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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa
Autoren: Jason Dark
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Nicht nur das, er sah schrecklich aus. Irgendeine Waffe hatte seine Brust zerfetzt.
    Ich hatte mich also nicht geirrt. Der Geruch des Todes war da. So hart, so endgültig. Es drohte keine Gefahr, ich wusste es sofort, ging auf das Bett mit dem Toten zu und blieb daneben stehen. Darius hielt sich hinter mir an der Tür auf. Ich hörte ihn leise weinen.
    Er hatte mich darum gebeten, den Toten genau in Augenschein zu nehmen, und diesen Gefallen tat ich ihm. Der Mann war nicht leicht gestorben. Wer immer diese Tat vollbracht hatte, er musste einen Hass gespürt haben, den ich persönlich nicht nachvollziehen konnte, denn die Mordwaffe war wohl mehrere Male in die Brust des Mannes gestoßen worden. Ich sah die Wunden, ich sah auch das Blut. Es hatte sich überall verteilt, und ich dachte wieder an den Geruch, der mir beim Eintreten so unangenehm aufgefallen war.
    Der Tote war etwa fünfzig. Er hatte ein sonnenverbranntes Gesicht, die Haut wirkte wie Leder. Durch sein schwarzes Haar zogen sich einige graue Strähnen. Sein Gesicht zeigte noch einen letzten Ausdruck. Er bestand aus einer Mischung zwischen Staunen und Entsetzen, auch zwischen Angst und Überraschung.
    Der Tote trug seine normale Kleidung, Hemd und Hose. Er hatte keinen Schlafanzug übergestreift, ein Beweis, dass er nicht unbedingt die Nacht über hatte durchschlafen wollen.
    Ich drehte mich um. Neben der Tür stand ein Stuhl. Auf ihm saß Alfred Darius mit gesenktem Kopf. Er starrte zu Boden, weinte noch immer und nickte dann. »Das hatte ich Ihnen zeigen wollen, Mr. Sinclair. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Es war Mord.«
    »Natürlich«, entgegnete er und klang verärgert. »Was haben Sie denn gedacht?«
    »Bitte, Mr. Darius, halten Sie mich nicht für dumm, ich habe bewusst gefragt, denn ich muss Ihnen leider sagen, dass ich für Mord nicht zuständig bin. Da gibt es andere Kollegen bei uns. So schlimm dies auch für Sie sein mag, weil man Ihnen möglicherweise Hoffnungen gemacht hat, aber das ist nicht mein Fall.«
    »Da bin ich mir nicht sicher.«
    Ich verdrehte die Augen. Okay, das hier war eine schlimme Tat, es war ein verabscheuungswürdiges Verbrechen, daran gab es nichts zu rütteln. Aber es gab viele Verbrechen in der Welt, ich konnte mich nicht um jeden Fall kümmern. Hier hatte mich Sir James um einen Gefallen gebeten, denn er und Darius kannten sich. Woher, das wusste ich auch nicht, vielleicht aus der Schulzeit, denn beide schienen im gleichen Alter zu sein. Jedenfalls hatte mich der Alte gebeten, mich um diesen Fall zu kümmern, weil er das Gefühl hatte, es würde mehr dahinterstecken.
    Ich ging auf den Sitzenden zu. »Ich weiß, dass Sie noch etwas sagen möchten, aber sollen wir es hier tun?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf und stand auf. »Kommen Sie mit, Mr. Sinclair.«
    Wir gingen in einen anderen Raum. Er war klein, etwas schief gebaut und stellte so etwas wie ein Arbeitszimmer dar. Jedenfalls entdeckte ich viele Bücher in den Regalen, und ein Schreibtisch war ebenfalls vorhanden, hinter den sich Darius setzte. Ich konnte auf einem Stuhl mit hoher Lehne meinen Platz finden.
    »Was treiben Sie denn so beruflich?«, fragte ich.
    Er hob die Schultern. »Eigentlich bin ich Pianist, Musiker, aber ich habe mich später der Musikwissenschaft verschrieben, und jetzt arbeite ich an einem Forschungsprojekt über den Komponisten Benjamin Britten. Aber lassen wir das, mein Bruder Hank ist tot.«
    »Sie hätten die Mordkommission anrufen müssen.«
    Er strich durch sein Gesicht. Die Haut sah grau aus, die Augen wirkten müde, das Haar war bereits weiß geworden. »Ja, Sie haben Recht, Mr. Sinclair, das hätte ich tun müssen. Aber ich habe es nicht getan und mich stattdessen an eine andere Person gewandt, die Ihnen nicht unbekannt sein dürfte.«
    »Sir James Powell, nehme ich an.«
    »Richtig. Ich kannte ihn. Zwar nicht besonders gut, wir sind keine Freunde, aber immerhin so gut, dass er mir zuhörte und mir dann versprach, einen guten Mann zu schicken. Okay, Sie sind hier, Mr. Sinclair. Man hat Sie als einen guten Mann bezeichnet. Ich bin gespannt, ob Sie tatsächlich so gut sind.«
    »Bitte, ich bleibe dabei, denn…«
    Er hob die Hand. »Lassen Sie mich ausreden, Mr. Sinclair. Wir stehen erst am Beginn. Sie haben den Toten gesehen, und ich wollte, dass Sie ihn so sehen. Es sollte nichts verändert werden. Sie haben auch erkennen können, wie man meinen Bruder tötete. Man hat ihm die Brust zerfetzt.«
    »Darüber habe ich mich auch
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