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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin
Autoren: Douglas Clegg
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teuflisch noch göttlich gewesen. Er bringt die Ketzerei, von >Schatten< besessen zu sein, zur Sprache. Und dann gibt es noch dies hier.« Sie hob das Amulett mit dem zerbrochenen Spiegel auf. »Die Scheibe. Auf ihr befindet sich ein kleiner, gewölbter Spiegel. Aber die Teile dieses Puzzles fehlen. Du hast die Antworten darauf, nicht wahr?«
    Ich berührte erneut die Gegenstände auf den Stufen, als könnte ich darin Trost finden. »Wie kam es dazu, dass dir deine Mutter diese Dinge übertrug?«
    »Sie starb. Ich... selbst konnte nicht dort sein... aber meine Kusinen schickten mir einige Dinge, die sie für mich zur Seite gelegt hatte. So erhielt ich nach ihrem Tode den Kasten
und den Schlüssel dazu, zusammen mit einem Brief von ihr. Sie wusste, ich würde auf die Dinge aufpassen.«
    »Wirst du dies auch wirklich tun?«
    Sie nickte. »Aber ich muss etwas über diese Zeit erfahren. Über das verlorene Jahrhundert. Du bist der Maz-Sherah. Die Bedeutung dieses Wortes stammt aus uralter Zeit, aber grob übersetzt bedeutet es >Messias<. Deine Art wird in den alten Mythen dieser Gegend erwähnt. Da gibt es sowohl arabische als auch europäische Berichte aus der Zeit der Kreuzzüge, über die >geflügelten Dämonen von Hedammu<.«
    »Hedammu wurde unter einer neuen und leuchtenden Stadt begraben«, meinte ich. »Einer Touristenstadt.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Das war der Ort – zu der Zeit, als ich mit Professor Clarendon arbeitete -, an dem ich dies hier fand.«
    Sie zog ein kleines Schmuckkästchen aus der Tasche und öffnete es. Dann entnahm sie ihm ein flaches, aber leicht gekrümmtes Stück Gold, das wie eine Scherbe von einem Teller aussah. Sie legte es mir auf die Handfläche. Ich brauchte es nicht einmal anzusehen, sondern spürte seine Macht sofort.
    Sie sagte: »Es stammt nicht aus der Gegend von Hedammu, sondern Tausende von Meilen entfernt. Aus einer anderen Grabstätte, in der Wesen deiner Art... ruhen. Wir fanden Hunderte von Knochensplittern der Toten, aber keine gewöhnlichen Knochen. Wir fanden das Skelett einer Frau. In ihrem Mund saßen Zähne, die wie die Fänge eines Säbelzahntigers aussahen. Und aus ihren Schulterblättern wuchsen miteinander verbundene Flügel, die ausgebreitet waren und so wirkten wie die eines... Pterodaktylus.«
    »Oder wie die eines Drachen«, entgegnete ich. Ich ließ ihr
das kleine Stück Gold in den Schoß fallen und legte meine Hand an ihre Kehle, wo ich die Wärme ihres Pulses spürte. In dem Gedanken an ihr Blut fand ich Trost. Sie zog jedoch meine Hand von ihrer Kehle fort und führte sie an ihre Lippen. »Es ist eine uralte Ruhestätte für diejenigen unserer Art, und die, von der dieses Gold stammt, hatte gebeten, dorthin gebracht zu werden, um zusammen mit ihrem Stamm ruhen zu können.« Ich blickte in ihre warmen Augen empor. »Du weißt mehr darüber, als du mir erzählst.«
    »In ihrem Brief an mich schrieb meine Mutter etwas über einen Vorfahren«, sagte sie. »Und in Micahels Manuskript taucht ihr Name auf einer Liste der Verdammten auf, gemeinsam mit dem Namen Aleric, Falkner, Maz-Sherah der Vampyre. Das bist du. Alkemara. Merod Al-Kamr. Weiße Roben. So viele andere.«
    »Und du wünschst dir, Dinge über diese Zeiten zu hören, von denen über Hunderte von Jahren nicht gesprochen wurde? Das Zeitalter, das seine Geschichte vor denjenigen, die nach ihm kamen, geheim hielt – als die Vernichtung der Welt begonnen hatte. Du, Natalia, wurdest zu Micahels Manuskript geführt, so wie du auch hierher geführt wurdest. Es ist wichtig, dass du von jenen Zeiten hörst, insbesondere in dieser heutigen Welt, denn der Schleier wird wieder dünn. Irgendwo trachtet jemand danach, ihn zu zerreißen.« Ich griff nach ihr und umklammerte ihre Hand mit der meinen.
    »Ich habe keine Angst vor dir«, flüsterte sie. »Und ich habe keine Angst vor dem Tod. Aber ich will all das wissen, was du über diese Zeit weißt, und über diesen Ort.«
    Ich öffnete mein Hemd, um das Mal zu entblößen, das in mein Fleisch eingebrannt war.

    Dann nahm ich ihre Hand und legte sie so darauf, dass sie die Wölbungen fühlen konnte.
    »Dies wurde uns allen in den Kerkern mit einem Brandeisen eingebrannt«, erklärte ich. »Und es heilte nicht. Siehst du?« Sie schien zu erkennen, dass die Muster der runden Narbe die gleichen waren, die sie auf der Rückseite der Spiegelscheibe gesehen hatte. »Es ist ein Talisman aus uralter Zeit. Natalia, es waren nicht nur Kriege und Artefakte, die
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