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Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller
Autoren: Manly Wade Wellmann
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Einstiegklappe zuschnappen. Die beiden fremden Wesen machten sich in der Kanzel zu schaffen, Metall klickte, der Boden des Schiffes begann zu vibrieren. Gleich darauf hob sich das Schiff, schwebte senkrecht durch den Schacht empor und schwang sich dem nächtlichen Himmel entgegen.
    Der rote Schimmer, der den Rumpf erfüllte, begann kräftiger zu werden, und Darragh hatte Gelegenheit, seine Umgebung zu mustern. Der Raum, in dem er sich befand, etwa zehn Fuß lang und mit gekrümmten Wänden, nahm die Hälfte des gesamten Schiffsraumes ein. Im restlichen Teil des Schiffes mußten sich die Antriebsmaschinen befinden, rätselhafte Geräte, denn sie verursachten nicht das geringste Geräusch. Im Bug des Schiffes standen die beiden Kaltzeller, ihre verfließenden Umrisse mit den kreisrunden Mittelorganen pulsten mit schwachem Leuchten gegen den dunklen Himmel, der durch zahlreiche vorn und an den Seiten angebrachte Bullaugen zu erkennen war. Die Kanzel wies keine Sitzgelegenheiten auf, die Anatomie der fremden Eroberer schien keine Möglichkeiten des Ausruhens oder der Entspannung zu kennen. Etwa ein Dutzend Instrumen te, deren Bedeutung Darragh unklar blieb, war über die Kanzelwände verteilt.
    Die Steuergeräte, mit denen die Kaltzeller das Schiff lenkten, waren Darragh fremd, aber nachdem er die seltsamen Geschöp fe eine Weile beobachtet hatte, wurden ihm die Funktionen klar. Aus einer schimmernden Metallplatte ragten vier etwa einen Fuß lange Stäbe von Fingerdicke, die so abgebogen waren, daß sie ein Kreuz bildeten. Im Schnittpunkt wuchs ein fünfter Arm heraus, der nach Darraghs Feststellung der Höhen– bzw. Tiefensteuerung diente. Mit der Regulierung der kreuzförmig angebrachten Hebel hingegen ließ sich der Kurs des Schiffes bestimmen, je nachdem, in welche Richtung sie abgebogen wurden. Druck oder Zug, auf den Schnittpunkt der vier Hebelarme ausgeübt, legten die Geschwindigkeit des Schiffes fest.
    Sie mußten sich bereits hoch über Haiti befinden, denn Dar ragh begann zu frösteln. Er trug nur die kurze Hose, alle ande ren Sachen hatte er, zu einem Bündel verschnürt, zurückgelassen, als er das Kanu verließ. Seine Zähne begannen aufeinanderzuschlagen. Mit jeder Minute, die verging, nahm die Kälte zu. Und zugleich begann Darragh zu überlegen, ob er klug gehan delt hatte, als er sich entschloß, sein Boot um jeden Preis wiederzuholen. Daß er sich in tödlicher Gefahr befand, war ihm klar. Würde das Glück, das bisher sein Verbündeter gewesen war, weiter auf seiner Seite bleiben?
     
4. Kapitel
     
    Darragh war jung, zäh und durch ein natürliches Leben gestählt; aber er war in den Tropen geboren und dort aufgewachsen. Niedrige Temperaturen waren ihm unbekannt, aber er wußte, daß sie ihm gefährlich werden konnten. In dem Bündel, das seine Kleidung enthielt, war alles, was er brauchte, um sich gegen die zunehmende Kälte zu schützen. Wie aber sollte er an die Sachen herankommen, ohne von den Feinden entdeckt zu werden? Zoll für Zoll schob er den Arm unter den Segeln hervor, aber noch blieben volle zwei Fuß, die ihn von jenem Bündel trennten. Er zog den Arm zurück, legte ihn an den Körper, um sich zu erwärmen und berührte dabei den Griff des Säbels. Das gab ihm einen Gedanken ein. Vorsichtig umschloß seine Hand den Griff, langsam schob er die blitzende Klinge unter der Deckung hervor. Die Spitze berührte das Kleiderbündel, zwängte sich unter die Verschnürung, holte das Bündel unendlich langsam näher. Darraghs Blicke blieben auf den Kaltzellern haften, aber er hatte nicht die Empfindung, daß sie seine Bewegungen bemerkten. Kühner geworden, holte er das Bündel mit einem kräftigen Schwung heran.
    In diesem Augenblick wandte sich das kleinere der beiden Geschöpfe um und bewegte sich auf Darragh zu. Es verharrte neben ihm, offensichtlich unfähig zu begreifen, was sich vor ihm abspielte. Es beugte sich herab. Deutlich sah Darragh, wie das Zentralorgan des Wesens schneller zu pulsen begann und intensiver aufleuchtete. Alle Sinne des Kaltzellers schienen auf die Hand und den Unterarm Darraghs gerichtet zu sein, der aus der Tarnung des Segels hervorragte und den Säbel umklammert hielt.
    Einer der Fangarme reckte sich vor, um das Segel beiseite zu zerren, ein zweiter griff nach einer Waffe, wie Darragh sie noch nie gesehen hatte –, wahrscheinlich eines jener tödlichen Strahlgeräte, mit deren Hilfe die Kaltzeller sich die Erde Untertan gemacht hatten. Darragh wehrte sich gegen
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