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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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– Stiefel – stapfen wieder durch den Schnee.« Er hatte immer eine Parodie von einem Lied oder einem Kinderreim oder einem Zitat aus der Literatur parat, die auf die jeweilige Wetterlage paßte. Einige seiner Hörer, wie Lynette Duncan, fanden ihn ungeheuer geistreich; andere wünschten, er brächte bessere Vorhersagen und weniger Literaturzitate.
    Nachdem Wetherby noch mehr Schnee angekündigt hatte, kam die Meldung:
    »Aus Indian Village wurde soeben ein beunruhigender Vorfall gemeldet. Im Clubhaus wurden aus einem Schrank etwa zweitausend Dollar gestohlen. Das Geld wurde von den Mitgliedern des Bridgeclubs in einem großen Glaskrug gesammelt und war als Spende für das Jugendzentrum von Moose County bestimmt. Die Polizei ermittelt.«
    Qwilleran schnaubte in seinen Schnurrbart und schaltete das Radio aus. Er dachte: Brodie hatte recht; es eskaliert… es wird Zeit, alles einzuschließen!

 
    Am 24. Dezember fuhr Qwilleran mittags ins Stadtzentrum, um mit der Belegschaft des Moose County Dingsbums zu feiern. Der Nachmittag war frei, und am Vormittag fand eine Redaktionsfeier statt. Es gab Schinkensandwiches aus Lois’ Imbißstube, einen Kuchen aus der schottischen Bäckerei, Kaffee und Weihnachtsgratifikationen. Arch Riker teilte mit einem lauten »Ho-ho-ho« die Umschläge aus und strahlte dabei über das ganze Gesicht.
    Qwilleran sagte zu ihm: »Das ist ein himmelweiter Unterschied zu den wilden Redaktionspartys, die wir im Süden unten hatten. Dort gab’s nur Unmengen Schnaps, aber keine Gratifikationen.«
    »Erinnere mich bloß nicht daran!« protestierte Riker. »Ich versuche seit fünfundzwanzig Jahren, meine Weihnachtsfeier beim Daily Fluxion zu vergessen. Rosie und ich waren frisch verheiratet, und die ganze Riker-Familie feierte den Weihnachtsabend in unserem Haus – zuerst ein einfaches Abendessen, und dann sollte ich in einem Nikolauskostüm die Geschenke verteilen. So war es jedenfalls geplant. Ich mußte den ganzen Tag arbeiten, aber es sprach sich herum, daß es in allen Abteilungen Weihnachtsfeiern gab, zu denen jedermann eingeladen war. Man brauchte nur sein Glas mitzubringen! Um fünf Uhr begannen wir alle mit unserer Runde – wir besuchten die Nachrichtenredaktion, die Sportredaktion, die Haushaltsredaktion, das Fotolabor (dort war es am schlimmsten), die Anzeigenabteilung, den Vertrieb – den ganzen Laden! Alle waren in Festtagsstimmung, so daß ich meine Frau und meine Familie vollkommen vergaß! Als mich dann schließlich ein paar Typen in einem Taxi nach Hause brachten, kippte ich total um und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf. Mein Gott! Ich war für ein ganzes Jahr in Ungnade gefallen!«
    Qwilleran sagte: »Da warst du nicht der einzige, der versumpft ist. Deshalb haben die Firmen Bürofeiern abgeschafft. Sobald eine Firma einen Prozeß am Hals hat, hört für sie der Spaß auf.«
    Dann zog ihn Hixie Rice, die Leiterin der Anzeigenabteilung, die ebenfalls in Indian Village wohnte, beiseite. »Hast du schon von dem Diebstahl gehört?« flüsterte sie.
    »Der Langfinger von Pickax hat wieder zugeschlagen! Wann wurde das Geld zuletzt gesehen?«
    »Am Abend davor. Wir hatten unsere Weihnachts-Bridgeparty, und alle waren besonders großzügig. Dann brachten wir den Krug wie immer ins Büro des Managers und tarnten ihn mit einer Einkaufstüte.«
    »Aber alle Spieler wußten, wo er aufbewahrt wird, stimmt’s? Da hat jemand gewartet, bis er voll war. Wer sind denn die Spieler?«
    »Vorwiegend Leute aus Indian Village, aber es sind auch ein paar Gastspieler darunter, die aus Pickax oder von anderswo herkommen. Die Einkaufstüte ist übrigens auch weg. Wahrscheinlich haben sie darin das Geld weggetragen. Je nachdem, wie groß die Scheine waren, könnten es an die zweitausend Dollar sein… Hast du Hunger, Qwill?«
    »Ja, holen wir uns ein paar Sandwiches, bevor sich die Geier aus der Lokalredaktion darüber hermachen!«
    Die Redaktionsfeier hatte Qwilleran in eine so feierliche Stimmung versetzt, daß er die weihnachtlich geschmückte Stadt noch nicht verlassen wollte.
    Die Leute kauften jetzt noch hektischer ein, und die Chöre sangen ihre Weihnachtslieder noch lauter. Er erstand noch ein paar weitere Geschenke: ein Parfüm für Polly, einen Schal für Mildred und ein paar kleine Dosen geräucherte Truthahnpastete und Gourmet-Sardinen für die Katzen in seinem Bekanntenkreis.
    Die erste Dose bekam der Langhaarkater im Antiquariat. Der Besitzer des Buchladens war überwältigt und
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