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Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Diane Oliver
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Kapitel 1
     
    Gleichmäßig tauchten die beiden Ruderer die Blätter ins Wasser und trieben den Lastkahn über die Lagune. Das Boot war beladen mit Truhen, Kisten und Bündeln. Außer den beiden Ruderern saßen noch drei Menschen darin. Hinten im Heck der Steinmetz und Mosaiksteinleger Alvise Tasso, genannt Il Sasso, aus Verona auf einer großen Kiste, weiter vorn hockte die Magd Ana Grozio auf einer Truhe. Sie führte dem Steinmetz den Haushalt, im Moment umklammerte sie ein Bündel, aus dem oben ein Büschel Liebstöckel und die Spitzen eines Rosmarins hervorlugten. Ganz vorn saß Giuliana Tasso auf einer weiteren Truhe, die ihre Kleider und ihre Schätze enthielt, und spähte in den Nebel. Sie fragte sich, wie die Ruderer den Weg fanden. Orientierten sie sich an geheimen Marken? Als sie auf der Terraferma in das Boot gestiegen waren, hatten sie noch Konturen des Stegs, von anderen Kähnen und von Häusern gesehen. Auf der Lagune verschwamm alles in silbergrauem Nebel. An Bug und achtern hing je eine Laterne, deren Schein nicht mehr als zwei oder drei Armlängen weit in den Nebel hineinreichte. Ein Schatten kam ihnen entgegen, ein trübes Licht. Einer der Ruderer stieß einen Ruf aus, aus dem Schatten wurde geantwortet. Beide Boote glitten gefahrlos aneinander vorbei.
    Je näher sie der Lagunenstadt kamen, desto mehr geisterhafte Boote begegneten ihnen und desto häufiger mussten ihre Ruderer durch Rufe auf sich aufmerksam machen. Einmal wichen sie hastig aus, als der Bug eines großen Schiffes drohend vor ihnen auftauchte. Giuliana hielt sich die Augen zu und wartete auf das Knirschen, mit dem das Schiff den Kahn unter sich begrub. Es blieb aus, und als sie durch die Finger hindurchspähte, erblickte sie die ersten schemenhaften Häuser. Da war sie, die Stolze, die Schöne: Venedig, La Serenissima .
    Zu dem Geruch des Salzwassers gesellte sich der nach feuchtem Stein und moderndem Holz hinzu. Vor ihnen gähnte die Einfahrt in den Canale Grande, an seinen Ufern lagen die herrlichen Palazzi Venedigs – Gold, Marmor, Malereien und Mosaiken in verschwenderischer Fülle. Giuliana kniff die Augen zusammen, aber die Pracht verbarg sich im Nebel, sie erkannte nur schemenhafte Steinkästen. Wenigstens eine reich verzierte Gondel, die majestätisch über das Wasser glitt, ein elegant gekleideter Herr mit seinem Gefolge, vielleicht Gesang, der aus einem geöffneten Fenster drang, das hätte sie sich für ihre Ankunft in Venedig gewünscht. An diesem Novembermorgen kurz nach der Laudes, dem ersten Glockenläuten des Tages bei Sonnenaufgang, empfing die Stadt ihre neuen Einwohner schweigend.
    Die Ruderer trieben den Kahn ein gutes Stück den Canale Grande entlang, bevor sie linker Hand in einen schmalen Seitenkanal einbogen. Giuliana fröstelte, strich sich das nebelfeuchte Haar aus der Stirn, zog ihre Kappe tief über beide Ohren und die Schultern hoch. Ihr lehmfarbenes Wams mit dem ausgefransten Kragen war nicht warm genug für die Morgenfeuchte, die sie umgab. Dazu trug sie eine wadenlange Hose von gleicher Farbe, über dem linken Knie war ein Riss mit ungleichmäßigen Stichen geflickt, als hätte sich dort jemand das erste Mal mit Nadel und Faden versucht. Stiefel aus Rindsleder vervollständigten ihre Aufmachung. Giuliana hatte sie über die nackten Füße gezogen. Ein Stück ihrer Wade war zu sehen, und die Zehen waren kalt in den Stiefeln.
    Am liebsten hätte sie sich in die Arme ihres Vaters gekuschelt oder sich eine Decke um die Schultern geschlungen. Das passte aber nicht zu der Rolle des kecken Burschen, die sie in Venedig zu spielen gedachte.
    Die Ruderer bogen wieder in einen anderen Kanal ein. Der Kahn glitt unter einigen niedrigen Brücken hindurch. Giuliana sah sich zu ihrem Vater um. Der hochgewachsene Steinmetz musste den Kopf einziehen.
    Ihre Ankunft in der Serenissima hatte sie sich anders vorgestellt. In der Stille ihrer Kammer in Verona hatte sie von Sonnenschein geträumt, von prächtigen Gondeln, einem rot verputzten Haus mit gotischen Fenstern, durch die ein gut aussehender Mann nach ihr Ausschau hielt. Allenfalls auf ihren Vater wartete Ludovico Bragadin, ein wohlhabender Patrizier, dessen Palazzo Il Sasso mit einem Mosaik noch prächtiger gestalten sollte. So lautete der Auftrag, der ihren Vater bewogen hatte, seine Werkstatt in Verona aufzugeben und nach Venedig überzusiedeln. Sie mimte seinen Lehrling, deshalb war sie als Bursche verkleidet. Welcher Mann sollte auf sie warten?
    Je weiter der
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