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Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller
Autoren: Manly Wade Wellmann
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grellweiße Lichterscheinungen, die alles Leben zerstörten. Städte, Häfen, Verteidigungsanlagen flammten auf, nichts blieb von ihnen als dunkle Rauchwolken, die langsam zerflatterten.
    Es gab nur wenige Überlebende, und unter denen, die die ersten Stunden überstanden, herrschte die Ansicht vor, eine rivalisierende Macht trage die Schuld an diesem Angriff. Erst ganz allmählich begannen die Menschen die Wahrheit zu erfassen, und das Grauen packte sie angesichts der Unheimlichkeit des Geschehens. Als die Starre gewichen war, begannen Menschen und Völker sich auf die Verteidigung vorzubereiten. Armeen und Flotten wurden mobilisiert, riesige Schwärme von Jagd- und Bombenflugzeugen stürzten sich auf die von hohen Schneemauern umgebenen Stützpunkte der Eindringlinge. Aber Bomben wie auch Artilleriegeschosse prallten wirkungslos von dunkelgrün strahlenden Schutzglocken ab, während die weißen Lichter, die ununterbrochen aus den fremden Schiffen aufstiegen, in Sekunden den Himmel vom Gegner säuberten. Piloten, Beobachter, Bombenschützen verschmolzen mit ihren Geräten zu unförmigen Gebilden, Kontinente waren bedeckt mit den rauchenden Trümmern ihrer zur Verteidigung eingesetzten Flugkörper.
    Es schien keine Verteidigung gegen diesen Feind zu geben. Ferngelenkte Geschosse vermochten die Schutzglocken nicht zu durchdringen, Artilleriegranaten glichen harmlosen Wattebällen, und die Kanoniere starben zu Tausenden neben ihren Geschützen. Stündlich vergrößerte sich die Zahl der unheimlichen schwarzen Schiffe, die Flucht der Erdbewohner weitete sich zur Panik aus.
    Die Kaltzeller errichteten überall Stützpunkte, die miteinander in ständiger Verbindung standen, aus allen Schiffsrümpfen ergossen sich Ströme der seltsamen Wesen und formierten sich zu tödlichen Armeen, die von Alaska bis Wladiwostok einen erbarmungslosen Kampf gegen das Menschengeschlecht austrugen.
    Daß menschliche Wesen dieser Katastrophe entgingen, glich einem Wunder. Während der verzweifelten Flucht der Überlebenden setzte unerwartet eine Tauwetterperiode ein; milde, frühlingshafte Winde strichen über Länder und Erdteile. So plötzlich die Invasion aus dem Weltraum gekommen war – sie stockte mit dem Wetterumschlag im verwüsteten Rußland, im zerstörten Deutschland und England, im Katastrophengebiet der Vereinigten Staaten. So wie Menschen sich vor einem Riesenbrand zurückziehen mögen, flohen die Eindringlinge vor der Warmluft nach Norden und zogen sich in ihre Schiffe und Stützpunkte zurück. Am zweiten Tage des Wetterumschlages sah man keines der seltsamen Geschöpfe mehr, und die Menschheit begann aufzuatmen.
    Der unerwartete Rückzug der Eindringlinge gab erstmals Auskunft über ihre Herkunft. Ohne Zweifel stammten sie aus einer fremden Welt, die nicht im Bereich einer wärmenden Sonne lag, einer Welt, deren Bewohner Temperaturen gewohnt waren, die Menschen den Tod brachten, während wenige Grade über dem Nullpunkt den Kaltzellern den Garaus zu machen schienen. Die logische Folgerung aus dieser Feststellung lag auf der Hand – wenn die Menschheit überleben wollte, mußte sie nach dem Süden ziehen, sich in Ländern ansiedeln, deren Klima für die Kaltzeller unerträglich war.
    So begann die Völkerwanderung nach dem Süden. In New York und London, in Moskau und Paris, in Peking, St. Louis, Sau Franzisko und Tokio leerten sich die Häuser, oder was von ihnen übrig geblieben war, Menschen ließen Kultur, Zivilisati on und Gesetz hinter sich, um das Wichtigste zu bewahren – das nackte Leben.
    Die Kaltzeller blieben nicht untätig. Sie trafen alle Vorbereitungen, ihren erbarmungslosen Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit fortzusetzen. In seltsame Schutzanzüge gekleidet, die sie gegen die Wärmestrahlen unempfindlich machten, nahmen sie den Kampf wieder auf. Erst als die Grenze der tropischen Zonen erreicht war, kam ihr Angriff zum Stehen. Die kläglichen Reste menschlicher Überlebender hausten in den Sumpfgebieten von Florida, lebten wie Wilde in den Dschungeln von Yukatan, in Indochina, in den Oasen der Sahara, im Mangrovendickicht der heißen Küsten.
    Noch lange Zeit bedeutete Leben nichts als ein grausames Versteckspiel; jeder Widerstandswille war erlahmt, immer wieder fanden die schnellen, am Himmel kreuzenden Schiffe der fremden Eindringlinge Opfer unter den Menschen der gemäßigten und subarktischen Zone, die sich fatalistisch in ihr Schicksal ergeben hatten. Nur in den heißen Dschungeln des
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