Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
Geldautomaten gegenüber dem Lokal. Als ich meinen Hamburger bestellte, bezahlte ich mit einem Zwanzigdollarschein, bekam aber Wechselgeld auf fünf Dollar heraus. Ich machte die junge Frau an der Kasse darauf aufmerksam. Sie rief den Geschäftsführer. Er ging mit den Einnahmen in sein Büro, um das Geld zu zählen und war schneller wieder da, als man seine Finger zählen kann. Er sagte, aus der Kasse sei ersichtlich, daß ich mit fünf Dollar bezahlt hätte. Ich hatte an jenem Abend nur die zwanzig Dollar von dem Geldautomaten bei mir gehabt, aber wie konnte ich das beweisen?« Willard verstummte und trank sein Glas aus.
    Qwilleran sagte: »Erzählen Sie weiter!«
    »Darauf bin ich nicht besonders stolz. Ich nannte ihn einen Gauner und schmiß ihm das Tablett an den Kopf. Ich hoffe, der Kaffee war siedend heiß!… Das ist die ganze Geschichte! Am nächsten Tag wandte ich mich an eine Vermittlungsagentur für Führungskräfte, und hier bin ich!«
    »Hier sind Sie sicher. Wir haben hier keine Fast-food-Restaurants.«
    »Das ist mir ein Rätsel«, sagte der Bankier. »Man könnte in diesem Bezirk eine Menge Geld machen, wenn man ein Einkaufszentrum bauen und Fast-food-Restaurants eröffnen würde… Aber sehen Sie! Ich rede zuviel. Bestellen wir uns doch lieber ein paar Appetithäppchen und noch einen Drink.« Er bestellte Hummus und sagte, daß er sein Pita-Brot warm serviert haben wolle.
    Qwilleran bestellte Baba ghanouj und sagte zu der Kellnerin: »Könnten Sie Onoosh bitte fragen, ob sie Fleischbällchen in kleinen grünen Kimonos machen kann?«
    Es verging keine Minute, als Onoosh auch schon in ihrer weißen Schürze und mit der Kochmütze aus der Küche gestürzt kam. »Mr. Qwill!« schrie sie. »Sie sind es! Ich gewußt, daß Sie es sind!«
    Er war aufgestanden, und sie umarmte ihn stürmisch. Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr unscheinbares Gesicht, und die hohe Mütze rutschte ihr vom Kopf. Es war eine sehr emotionsgeladene Szene, und die anderen Gäste applaudierten, wie es in Pickax so üblich war.
    »Sie ist bloß eine alte Freundin«, erklärte Qwilleran, nachdem sie wieder in der Küche verschwunden war.
    Der Bankier fragte: »Glauben Sie, daß ein Restaurant mit mediterraner Küche in dieser Stadt ankommen wird?«
    »Ich hoffe es. Der Klingenschoen-Fonds unterstützt es im Rahmen des Programms zur Förderung des Stadtzentrums. Außerdem hat Polly Duncan mir gesagt, daß die mediterrane Küche sehr gesund sei.«
    »Ich habe Polly Duncan kennengelernt. Sie ist eine bezaubernde Frau«, sagte Willard mit einem neidischen Unterton. »Sie sind ein Glückspilz. Sie ist attraktiv, intelligent und hat eine wunderschöne Stimme.«
    »Ihre Stimme hat mich von Anfang an fasziniert«, sagte Qwilleran. »›Sanft, zärtlich und mild‹, um Shakespeare zu zitieren. Und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Freundin, die mein Interesse an Literatur teilt – ein wunderbares Gefühl! Außerdem lerne ich ständig etwas dazu. Meine Musikbegeisterung beschränkte sich eigentlich immer nur auf Jazz, doch Polly hat mich in die Kammermusik und die Oper eingeführt.« Er verstummte und lachte. »Aber zum Vogelbeobachten hat sie mich nicht bekehrt, so wie ich sie nicht für Baseball begeistern konnte – oder für Louis Armstrong.«
    »Wie ich hörte, haben Sie in Indian Village getrennte Eigentumswohnungen gekauft. Haben Sie je daran gedacht…«
    »Nein«, unterbrach ihn Qwilleran. »Wir lieben unser Singledasein. Außerdem vertragen sich unsere Katzen nicht.«
    »Wenn ich schon einmal bei neugierigen Fragen bin, darf ich Ihnen noch eine stellen?… Der Klingenschoen-Fonds hat anscheinend Millionen in Moose County investiert – in Schulen, die Gesundheitsversorgung, den Umweltschutz, und so weiter. Woher kommt das viele Geld?«
    »Die Familie Klingenschoen hat hier während der Blütezeit von Moose County ihr Vermögen gemacht – im Gastgewerbe, könnte man sagen. Eine spätere Generation hat das Geld dann klug investiert. Jetzt ist die Familie ausgestorben, und das ganze Geld ist an den Klingenschoen-Fonds gegangen«, erklärte Qwilleran.
    »Ich verstehe«, sagte der Bankier und sah Qwilleran zweifelnd an. »Eine weitere neugierige Frage: Stimmt es, daß Sie der Klingenschoen-Fonds sind?«
    »Nein, ich bin bloß ein unschuldiger Zuschauer.« Wie sollte ein Journalist einem Bankier verständlich machen, daß Geld weniger interessant ist als die Herausforderungen, die sich beim Verfassen von Reportagen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher