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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin
Autoren: Helena Marten
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Justus.
    »Er wird sein Glück kaum fassen können!« Margarethe verzog spöttisch das Gesicht. »Wetten, dass Philipp versuchen wird, das von Zimmer’sche Wappen in seins zu integrieren? Und stellt euch erst Trudi vor: Sie wird keine Ruhe geben, bis Magda bei ihr Tee trinkt und mit ihr neue Waisenhäuser eröffnet! Endlich wird ihnen in puncto Adel mal so richtig was geboten! Der Conte und die Sultana sind ja bisher leider nicht hier aufgetaucht.«
    Justus brach wieder in seinen lachenden Husten aus. Johanna schmunzelte.
    »Ach, übrigens«, sagte Justus, nachdem er sich ausgehustet hatte, »endlich ist es uns gelungen, ein großes Geheimnis zu lüften: Ihr habt euch doch alle gefragt, warum das Küken bei dieser Kampagne gegen dich mitgemacht hat, oder?«
    Johanna nickte gespannt. Natürlich, nicht nur sie hatte sich den Kopf zermartert, warum sich der Pikett mit dem flaumigen Haar, dieser Johann Gerst, an der ebenso infamen wie offensichtlichen Intrige gegen sie beteiligt hatte.
    Justus legte eine sehr lange Pause ein. So als säße er als Geschichtenerzähler vor seinem Publikum und wollte es ein wenig zappeln lassen.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte Johanna unwirsch.
    »Ortfried ist der Sache nachgegangen: Das Küken hat gar nichts mit Gottfried zu tun. Er hat die ganze Zeit sein eigenes Ding gemacht. Sein Schwager ist nämlich Apotheker und versucht gerade, den Kaffeehandel an sich zu reißen. Er steckt mit ein paar Ärzten unter der Decke, die Kaffee für gefährlich halten und alle dafür plädieren, ihn nur noch in Apotheken zu verkaufen. Um dann heftig Prozente zu kassieren, die Schweine!« Genüsslich leckte Justus den Honiglöffel ab, an dem inzwischen ein paar Fussel klebten. »Johann Gerst hat versucht, die Kampagne seines Schwagers zu unterstützen, indem er den Kaffeehauswirten das Leben schwer macht«, fuhr er schmatzend fort. »Ortfried hat gestern mit denen vom Schällerschen geredet, und denen ist er auch schon unangenehm aufgefallen. Dort hat er neulich eine ganze Ladung Kaffee beschlagnahmt, mit der Begründung, es würde sich um Schmuggelware handeln.«
    Johanna konnte kaum glauben, wie banal die Erklärung für das Verhalten des Kükenflaumigen doch war. Da würde ja noch einiges auf sie zukommen, wenn das, was Justus erzählte, auch nur halbwegs den Tatsachen entsprach! Mit Gottfried Hoffmann waren die Feinde der schwarzen Bohne also noch längst nicht ausgestorben.
    Die ersten Gäste kündigten sich an. Erst polterten zwei Straßburger Kaufleute, die schon seit der Herbstmesse in der Coffeemühle übernachteten, weil sich ihre Geschäfte immer weiter verzögerten, die Treppe hinunter. Dann läutete die Türglocke zur Straße hin, und Cornelia Haldersleben betrat in einem roten Samtkleid die Stube, das garantiert gegen die Kleiderverordnung verstieß. Auf Elisabeths energisches Zureden hin hatte sie ihre Witwentracht abgelegt, was ihr niemand übel nahm, da sie ja gar keine Witwe war. Nun war sie, dachte Johanna, allerdings ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Cornelia hielt ein großes Tablett mit leeren Tassen vor sich, um für ihren Bruder, seine Mitarbeiter und sich selbst frischen Kaffee zu holen.
    »Guten Morgen!«, rief sie in die Runde.
    »Guten Morgen, Cornelia! Schenk dir doch bitte selbst ein, wir besprechen gerade etwas Wichtiges. Du kennst dich ja aus«, entgegnete Johanna.
    Cornelia hob die Augenbrauen, dann griff sie nach der auf dem Ofen bereitstehenden Kanne und machte ein paar Striche auf dem Kerbholz. Sie hatte die neue Haube auf, die Elisabeth für sie genäht hatte. Wochenlang hatten die beiden darüber diskutiert, ob denn die Haube unbedingt weiß sein müsse oder ob man nicht auch einen der orientalischen Stoffe nehmen könne, mit denen die Wände der Coffeemühle dekoriert waren. Schließlich hatte sich Cornelia durchgesetzt, und die Haube war weiß geworden, hatte aber bunte Bänder.
    Anne kam vom Hof herein, in den Händen eine Schüssel mit Geschirr vom Vorabend, das sie gespült hatte und das nun in den großen Küchenschrank neben dem Herd einsortiert werden wollte.
    »Guten Morgen allerseits!«, rief sie hektisch in die Runde. »Habt ihr schon gesehen? Die Regentonne ist übergelaufen, alles ist überschwemmt!«
    Dann machte sie sich daran, den beiden Straßburgern ein ordentliches Frühstück zu servieren.
    Johanna hatte noch immer nicht ganz verdaut, was Justus ihr soeben erzählt hatte. Eigentlich hatte sie gedacht, sie wären all ihre Sorgen nun endlich los,
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