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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin
Autoren: Helena Marten
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im blauen Gästezimmer übernachtet«, beeilte sich Margarethe zu erklären. »Er kann ja nicht mehr nach Hause.«
    Sie trat zum Herd, schenkte aus der schon bereitstehenden Kaffeekanne einen Becher für Johanna ein und überreichte ihn ihr. Dann goss sie auch für sich und Justus noch einmal nach.
    »Setz dich doch mal für einen Moment hin, Mutter!«
    »Warum soll ich mich hinsetzen?«
    »Justus und ich müssen mit dir reden.«
    Johanna ließ sich auf der langen Bank nieder und wartete schweigend, bis Justus das Feuer unter den Maroni abgestellt und die Pfanne mit einem großen Warmhaltedeckel versehen hatte. Missbilligend musterte sie die winzigen Bröckchen, die auf der Oberfläche ihres Kaffees schwammen. Anscheinend hatte jemand die Bohnen gemahlen, der noch nicht sonderlich versiert in dieser Kunst war. Die kleinen Rückstände waren zu leicht, um auf den Grund des Bechers zu sinken, und sie vermutete auch, dass der Kaffee nicht dreimal aufgekocht worden war, wie es in der Coffeemühle üblich war.
    Als sie Margarethe verwundert ansah, legte sich diese den Finger auf den Mund und deutete auf Justus.
    »Der schmeckt aber sehr gut!«, sagte Johanna brav.
    »Mein erster Kaffee!« Justus platzte fast vor Stolz.
    Er ließ sich ihr gegenüber auf der Bank nieder, rückte seinen Fez zurecht und setzte eine feierliche Miene auf, während er mit einem Holzlöffel Honig in seinen Kaffee tat.
    »Wir haben uns doch alle recht gut kennengelernt in letzter Zeit«, begann er umständlich. »Und um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, liebe Johanna: Margarethe und ich haben uns sogar sehr gut kennengelernt! Wir wollen heiraten. Und bevor du fragst, was meine Familie dazu sagt: Sie wissen nichts davon, und wenn es nach mir geht, müssen sie auch gar nichts wissen. Sie haben mich auf eine Weise hängen lassen, die ich nicht so einfach vergessen kann. Garantiert sehen sie das ganz anders, behaupten, sie hätten es nur gut mit mir gemeint, hätten mir dabei helfen wollen, endlich vernünftig zu werden und so weiter. Aber auf so was kann ich gut verzichten!«
    Er hatte sich in Rage geredet und heftig mit dem Löffel in der Luft herumgefuchtelt. Ein langer Honigfaden hing auf den Tisch herab, wo er eine klebrige Spur hinterließ.
    Margarethe lächelte still in sich hinein. Johanna beobachtete sie einen Moment. Wie anders dieses Mädchen doch war als sie selbst!, wunderte sie sich einmal mehr. Wirklich ein Jammer, dass Adam ihre Entwicklung nicht mehr mitbekommen hatte! Er wäre so stolz auf seine Älteste gewesen.
    »Was sagst du dazu, Margarethe?«, fragte sie schließlich. »Du bist erst fünfzehn. Das ist sehr jung. Ich war immerhin siebzehn, als ich deinen Vater geheiratet habe.«
    »Manchmal weiß man eben gleich, was man will«, erwiderte das junge Mädchen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Johanna war sich nicht sicher, ob Justus wirklich in ihre Tochter oder vor allem in die Coffeemühle verliebt war. Aber konnte man bei einem so unsteten Menschen wie ihm überhaupt davon ausgehen, dass er etwas ernst nahm? Man konnte allerdings sagen, was man wollte: Wenn sich jemand in letzter Zeit um die Coffeemühle verdient gemacht hatte, dann war das Justus. Er war nicht erst im Gefängnis gereift, sondern vorher schon, als er begonnen hatte, sich als Übersetzer und Vorleser zu engagieren, statt einfach in den Tag hineinzuleben. Und auch wenn er Gottfried Hoffmann nicht umgebracht hatte, so hatte er doch durch seine wilde Verfolgungsjagd bewirkt, dass dieser in den Main ge stürzt und damit für alle Zeiten unschädlich gemacht worden war. Und irgendwie passten sie auch zusammen, die resolute, vernünftige Margarethe und der leichtlebige Patriziersohn. Dem Renommee ihres Hauses würde es auf jeden Fall nicht schaden, wenn sie mit einer so bedeutenden Frankfurter Familie wie den von Zimmers verschwägert war. Obwohl sie auch so nicht um das Ansehen der Coffeemühle bangen musste: Bei der Herbstmesse hatte sie ständig Leute abweisen müssen, so groß war der An drang gewesen. Auch die Messebesucher hatten ihre Geschichten hören und dazu ihren türkischen Mokka trinken wollen.
    »Wir werden mit Philipp Ingen reden müssen.«
    Sie drehte sich um, um herauszufinden, an welcher Stelle der Türladen hinter ihr undicht war. Irgendwo musste ein Schlitz sein, durch den dieser unangenehme eisige Wind hineinpfiff. Auch darum musste sie sich noch vor dem Winter kümmern, genauso wie um den Dachdecker.
    »Das mache ich«, antwortete
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