und die Tanzveranstaltungen in der Scheune! Mutter hat bunt gemusterte Baumwollkleider getragen, und Daddy hat gelacht und gelacht. Was waren das für Zeiten, bevor – bevor sich alles so verändert hat.«
    »Veränderung gehört zum Leben. Manchmal ist es gut und manchmal nicht. Meistens ist es beides. Eine Veränderung kann schlecht für mich sein, aber gut für den Menschen ein paar Häuser weiter.«
    »Vielleicht kann ich sie dazu kriegen, sich den Koffer anzugucken.« Tucker wackelte mit dem schwanzlosen Hinterteil, als Mim ihr zuzwinkerte.
    »Du kannst es versuchen.« Pewter zuckte die Achseln.
    Tucker stürmte ins Dickicht und bellte wie eine Irre.
    »Was hat sie wohl da drin?«, wunderte sich Mim.
    »Traktorfriedhof. Ratten oder Mäuse.«
    Die beiden Frauen nahmen die Diskussion über die Gebäude wieder auf, doch Tucker bellte weiter.
    »Ich gehe nachsehen. Vielleicht hat sie sich verletzt.« Mim schob sich zwischen den knospenden Sträuchern durch, die zum Teil mit widerwärtigen Dornen bestückt waren. Sie hörte den kleinen Hund unter dem Chevy.
    Mim, die auf dem Land aufgewachsen war, zögerte. Sie mochte sich nicht hinhocken und sich unmittelbar einem zähnefletschenden Fuchs oder einem anderen Höhlengeschöpf gegenübersehen. Aber Tuckers flehendes Gebell gewann die Oberhand über ihre instinktive Vorsicht. Sie kniete sich hin und sah Tucker mit Inbrunst im Lehm graben, sodass der Dreck nur so hochflog.
    »Guck mal!« Tucker zog an einer Ecke des Koffers.
    Mim packte die vorstehende Kante. Sie zog den Koffer zu sich hin. Sobald sie ihn an sich genommen hatte, verstummte Tucker.
    »War es das, was du wolltest?« Mim sah ihr in die schönen braunen Augen.
    »Mach auf.«
    Mim ließ den Deckel aufschnappen. »Oh Gott«, stöhnte sie und wich zurück.
    »Was machst du da drin?!«
    »Tucker hat einen alten Koffer ausgegraben, mit einem winzigen Skelett und Resten von einem Häubchen und einem Kleid aus Spitze.« Sie machte den Koffer zu und kämpfte sich durchs Laubwerk zurück, dicht gefolgt von Tucker.
    »Ich will das nicht sehen.« Geisterhafte Blässe überzog Tallys Gesicht. »Bring das zurück, Marilyn.«
    »Das kann ich nicht. Ich muss das Skelett Rick Shaw übergeben. Das Kind wurde ermordet. Warum hätte man es sonst in einen Koffer gestopft?« Mim sah, dass Tally sich an die Brust griff und taumelte. »Tante Tally.« Sie ließ den Koffer fallen, aus dem das Skelett herauspurzelte, und stützte ihre Tante.
    »Oh nein.« Tally sah die Kinderknochen.
    Mrs Murphy und Pewter sahen schweigend zu. Tucker setzte sich zu dem Skelett.
    »Bring es zurück«, sagte Tally schluchzend.
    Mim sank mit der alten Dame auf die Knie. Hellsichtig fragte sie: »Was weißt du über das Kind?«
    »Es ist meins!« Tally schluchzte so heftig, dass Mrs Murphy dachte, ihr altes Herz würde brechen.
    »Hat Onkel Jamie deswegen Biddy Minor erschossen?«
    »Ja. Ich wollte sterben. Ich
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