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Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller
Autoren: Manly Wade Wellmann
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halbe Minute, dann habe ich alles gesagt. Fühlt ihr euch sicher hier in den Tropen?“
    „Ein halbes Jahrhundert lang hat nichts unsere Sicherheit hier bedroht“, murmelte Capato.
    „Weil sie uns vergessen hatten. Was aber geschieht, wenn ihr nach Norden zieht, um den Kampf aufzunehmen? Sie werden euch vernichten und dann hierher kommen, um uns restlos auszumerzen.“
    „Unsinn!“ rief Capato wütend. „Sie können in diesem Klima nicht leben. Im Dschungel sind wir absolut sicher.“
    Mark Darragh schüttelte den Kopf. „Sie brauchen mit ihren Schiffen nur in die Stratosphäre zu steigen“, belehrte er den anderen. „Dort oben ist es kalt genug für sie. Wenn sie von dort aus ihre Todesstrahlen auf den Dschungel richten, sind wir alle erledigt. Ein Angriff ist solange unsinnig, als wir nicht wissen, wo die verwundbare Stelle unserer Feinde ist. Ich war bis zum Golf von Mexiko hinauf, ich habe ihre Stützpunkte gesehen. Riesige Forts, durch Schutzglocken abgeschirmt, an denen wir uns die Zähne ausbeißen. Jahrelang hat sich ihnen niemand so weit wie ich genähert und ist lebend zurückgekommen.“
    „Verrückte Idee eines abenteuerlustigen Jungen“, brummte jemand.
    „Vielleicht war es verrückt“, gab Darragh zu. „Als ich aufbrach, war ich ein Junge, als Mann bin ich zurückgekehrt. Und ich kann euch nur sagen – versucht nicht noch einmal, mit den Waffen, die uns zur Verfügung stehen, einen solchen Gegner anzugreifen!“
    „Womit dann?“ fragte Spence gespannt.
    Mark Darragh zuckte die Achseln. „Ich weiß es noch nicht, aber ich werde es herausfinden. Ich werde mich noch einmal auf den Weg machen, Um das Geheimnis ihrer Verwundbarkeit zu entdecken.“
    „Das dauert zu lange“, widersprach Spence. „Wir haben es satt, uns wie Tiere zu verstecken. Wir müssen den Gegner schlagen, und zwar bald.“
    „Einen Augenblick“, wandte Darragh ein. „Was heißt bald? Wollt ihr den Kampf etwa im Winter beginnen? Wir haben jetzt September, es ist zu spät für dieses Jahr.“
    „Natürlich nicht im Winter“, sagte Spence. „Bis wir unsere Männer organisiert und gedrillt haben, ist der Winter vorbei. Unser Angriff erfolgt, sobald es wärmer wird. Das ist unsere einzige Chance, die Kaltzeller in der für sie schlechtesten Jahreszeit zu schlagen.“
    „Also in etwa sechs Monaten“, stellte Darragh fest. „Erlaubt mir, daß ich diese sechs Monate für meinen Erkundungsgang benutze.“
    Spence hob die Schultern und lächelte nachsichtig. „Gut! Komme in sechs Monaten zurück und berichte uns, was wir wissen müssen. Du wirst uns bereit zum Losschlagen finden.“
    „Und wenn ich euch dann verrate, wo die Kaltzeller verwundbar sind?“ fragte Darragh. „Werdet ihr dann auf mich hören?“
    „Abwarten“, murmelte Spence und kehrte den lodernden Flammen den Rücken. „Sieh’ erst zu, daß du gesund zurückkommst, dann sprechen wir über alles Weitere.“
     
2. Kapitel
     
    Achtundvierzig Stunden später glitt das Boot Darraghs in rasender Fahrt auf dem Orinoko dahin. Ziel der Fahrt war die Karibische See und die an der nördlichen Küste und weiter landeinwärts verstreut liegenden Stützpunkte der Kaltzeller. Darragh war kein erfahrener Steuermann; seine Kenntnisse verdankte er einigen zerflederten Büchern, die noch aus der Epoche der regellosen Flucht stammten. Er besaß einen Kompaß, einen Quadranten und einen abgegriffenen Kartensatz von der Karibischen See. Seine Waffen bestanden aus einem alten, aber gut erhaltenen Kavalleriesäbel, einem Bogen und einem Köcher voll Pfeilen. Alle Feuerwaffen waren eingesammelt worden, sie sollten erst ausgegeben werden, wenn der Kampf gegen die Kaltzeller begann.
    Darraghs ganze Arbeit bestand vorerst darin, das Boot auf Kurs zu halten, als die Strömung ihn flußabwärts und der offe nen See zutrieb. Als er die Küste erreichte, setzte er die Segel, um den Wind auszunutzen. Als die Dämmerung sich herab senkte, legte Darragh in einer sumpfigen Lagune an und streck te sich im Boot aus. Mit dem ersten Licht des neuen Tages setzte er die Fahrt fort, nachdem er ein frugales Mahl zu sich genommen hatte. Die aufgehende Sonne beleuchtete hell die Insel Tobago, die rechts von seinem Kurs lag.
    Sieben Tage, nachdem er die Mündung des Orinoko verlassen hatte, legte Darragh im alten Hafen von St. George auf Grenada an, um seine Frischwasservorräte zu ergänzen. Von der ehemaligen Hauptstadt der Insel war nichts mehr zu entdecken. Wie schon so oft, begann
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