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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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angerufen, aber er war nicht bei der Arbeit.«
    »Typisch.« Archie klopfte mit seinem Bleistift auf die Tischplatte. »Diesen undankbaren Job wollte er doch ausschließlich, um herauszufinden, wann und wo wir Straßen erschließen und kommerzielle Baugenehmigungen erteilen. Das gibt ihm mehr Zeit für die Erstellung eines günstigen Kostenvoranschlags.«
    »Kommen Sie, Archie, das glauben Sie doch selbst nicht.«
    »Und ob ich das glaube.« Archie klappte den Mund zu wie eine Schildkröte.
    Harry, Mrs Murphy, Tucker und Pewter saßen in der Mitte neben Miranda Hogendobber, Harrys Mitarbeiterin im Postamt. Auch Susan und Ned Tucker, Harrys Exmann Fair Haristeen und Boom Boom Craycroft waren da. Für die Witwe Craycroft hegte Harry keinerlei freundschaftliche Gefühle.
    Blair war als Begleiter von Mims Tochter Marilyn mitgekommen.
    Little Mim, wie sie genannt wurde, stand vorn bei ihrer Mutter, die sich bereits in die große Karte des Bezirks vertieft hatte.
    Sir Henry Vane-Tempest – von allen H. oder H. Vane genannt – saß an der Seite; seine Hornbrille war ihm auf die lange Nase heruntergerutscht. Er hatte die Vorsichtsmaßnahme getroffen, die Büros sämtlicher Bezirksabgeordneten zu verwanzen. Einmal die Woche wurden ihm die Abschriften von Tareq Said, dem Firmenchef von Said and Trumbo Investigations, diskret auf die Farm gebracht. Vane-Tempest sorgte dafür, dass seine Frau nichts davon erfuhr. Niemand wusste davon, und so wollte H. es auch weiterhin halten. Neben ihm saß Ridley Kent, ein reicher Taugenichts, dessen Hauptbeschäftigung darin bestand, den Frauen auf die Oberweite zu starren. Zufällig saß er neben einem ansehnlichen Exemplar. Sarah Vane-Tempest war H. Vanes eheliche Trophäe, eine elegante Blondine, die ihre kühle Schönheit kaum ihrer teuren Garderobe zu verdanken hatte.
    »Die ganze Bande ist hier«, sagte Susan zu Harry.
    »Beängstigend, nicht?«, erwiderte Harry spöttisch.
    »Negative Gefühle fressen den Menschen auf und zerstören die Gesundheit«, girrte Boom Boom.
    »Halt den Mund, Boom.«
    »Genau das meine ich.« Boom Boom richtete ihre violetten Augen auf Harry.
    Archie bemerkte Mrs Murphy, die zur Karte schlenderte. »Schaffen Sie die Katze hier raus.«
    »Ich muss doch sehr bitten.« Mrs Murphy starrte ihn an.
    »Mary Minor Haristeen, die Tiere haben hier nichts zu suchen.« Archie zeigte auf Pewter auf ihrem Schoß und Tucker, die zu Fairs cowboygestiefelten Füßen saß.
    »He, Murphy, spring aufs Pult und blas ihm einen Thunfischfurz mitten ins Gesicht«, rief Pewter ihr zu.
    »Wie ungehobelt.« Mrs Murphy kicherte, sprang aber aufs Pult und sah Archie direkt in die Augen.
    »Murphy -«, rief Harry.
    »Du bist ein armseliges Exemplar von einem Säugetier«, teilte sie Archie mit, der sie bloß anblinzelte.
    »Sie sagt, sie ist eine Einwohnerin von Albemarle County, und die Wasserversorgung betrifft auch sie.« Mims vornehme Stimme schuf Ruhe im Raum.
    »Sehr richtig, Herzelchen«, sagte der bodenständigere Jim.
    Alles lachte.
    »Dann behalten Sie die Katze wenigstens bei sich«, sagte Archie zu Harry.
    Mrs Murphy, die sich in der vollen Aufmerksamkeit aller Anwesenden sonnte, warf sich auf die Seite und hob herausfordernd den Kopf.
    »Ist sie nicht entzückend! Sie weiß, dass wir von ihr sprechen«, rief eine ältere Dame aus.
    »Mir wird schlecht«, zeterte Pewter.
    »Mrs Murphy, komm hierher«, befahl Harry. Mrs Murphys Allüren verärgerten sie, aber insgeheim freute sie sich auch über Archie Ingrams Missbehagen. Der Mann konnte so aufgeblasen sein.
    Natürlich warf sich Mrs Murphy nun auf die andere Seite und blickte wieder ihre Fans an. Sie stieß ein honigsüßes Maunzen aus.
    »Wie niedlich«, gurrte eine andere Stimme.
    Sogar Tucker sah inzwischen peinlich berührt zu Boden.
    Harry übergab Pewter an Fair, stand auf und schritt an einer Reihe von Schulbänken vorbei zum Mittelgang. »Madame, runter vom Pult.«
    »Auf die Plätze, fertig, los«, trällerte die Tigerkatze, setzte sich auf, schnappte sich mit den Zähnen Archies Bleistift und sprang vom Tisch.
    »He!«, donnerte Archie, der von der ganzen Versammlung ausgelacht wurde. »He, ich will meinen Stift wiederhaben!«
    Mrs Murphy tänzelte zu Sarah Vane-Tempest und ließ den Bleistift vor ihre edel beschuhten Füße fallen.
    »Ich fass es nicht«, rief Pewter ihr zu.
    »Achtung.« Sie schlitterte, Beinen ausweichend, auf den Flur hinaus und setzte sich unter den Trinkbrunnen. Als Harry sie einholte,
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