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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin
Autoren: Helena Marten
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Rolle. Ich brauche nur ein Zimmer, in dem ich komponieren kann, und ein paar Menschen, die mir zuhören wollen. Und dich!«
    Johanna stand auf. Ihre Brüste spannten noch immer. Und auch die Maronen hatten nicht gegen ihr flaues Gefühl im Bauch geholfen. Doch das war ihr jetzt vollkommen gleichgültig. Nun würde sie wohl ständig hinauf in ihr Zimmer rennen, um sich zu vergewissern, dass die Blutungen nicht eingesetzt hatten … Ein breites Lächeln glitt über ihre Züge, von einem Ohr zum anderen. Wie glücklich sie plötzlich war, wie unsagbar froh! Alles schien sich auf einmal zu fügen. Lili würde natürlich mit nach Konstantinopel kommen, sie war ja noch so jung. Margarethe würde sicher in Frankfurt bleiben wollen, bei ihrem Justus. Was ja auch gut war, so würde die Coffeemühle auf jeden Fall in der Familie bleiben.
    »Mutter, du bist wirklich komisch geworden! Erst schleichst du hier tagelang in der Stube herum wie ein begossener Pudel, nun strahlst du bis über beide Ohren. Jetzt sag endlich, was in dem Brief stand!«
    Margarethe hatte die Hände in die Hüften gestützt und blickte Johanna streng an. Auch Lili machte große Augen und versuchte, einen Blick auf das eng beschriebene Büttenpapier zu erhaschen, das neben die schlammigen Stiefel des seltsamen Fremden auf den Boden gesegelt war. Justus spielte schon wieder den Kasper und bohrte Elisabeth den Gewehrlauf der Janitscharenflinte in die Seite. Die Freundin quiekte wie ein angestochenes Ferkel und tat so, als flehte sie Justus gegenüber um ihr Leben.
    Wie sehr sie ihre Lieben doch vermissen würde!, dachte Johanna. Aber sie würde ihnen regelmäßig Geschichten vom Hofe schicken, damit sie genug Stoff hätten, um das Publikum der Coffeemühle auch ohne sie bei Laune zu halten. Und irgendwann würde sie nach Frankfurt zurückkommen, um nach dem Rechten zu sehen.
    »Mutter! Was ist jetzt?«
    Auch Lili war nun böse geworden. Sie sah aus, als würde sie gleich zu weinen anfangen. Als spürte sie den Umbruch, der ihnen allen bevorstand, und hätte Angst.
    »Alles ist gut, meine Süße!«, rief Johanna lachend und umarmte ihre Tochter. »So gut, wie es noch nie war! Ich muss jetzt nur ganz schnell nach Rumpenheim. Wenn ich zurück bin, erzähle ich euch alles.«
    »Nach Rumpenheim? Was willst du denn in Rumpenheim?«, fragte Justus verwundert. »Da gibt’s doch gar nichts außer Hühnern und Kühen …«
    »Wenn du bei dem Wetter schon unbedingt hinaus willst, dann nimm wenigstens den mit!«, drängte Elisabeth Johanna den großen schwarzen Regenschirm auf, den jemand in der Coffeemühle vergessen hatte.
    »Und ob es in Rumpenheim was gibt außer ein paar Kühen, lieber Justus: den nettesten, klügsten, bestaussehenden, tollsten Mann der Welt!«, jubelte Johanna und riss die Tür auf, um in den strömenden Regen zu treten.
    »Der bin doch ich!«, murmelte der Neffe des Schultheißen halb entrüstet, halb amüsiert.
    Doch das hörte Johanna schon nicht mehr. So schnell sie konnte, rannte sie die Langschirne hinunter in Richtung Fluss. Vielleicht bekam sie ja das Mainschiff in Richtung Hanau noch, wenn sie sich beeilte. Sie würde zwar dem geldgierigen Kapitän wieder eine Stange Geld in den Rachen werfen müssen, damit er seine Treidelpferde auf der Höhe von Rumpenheim anhielt und sie aussteigen konnte, doch das war es ihr wert.
    Wie sie überhaupt bereit war, jedes Opfer zu bringen, um mit Gabriel zusammen einen Neuanfang zu wagen! Ihre geliebte Coffeemühle aufzugeben, gerade jetzt, wo alles so gut lief, würde ihr wirklich nicht leichtfallen, das wusste sie schon jetzt. Aber auch Gabriel hatte der Göttin der Liebe ein Opfer dargebracht, indem er auf das bequeme Leben an der Seite der Pferdehändlers tochter verzichtet hatte. Ja, sogar seine Eltern und sein ganzes bisheriges Leben hatte er für sie, Johanna, zurückgelassen. Nun galt es bloß noch herauszufinden, ob die alte Aglaia recht gehabt hatte mit ihrer Behauptung, dass nur der wahrhaft Liebende einen richtig guten Kaffee zubereiten konnte …
    Auf nach Rumpenheim!, dachte Johanna glücklich, als sie in letzter Sekunde mit einem kühnen Satz auf das gerade ablegende Mainschiff sprang.

Dichtung und Wahrheit und Dank
    U m 1730 gab es in Frankfurt am Main drei Kaffeehäuser, das Schällersche Kaffeehaus , das Breitingsche Kaffeehaus und das Mainzer Kaffeehaus . Außerdem gab es noch das Kaffeekollegium der Witwe Pick, das nur einer auserwählten Klientel vorbehalten war. Die Coffeemühle und
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