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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore
Autoren: Jules Verne
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Neuigkeit mit außerordentlicher Schnelligkeit in der ganzen Welt.
    Wenn das, wie kaum anders zu erwarten, auch eine große Aufregung verursachte, so legte sich diese doch bald. Man stand ja einer vollendeten Tatsache gegenüber, und da war es am besten, an die Sache nicht weiter zu denken. In kurzer Zeit hatten sich die Menschen wieder mit ihren persönlichen Sorgen abzufinden und vergaßen darüber gänzlich den himmlischen Sendboten, der ein so klägliches, man könnte fast sagen, ein so lächerliches Ende gefunden hatte.
    Keiner sprach schon mehr davon, als der »Mozik« am 18. September in Charleston Anker warf.
    Außer seinen ursprünglichen Passagieren setzte der »Mozik« auch eine Dame ans Land, die sich zur Ausreise nicht darauf eingeschifft hatte. Das war niemand anders als Mrs. Arcadia Walker, die, jetzt beseelt von dem Wunsche, sich ihrem frühern Gatten auch noch ferner dankbar zu erweisen, sich beeilt hatte, die durch Herrn von Schnacks Abgang frei gewordene Kabine zu belegen.
    Von Südkarolina nach Virginien ist die Entfernung nicht groß und in den Vereinigten Staaten fehlt es ja nirgends an Eisenbahnen. Schon am nächsten Tage, am 19. September, waren Mr. Dean Forsyth, Francis und Omikron einerseits und Mr. Sydney Hudelson samt seiner Tochter anderseits, die ersten in der Elisabeth-, die zweiten in der Morrißstraße, wieder glücklich heimgekehrt.
    Hier wurden sie mit erklärlicher Ungeduld erwartet. Mrs. Hudelson und Loo hatten sich auf dem Whastoner Bahnhof eingefunden, ebenso auch die respektable Mitz als der Schnellzug von Charleston seine Passagiere absetzte. Und diese mußte der Empfang, der ihnen hier zu teil wurde, wirklich tief rühren. Francis Gordon umarmte seine zukünftige Schwiegermutter, und Mr. Dean Forsyth drückte der Mrs. Hudelson so herzlich die Hand, als ob vorher gar nichts geschehen wäre.
     

    Die beiden Gegner hatten ihre frühere Rivalität schon völlig vergessen. (S. 244.)
     
    An jene peinlichen Tage wäre überhaupt nicht wieder erinnert worden, wenn Loo nicht hätte die geheimste Last vom Herzen schütteln wollen.
    »Na, nun ist wohl die Streitaxt begraben,« rief sie, indem sie sich dem Mr. Dean Forsyth um den Hals warf.
     

    Bei dem furchtbaren Wassereinbruch war alles zugrunde gegangen. (S. 245.)
     
    Ja, so war es… für immer begraben. Als Beweis dafür diene, daß am 30. September alle Glocken der Saint-Andrewkirche ihre metallnen Stimmen über der virginischen Stadt ertönen ließen. Vor einer glänzenden Versammlung, darunter die Eltern, die Freunde der beiden Familien und die Notabilitäten der Stadt, vollzog der Reverend O’Garth die Vermählung Francis Gordons mit Jenny Hudelson, die endlich nach so vielen Irrwegen und Hindernissen den ersehnten Hafen glücklich erreicht hatten.
    Selbstverständlich war Miß Loo bei der Feierlichkeit als Ehrenjungfrau anwesend… reizend in ihrer schon seit vier Monaten fertigen Staatsrobe. Auch Mitz fehlte nicht und die lächelte und weinte abwechselnd über das Glück ihres »Söhnchens«. Jedem, der es hören wollte, erklärte sie, noch niemals in ihrem Leben wäre sie so bis in Herz und Nieren erregt gewesen.
    Fast gleichzeitig erfolgte andernorts noch eine Vermählung, wenn auch mit weniger Zulauf und Aufwand. Diesmal hatten Mr. Seth Stanfort und Mrs. Arcadia Walker den Richter John Proth weder zu Pferd, noch zu Faß oder mittels Ballon aufgesucht.
    Nein, sie saßen dabei hübsch nebeneinander in einem schönen Wagen und zum erstenmal betraten sie Arm in Arm das Haus des Beamten, um ihm auf weniger phantastische Weise ihre – in bester Ordnung befindlichen – Papiere zu überreichen.
    Der Beamte tat, was ihm zukam, und vereinigte nochmals das frühere Ehepaar, das durch Scheidung einige Wochen getrennt gewesen war und vor dem er sich jetzt galant verneigte.
    »Besten Dank, sagte Mrs. Stanfort.
    – Und leben Sie wohl, setzte Mr. Seth Stanfort hinzu.
    – Leben Sie wohl, Mister und Mistreß Stanfort!« antwortete John Proth, der sich dann gleich umwendete, die Blumen seines Gartens zu pflegen.
    Ein kleines Bedenken ging dem würdigen Philosophen dabei aber doch nicht aus dem Kopfe. Als er das dritte Mal zu begießen anfing, hörte seine Hand plötzlich auf, die durstenden Geranien mit dem Naß zu erquicken.
    »Leben Sie wohl?… murmelte er, mitten im Gange nachdenklich stehen bleibend, hätte ich vielleicht doch nicht besser getan, zu den beiden ›Auf baldiges Wiedersehen!‹ zu sagen?«
     
    Ende.
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