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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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verabschiedete sich von den beiden vor sich hin dösenden Tieren und fuhr zu Onooshs Café im Zentrum von Pickax.
    Onoosh Dalmathakia und ihr Partner waren aus dem Süden unten heraufgekommen und hatten hier ihr Restaurant eröffnet; der Moose County Dingsbums und der Lockmaster Ledger, die Zeitung des Nachbarbezirks, hatten ausführlich darüber berichtet. Laut Werbung war die Atmosphäre exotisch: Messingtische mit kleinen Öllämpchen, südländische Wandgemälde und Hängelampen mit Fransen aus Perlenschnüren. In der Küche brachte Onoosh höchstpersönlich den Frauen bei, wie man gefüllte Weinblätter zubereitete und für Tabuleh von Hand Petersilie hackte. Der Reporter, der sie für den Dingsbums interviewte, sagte, sie hätte einen faszinierenden orientalischen Akzent, der perfekt zu ihrem olivfarbenen Teint, den sinnlichen braunen Augen und dem schwarzen Haar passe. Ihr Partner hatte rotblondes Haar und stammte aus Kansas.
    Qwilleran hatte dem Bankier das Lokal vorgeschlagen, ohne selbst schon einmal dort gegessen zu haben. Als er das Restaurant betrat, fühlte er sich vom Duft fremdartiger Gewürze und der fremdländischen Musik in eine andere Welt versetzt. Zwei Kellnerinnen, wahrscheinlich Studentinnen, hasteten in europäischen Bauerntrachten herum.
    Carmichael winkte ihn von einem Ecktisch aus herbei. »War wieder mal ein harter Tag!« sagte er. »Ich mußte mir schon mal einen Drink bestellen. Sie sind heute abend mein Gast. Was wollen Sie trinken?«
    Qwilleran bestellte sein übliches Squunk-Wasser on the rocks mit Zitronenscheibe und erklärte, daß das ein Mineralwasser aus der Gegend war und hier als Jungbrunnen galt.
    »Es muß wohl stimmen«, sagte Carmichael. »Sie sehen nämlich wirklich sehr gesund aus. Wie schmeckt es?«
    »Unter uns gesagt, Willard, mit einem Schuß wäre es viel besser, aber ich trinke keinen Alkohol mehr.«
    »Sagen Sie Will zu mir«, sagte der Bankier. »Ich sollte die harten Sachen auch aufgeben. Vor zwei Jahren habe ich mir das Rauchen abgewöhnt, aber soll ich Ihnen was Albernes verraten? Ich steige nie ohne zwei Schachteln Zigaretten im Gepäck in ein Flugzeug – das bringt mir Glück.«
    »Wenn es funktioniert, brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen.«
    »Nun, zumindest habe ich noch keinen Flugzeugabsturz erlebt, und mein Gepäck ist auch noch nie verlorengegangen!«
    »Wie geht es Ihrer reizenden Frau?« fragte Qwilleran aus reiner Höflichkeit.
    »Ach, sie ist voll damit beschäftigt, das neue Haus einzurichten, und Fran Brodie nimmt sie ganz schön aus. Mir soll’s recht sein. Wenn dadurch der häusliche Frieden gewahrt wird!«
    »Eine vernünftige Einstellung!« Qwilleran nickte nüchtern – er wußte, wovon er sprach.
    »Waren Sie mal verheiratet, Qwill?«
    »Einmal. Ich möchte nicht weiter darüber reden… Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie das moderne Haus der Fitches gekauft.«
    »Leider ja – es sieht aus wie eine verlassene Bergwerkshütte. Kein Wunder also, daß es drei Jahre dauerte, bis es verkauft wurde! Es ist abstoßend häßlich, aber Danielle gefällt alles, was modern und anders ist, also habe ich eingewilligt.«
    Qwilleran dachte: Sie ist verwöhnt; ihr Schmollmund und ihre nörgelige Stimme sind bezeichnend. Er fragte: »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«
    »Nicht ganz ein Jahr. Meine erste Frau ist vor drei Jahren gestorben, und ich wohnte ganz allein in einem großen Haus. Dann fuhr ich geschäftlich nach Baltimore und lernte Danielle kennen – in einem Club, in dem sie als Sängerin auftrat. Ich kann Ihnen sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Ihre Stimme ist nicht gerade umwerfend, aber sie ist eine phantastische Frau! Also habe ich sie nach Michigan mitgenommen.«
    »Weshalb sind Sie hierhergezogen?«
    »Das ist so eine Geschichte! Ich wollte eigentlich schon lange weg von der Hektik, der Umweltverschmutzung und der Straßenkriminalität. Zweimal wurde ich überfallen und ausgeraubt, einmal wurde mir mein Auto geklaut, das Übliche eben. Als ich dann noch von einem Fast-food-Restaurant beraubt wurde, hatte ich die Nase endgültig voll. Ich war bereit für River City, Iowa.«
    »Sie wurden vor dem Lokal oder in dem Lokal ausgeraubt?« Qwilleran nahm es mit der Wortwahl sehr genau.
    »Vor dem Lokal, wirklich. Es war an einem Sonntag, und Danielle war zu einem Besuch nach Baltimore gefahren. Am Abend wollte ich einen Hamburger und Pommes frites essen gehen, hatte aber mein Bargeld vergessen. Also ging ich zu einem
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