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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
Autoren: Z. A. Recht
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Schulter. Er wachte so schnell auf wie zuvor, und diesmal alarmierter.
    » Was ist los?«, fragte er.
    » Sie kommen zurück– aber es scheint, als kämen sie in Gesellschaft«, sagte Rebecca schnell. Die Laster waren etwa zwanzig Sekunden voneinander getrennt und kamen mit hoher Geschwindigkeit näher. Als sie um die letzte Kurve bogen, streckte Sherman das Bein aus, tippte die Bremse des Topaz an und schaltete gleichzeitig die Blinker ein. Er wollte nicht, dass die Laster seine Leute anfuhren. Es war eine gute Entscheidung– der vordere Laster verlangsamte auf der Stelle. Mbutu hatte wohl geglaubt, er müsse noch ein Stück weiter fahren. Er hätte versehentlich den Pkw oder einen Flüchtling rammen können.
    Die Laster blieben jäh stehen, doch kein Soldat sprang heraus. Mbutu drehte die Scheibe herunter.
    » Sani!«, schrie er. » Wir brauchen einen Sani!«
    Rebecca war bereit. Nachdem sie Sherman geweckt hatte, hatte sie ihren Tornister geschnappt. Er war prall gefüllt, denn sie hatte das Lazarett der Ramage ausgeraubt. Sie nahm ihn von der Schulter und rannte zum Laster hinüber.
    » Wer ist gebissen worden, und wo?«, fragte sie Mbutu barsch.
    Er lächelte kurz. » Ich. Aber ich bin nicht gebissen worden, sondern beschossen. Es war ein Versehen.«
    » Raus aus dem Laster, ich will es mir ansehen«, sagte Rebecca mit harter Stimme. Sie bat nicht. Sie gab Mbutu einen Befehl.
    Er gehorchte, öffnete die Tür, schwang seine langen Beine ins Freie, blieb aber sitzen. Sein rechtes Bein wies mehrere kleine Einschüsse auf, aber auf der anderen Seite war alles heil.
    » Eine Schrotflinte, was?«, vermutete Rebecca. Sie kannte sich jeden Tag besser mit Schusswaffen aus– und den Wunden, die sie an Überträgern und lebendigen Uninfizierten hervorriefen.
    » Ja.« Mbutu hatte wohl nicht die Absicht, ihr zu erzählen, wer den Schuss abgegeben hatte, aber das war auch nicht nötig. Nun tauchte Brewster hinter Rebecca auf. Seine Miene war besorgt.
    » Tut mir leid, Mann. Tut mir wirklich leid, aber der Watschler war genau hinter dir. Ich hätte ihn von jemandem ohne Sauposten erledigen lassen sollen. Tut mir wirklich leid, Mann!« Brewster konnte sich gar nicht einkriegen; er raufte sich die Haare und lief nervös auf und ab. Dann beugte er sich über Rebeccas Schulter. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken. Er atmete schnell und flach, was ein Zeichen dafür war, dass er noch immer vom Adrenalin des Einsatzes befeuert wurde oder ehrlich besorgt über Mbutus Wohlergehen war. Rebecca nahm an, dass es beides zugleich war.
    » Freundliches Feuer, Mann. Was für ein beschissener Ausdruck! Mal ehrlich, ich hätte dich versehentlich töten können, Mann! Aber er wird doch wieder, oder? Ich hab ihm doch nicht seine Oberschenkelarterie zerschossen oder so was?« Brewster verriet erneut, dass sein Bildungsstand höher war, als sein Sprachgebrauch vermuten ließ.
    » Es geht ihm gut«, sagte Rebecca. » Machen Sie Platz. Sie stinken und stehen mir außerdem im Weg. Er braucht im Moment nur einen Verband und ein leichtes Schmerzmittel. Die Operation können wir dann später versuchen.«
    » Operation?«, fragte Brewster mit großen Augen. » Sie meinen, wie in der Chirurgie? Sie sind doch gar keine Ärztin! Sie sind doch nur ’ne Sanitäterin! Ach, verdammt nochmal! Ich hab Mbutu umgebracht! Das ist es, Mann!«
    » Können Sie mal die Klappe halten, verdammt?«, sagte Rebecca mit tödlich ruhiger Stimme. » Ich muss nur das Schrot aus ihm rauspicken. Das ist kein Problem. Das könnte ich mit verbundenen Augen. Aber erst müssen wir in einer sichereren Gegend sein.«
    Thomas hatte sich inzwischen mit Sherman kurzgeschlossen und ihn über alles informiert, was geschehen war. Sie hatten nicht nur die Besatzung von Mbutus Laster mitgebracht, sondern auch mehrere Gewehre und zwei weitere Hände: den Mann, der sich geweigert hatte, die Tür zu öffnen, als sie in Hyattsburg angekommen waren. Er war gern bereit gewesen, sich ihnen anzuschließen, denn eine Horde von etwa fünfzehn Sprintern und ebenso vielen Watschlern hatte die Soldaten beim Besteigen des Lasters entdeckt. Er hatte gewusst, dass er das Lagerhaus, wenn er blieb, nie mehr verlassen würde. Es war eine Todesfalle. Er war auf Mbutus Laster gesprungen, als dieser angefahren war, und hatte einen Rucksack voller Konserven und zwei Gewehre– beides mickrige .22er Kaliber– mitgebracht. Aber es waren Waffen, und in den richtigen Händen konnten sie ihren Job ebenso
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