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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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sagte, dies sei das erste Weihnachtsgeschenk, das Winston je bekommen hatte. Eddington Smith war ein sanfter alter Mann, der Bücher liebte, allerdings nicht wegen ihres Inhalts. Er liebte ihre Titel, die Einbände, die Illustrationen, die Papierqualität und die Herkunft der Bücher. Im hinteren Teil des Ladens war ein Zimmer, in dem er schlief, kochte und Bücher restaurierte.
    Vielsagend meinte er zu Qwilleran: »Ich weiß, was der Weihnachtsmann Ihnen bringt!«
    »Sagen Sie es mir nicht. Ich will mich überraschen lassen.«
    »Es ist ein Autor, den Sie sehr mögen.«
    »Das ist gut.«
    »Ich könnte Ihnen seine Initialen sagen.«
    »Bitte, Eddington, keine Hinweise! Zeigen Sie mir nur, was Sie in letzter Zeit hereinbekommen haben.« Er ging nie aus dem Laden, ohne etwas zu kaufen.
    Der Buchhändler kramte in den Kartons herum, bis er eine Schachtel aus dem Nachlaß eines Professors für keltische Literatur fand, der seine letzten Lebensjahre in Lockmaster verbracht hatte; die Gegend erinnerte ihn an Schottland. »Schöne Einbände«, sagte er. »Die meisten dieser Bücher sind auf Reispapier gedruckt. Einige davon sind sehr alt, aber das Leder ist noch in gutem Zustand… Hier ist eines, das 1899 veröffentlicht wurde.«
    Qwilleran sah es sich an. Der Titel lautete Ossian und die ossianische Literatur, und der Autor hieß A. Hammel. »Ich nehme es«, sagte er; vielleicht würde er es Arch Riker als Gag schenken. Beim Hinausgehen rief er: »Fröhliche Weihnachten, Edd! Wenn ich sterbe, hinterlasse ich Ihnen alle meine alten Bücher.«
    »Ich werde vor Ihnen sterben«, sagte der alte Mann ernst, »und ich hinterlasse Ihnen mein Geschäft. Das steht schon in meinem Testament.«
    Am Abend erzählte er Polly Duncan von seinem Kauf. Zum traditionellen gemeinsamen Weihnachtsabend trafen sie sich in ihrer Wohnung. »Heute habe ich bei Eddington ein Buch über Ossian gekauft. Der Autor ist ein gewisser Hammel. Gab es da nicht zur Zeit von Samuel Johnson einen Skandal, in dem es um Ossian ging?«
    »Ja, und eine große Kontroverse«, sagte sie. »Ein Dichter aus dem achtzehnten Jahrhundert behauptete, die Gedichte Ossians aus dem dritten Jahrhundert gefunden zu haben. Dr. Johnson hält dies für einen Schwindel.«
    Nach einem leichten Abendessen fragte sie Qwilleran, ob er lieber Kürbiskuchen oder Obstkuchen mit Joghurteis wolle.
    »Ist es verboten, beides zu essen?« fragte er.
    »Qwill, Lieber, ich wußte, daß du das sagen würdest!… Übrigens, Lynette schimpft immer mit mir, weil ich dich ›Lieber‹ nenne. Sie sagt, das sei altmodisch.«
    »Du bist der einzige Mensch in meinem ganzen Leben, der mich je so genannt hat, und es gefällt mir! Du kannst mich deiner Schwägerin gegenüber ruhig zitieren. Als Frau, die seit zwanzig Jahren keine romantische Beziehung gehabt hat, ist sie wohl kaum eine Autorität in bezug auf Kosenamen.«
    Sie hörten Weihnachtslieder von Schweizer Glockenspielern und französischen Chören. Er las Dickens’ Erzählung über das Weihnachtsessen der Cratchits vor. Sie las Eingeschneit von Whittier vor. Es war in jeder Hinsicht ein schöner Abend, der auch von keinerlei Feindseligkeiten seitens Bootsies getrübt wurde. (Der kräftige Siamkater, der Qwilleran als Rivalen im Hinblick auf Pollys Gunst betrachtete, war in den Keller verbannt worden.) Vielleicht empfanden sie den Abend auch aufgrund der Krise, die Polly hinter sich hatte, besonders intensiv – sie hatten schon befürchtet, nie wieder einen gemeinsamen Weihnachtsabend zu erleben. Der glückliche Abend endete erst, als der Krach an der Kellertür unerträglich wurde.
    Am Morgen des ersten Weihnachtstages läutete bei Qwilleran häufig das Telefon – Anrufe von Freunden, die sich für ihre Geschenkkörbe bedankten. Unter ihnen war eine lebenslustige grauhaarige alte Dame: Celia Robinson. Sie war seine Nachbarin, wenn er in der Scheune wohnte, und sie versorgte ihn mit Hackbraten, Käsemakkaroni und anderen hausgemachten Gerichten, die er im Tiefkühlschrank aufbewahren konnte.
    »Fröhliche Weihnachten, Boß! Vielen Dank für all die schönen Sachen! Und Wrigley bedankt sich für die Gourmet-Sardinen. Er läßt Koko und Yum Yum grüßen. Feiern die beiden schön Weihnachten?«
    »Sie haben etwas von Ihrem Hackbraten gefressen, und somit ist dies ein glücklicher Tag für sie.« Diese mäßig witzige Bemerkung erregte unbändiges Lachen.
    »Wissen Sie was, Boß?« Aus Gründen, die nur er und sie verstanden, nannte sie ihn Boß.
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