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Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller
Autoren: Manly Wade Wellmann
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Darragh über die mächtigen Strahlen zu grübeln, deren sich die Feinde bedient hatten, um Verderben und Zerstörung über die Welt zu bringen. Was vermochten Geschütze gegen diese Strahlen auszurichten? Nichts, dachte Darragh, und vor seinem Auge zeichnete sich das Schicksal ab, das Spence und seinen Männern drohte, wenn sie mit ihrer lächerlichen Bewaffnung gegen einen so unheimlichen Gegner antraten.
    An einer klaren Quelle ergänzte Darragh seinen Wasservorrat, sammelte einige Früchte und kehrte zu seinem Boot zurück. Bis jetzt hatte er keine Spur der Kaltzeller entdeckt. Es war offensichtlich, daß sie die Breiten, in denen er vorerst segelte, mieden. Seine vorangegangene Fahrt hatte ihn westwärts geführt, und in jenen drei Jahren war er nur auf vereinzelte Stützpunkte des Gegners gestoßen, und zwar entlang der südamerikanischen Küste und auch in den hochgelegenen mexikanischen Gebieten. Diesmal war er entschlossen, die Vereinigten Staaten in der Gegend des Golfes anzusteuern, vielleicht den Mississip pi zu erreichen und flußaufwärts zu reisen, um möglichst eingehende Informationen über die Kaltzeller zurückzubringen. Er hatte keinen feststehenden Plan, aber er wußte das eine – daß er Tag und Nacht die Augen offenhalten mußte und sich nie überraschen lassen durfte, wenn er sein gewagtes Unternehmen bestehen wollte.
    In der Nähe von Martinique, als das kleine Boot auf sanften Wellen inmitten dunkler Schwärme von Haien tanzte, erblickte er in der Ferne ein Raumschiff der Kaltzeller. Er reffte die Segel, warf den Anker aus und blieb reglos sitzen, als das Schiff tiefer ging und sich in weiter Kurve näherte. Es hatte die Form einer silbernen Zigarre, besaß aber weder Flächen noch Propeller oder Düsenaggregate. Steil stieß es aus der Atmosphäre herab und kreiste minutenlang in wenigen tausend Metern Höhe. Aus schmalen Augenschlitzen beobachtete Darragh das Schiff. War er gesehen worden? Würden in der nächsten Sekunde die tödlichen Strahlen nach seiner Nußschale greifen? Fast schien es ihm unmöglich, nicht gesehen zu werden, aber dann mußte er lächeln. Die dunklen Leiber der um das Boot spielenden Haie machten eine Entdeckung unmöglich. Sie täuschten die Beobachter hoch oben, für die das schmale Kanu der dunkle Leib eines der Raubfische sein konnte.
    Darragh atmete auf, als die silberne Zigarre schnell höher stieg und in wenigen Sekunden seinen Blicken entschwunden war. Erneut setzte er Segel und wandte den Bug des Bootes nach Norden.
    An einem späten Nachmittag in der Mitte der dritten Woche seiner Segelfahrt steuerte Darragh sein Boot an die südöstliche Küste der Insel Haiti. Er brauchte Wasser und Lebensmittel, wenn er die Fahrt fortsetzen wollte. Vorsichtig näherte er sich dem flachen Strand, fand einen winzigen Wasserarm, auf dem er weiterglitt, bis das Boot fast unter dem Schutz eines kleinen Palmenhaines lag. Durch die schlanken Blätter der Bäume erkannte er ein Dutzend Schiffe der Kaltzeller, die hoch am Himmel kreuzten. Hatten sie ihn gesehen, würden sie die Verfolgung aufnehmen? Er erhob sich steifbeinig, klammerte die Rechte um den Stamm der nächsten Palme und beobachtete, wie die Schiffe steil herabstießen, um in einiger Entfernung zu landen. Darragh verließ das Boot und schlich vorsichtig auf den Landeplatz zu. Dickicht und Unterholz schützten ihn vor dem Entdecktwerden, und er erreichte ungesehen den Rand einer Lichtung. Mitten im Dschungel von Haiti lag diese kahle Stelle, kreisförmig und von der Größe eines normalen Flugplatzes, und darauf erhob sich ein kuppelartiges Gebäude, das aus einer unbestimmbaren grauen Masse erbaut war. Das Dach schien abgeplattet zu sein, denn Darragh sah gerade noch, wie das letzte der Schiffe darauf landete. Das Schiff verschwand wie die anderen, als habe sich eine riesige Falltür geöffnet, um sie zu verschlucken. Für Darragh bedeutete dieser Anblick nichts Neues; er hatte auf seinem früheren Vorstoß wiederholt Stützpunkte der fremden Eindringlinge beobachten können. Er entnahm sei ner Ledertasche Papier und Bleistift und entwarf eine rohe Skizze de Gebäudes mit dem umliegenden Gelände. Der Kuppelbau hatte einen Durchmesser von gut zweihundert Yards und war etwa halb so hoch. Seine dunkelbraune Oberfläche war von Öffnungen unterbrochen, die teils aus Metall, teils aus einem durchsichtigen Material bestanden. Klar zu erkennen war, daß die Lichtung erst kürzlich geschaffen sein konnte, wahrscheinlich mit
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