Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
verschwunden bis zum letzten Heller, die schönen fünftausendsiebenhundertachtundachtzig Milliarden. Von dem außergewöhnlichen Meteor war kein Staubkörnchen mehr übrig.
Einundzwanzigstes Kapitel.
Das letzte Kapitel mit dem Epilog dieser Geschichte, worin der Richter John Proth das letzte Wort hat.
    Nach Befriedigung ihrer Neugier blieb der herzugeströmten Menge nichts andres übrig, als sich wieder auf den Weg zu machen.
    Waren die Leute wirklich befriedigt? Das dürfte fraglich sein. Der Ausgang der Sache wog doch kaum die Beschwerden und Unkosten einer Reise hierher auf. Nachdem man das Meteor gesehen hatte, ohne sich ihm weiter als bis auf vierhundert Meter nähern zu können, erschien das Endergebnis ja recht mager. Man mußte sich aber wohl oder übel damit abfinden.
    Bestand denn eine Hoffnung, dafür früher oder später entschädigt zu werden? Würde jemals wieder eine goldne Feuerkugel an unserm Horizonte auftauchen? Nein, dergleichen ereignet sich nicht zweimal. Zweifellos werden noch andre aus Gold bestehende Himmelskörper im Weltraume umherirren, so gering ist aber die Aussicht, daß sie in den Bereich der Anziehung unsrer Erde kommen könnten, daß man von dieser Möglichkeit am besten ganz absieht.
    Und das ist auch ein wahres Glück. Sechs Trillionen Gold dem Goldumlaufe zugeführt, würden eine unmäßige Entwertung dieses Metalls zur Folge haben… eine schlimme für die einen, die jetzt Gold besitzen, eine gute für die andern, die keins ihr Eigen nennen. Niemand brauchte also den Verlust dieser Feuerkugel zu beklagen, die, nicht zufrieden, einen Umsturz des Geldmarktes der Welt herbeizuführen, vielleicht gar noch einen Krieg aller gegen alle entfesselt hätte.
    Die freilich, die an dieser Lösung besonders interessiert waren, hatten gewiß recht, sie als eine Enttäuschung zu betrachten. Mit welchem innern Kummer starrten Mr. Dean Forsyth und Mr. Sydney Hudelson die Stelle an, wo ihre Feuerkugel explodiert war! Es war ja hart, zurückzukehren, ohne auch nur etwas von dem himmlischen Golde mit heimzubringen. Nicht einmal so viel, eine Krawattennadel oder einen Manschettenknopf daraus anfertigen zu lassen, nicht ein Körnchen, das man hätte als Andenken aufbewahren können… immer vorausgesetzt, daß Herr von Schnack nicht alles für sein Land mit Beschlag belegte.
    In ihrem Schmerze hatten die beiden Gegner ihre frühere Rivalität schon völlig vergessen. Es konnte ja auch kaum anders sein. Wäre es möglich gewesen, daß der Doktor Hudelson noch einen Groll gegen den hegte, der so edelmütig dem Tode getrotzt hatte, um ihn zu retten? Und ist es anderseits nicht rein menschlich, daß man doch den hochschätzen und lieben mußte, für den man vielleicht den Tod zu erleiden wagte? Das Verschwinden der Feuerkugel hätte nötigenfalls schon allein eine Aussöhnung herbeigeführt… warum sich noch um den Namen eines Meteors streiten, das nicht mehr vorhanden war?
    Ob sich die beiden alten Gegner das wohl vorstellten und ob sie wohl das Bewußtsein hatten, von dem, was der eine für den andern getan hatte, als sie jetzt im ersten Viertel des Honigmondes eines erneuerten Freundschaftsbundes Arm in Arm dahingingen?
    »Ein großes Unglück, sagte der Doktor Hudelson, daß die Forsythsche Feuerkugel verloren gegangen ist.
    – Die Hudelsonsche Feuerkugel, berichtigte ihn Mr. Dean Forsyth, sie gehörte ja dir, lieber Freund.
    – Nein, gewiß nicht, protestierte der Doktor. Deine Beobachtung, bester Freund, war der meinigen vorangegangen.
    – Nein, sie war ihr nachgefolgt, lieber Freund.
    – Warum nicht gar! Der Mangel an Genauigkeit meines an die Sternwarte in Cincinnati gerichteten Schreibens würde das schon allein beweisen. Statt daß ich wie du gesagt hätte, ‘zu der und der Stunde’, habe ich nur ‘zwischen der und der Stunde’ gesagt. Das ist ein gewaltiger Unterschied!«
    Er wollte von seiner Ansicht nicht ablassen, der vortreffliche Doktor, Mr. Dean Forsyth aber freilich auch nicht. Das gab neues, diesmal jedoch nicht beleidigendes Hinundwiderreden.
    Es ging so weit, daß diese plötzliche Sinnesänderung fast ans Komische streifte. Einer, der nicht darüber lachte, war aber Francis Gordon, der sich nun wieder offiziell als Verlobter seiner lieben Jenny fühlte. Die beiden jungen Leute genossen nach so vielen Stürmen das gute Wetter doppelt und brachten gewissenhaft die vielen verlornen Stunden wieder ein.
    Am Morgen des 4. September lichteten die auf der Reede von Upernivik
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher