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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore
Autoren: Jules Verne
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durch die allgemeine Entwertung des Goldes, die ein solcher Zufluß von diesem Metalle logischerweise herbeiführen mußte.
    Schwieg er dagegen still, so vermied er, ganz abgesehen von der Ausschaltung der übeln Folgen, deren Keim diese unglückselige Goldmasse in ihrem Schoße barg und die sie gleich einem verheerenden Strome über die ganze Erde zu verbreiten drohten, alles ihn persönlich berührende Ungemach und sicherte sich obendrein ungeheure Vorteile. Wenn er nur fünf Tage alleiniger Besitzer eines solchen Geheimnisses blieb, genügte ihm das, es bequem auszunützen. Er brauchte ja nur durch den »Atlantic« ein weiteres Telegramm besorgen zu lassen, worin man nach dessen Dechiffrierung in der Rue Drouot lesen würde: »Ein sensationelles Ereignis zu erwarten. Kauft Minenanteile, soviel davon zu haben sind.«
    Dieser Auftrag würde leicht auszuführen sein. Das Niederfallen der Feuerkugel war augenblicklich gewiß schon überall bekannt und der Preis der Goldgrubenaktien sank daraufhin unzweifelhaft fast bis auf Null. Mindestens wurden sie zu einem sehr niedrigen Kurse angeboten, ohne daß sich willige Käufer fanden. Dann aber der »Boom«, wenn erst das Ende der Sache bekannt würde! Wie schnell mußten sie da, zum Vorteil des glücklichen Käufers, wieder im Handelswerte steigen!
    Robert Lecoeur hatte, um es gleich zu sagen, für derlei Transaktionen den richtigen Blick. Die Depesche ging nach der Rue Drouot ab, und an der Börse führte man gewissenhaft den darin enthaltenen Auftrag aus. Das Bankhaus Lecoeur kaufte gegen bar und auf Termin alle Minenanteile, die angeboten waren, und verfuhr am nächsten Tage in gleicher Weise.
    Welch reiche Ernte heimste es da in den zwei Tagen ein! Von minder bedeutenden Minen wurden die Anteile für wenige Centimes das Stück erstanden, früher blühende Goldgruben zu zwei bis drei Francs, und für die Aktien der Minen ersten Ranges wurden höchstens zehn bis zwölf Francs bezahlt… aber alles, alles ohne Unterschied aufgekauft.
    Nach achtundvierzig Stunden war das Gerücht von diesen Ankäufen an den verschiedenen Weltbörsen verbreitet und veranlaßte da einige Verwunderung. Das wegen seiner »seinen Nase« bekannte Bankhaus Lecoeur konnte unmöglich ohne Grund so vorgehen, als es diese Sonderklasse von Börsenwerten so auffallend bevorzugte. Dahinter stak etwas! Das war die allgemein herrschende Ansicht, und die Kurse stiegen infolgedessen schon wieder merkbar.
    Das war aber zu spät. Der Coup war bereits gelungen. Herr Robert Lecoeur sah sich im Besitz von mehr als der Hälfte der Golderzeugung der ganzen Erde.
    Während sich diese Vorgänge in Paris abspielten, benützte Zephyrin Xirdal zur Abänderung seiner Maschine die Reservehilfsmittel, womit er sich vorsichtigerweise vor der Abfahrt versorgt hatte. Im Innern brachte er Drähte an, die sich in komplizierten Kreisbahnen kreuzten. Äußerlich befestigte er, im Zentrum zweier weiterer Reflektoren, Glasbecher von seltsamer Gestalt. Wie vorausgesagt, war am 3. September alles fertig und Zephyrin Xirdal erklärte sich zum Handeln bereit.
    Die Gegenwart seines Paten sicherte ihm ausnahmsweise ein wirkliches Auditorium. Das war eine vorzügliche Gelegenheit, sein Rednertalent leuchten zu lassen, und die ließ er sich auch nicht entgehen.
    »Meine Maschine, sagte er, den elektrischen Strom schließend, hat nichts Geheimnisvolles, Diabolisches an sich. Sie ist nichts andres, als ein Organ für Transformationen. Sie erhält ihre Elektrizität auf gewöhnlichem Wege. gibt sie aber in einer von mir erfundenen, anders wirkenden Weise ab. Der Glasbecher, den Sie hier sehen und der sich eben wie toll zu drehen anfängt, ist derselbe der mir dazu gedient hat, die Feuerkugel heranzuziehen. Mit Hilfe des Reflektors, in dessen Mitte er steht, sendet sie in den Weltraum einen Strom von ganz besondrer Art aus, den ich als neutralen Helikoidalstrom bezeichnet habe. Wie sein Name andeutet, bewegt er sich ähnlich einer Schraube. Anderseits hat er die Eigenschaft, jeden festen Körper, worauf er trifft, kräftig abzustoßen. Die Gesamtheit seiner Windungen oder Schraubengänge bildet einen hohlen Zylinder, aus dem die Luft, wie jeder andre Körper so vollständig hinausgetrieben wird, daß im Innern des Zylinders eine wirkliche Leere entsteht. Verstehen Sie das Wort »Leere«, leerer Raum, richtig, lieber Onkel? Ist Ihnen bekannt, daß überall im Weltraume »etwas« vorhanden ist, und daß mein unsichtbarer Zylinder, der sich in
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