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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore
Autoren: Jules Verne
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Doktor Hudelson. Sie hoben beide auf und schleppten sie bis hinaus über die Grenzlinie, die man nicht ohne die Gefahr, bis ins Innerste verbrannt zu werden, überschreiten durfte.
    Glücklicherweise waren die beiden Opfer ihrer Unbesonnenheit noch in letzter Minute gerettet worden, und dank der Sorgfalt, die ihnen gewidmet wurde, erwachten sie wieder zum Leben, doch leider nur, um dem Untergange ihrer Hoffnungen beizuwohnen.
    Die Feuerkugel glitt jetzt nämlich immer langsam weiter fort, teils wohl durch eigne Bewegung auf ihrer geneigten Unterlage und teils, weil deren Fläche sich unter ihrem Gewicht noch weiter hinuntersenkte. Schon näherte sich der Schwerpunkt des Meteors der Felskante, von der aus die Uferwand lotrecht ins Meer abfiel.
    Aus der Menschenmenge, die dem voller Erregung zusah, ertönte ein wirres Geschrei. Die Leute drängten in allen Richtungen hin, ohne zu wissen warum. Einige davon, darunter auch Mr. Seth Stanfort und Mrs. Arcadia Walker, liefen, was sie konnten, dem Meere zu, um sich wenigstens keine Einzelheit der unmittelbar bevorstehenden Katastrophe entgehen zu lassen.
    Da schimmerte doch noch einmal ein schwacher Hoffnungsstrahl. Die Feuerkugel schien aufgehalten zu sein.
    Doch nur einen Augenblick. Plötzlich erdröhnte ein furchtbares Krachen, die Felswand hatte nachgegeben und das Meteor versank im Meere.
    Wenn das Echo vom Steilufer nicht das Schreien und Toben der Volksmenge wiedergab, lag das nur daran, daß dieser Höllenlärm von einer entsetzlichen Explosion, viel lauter als ein Donnerschlag, übertönt wurde. Gleichzeitig fegte eine Luftwoge über die Insel hin, die die Zuschauer ohne Ausnahme unwiderstehlich zu Boden streckte.
     

    Mr. Dean Forsyth eilte dem alten, in Gefahr schwebenden Freunde zu Hilfe. (S. 240.)
     
    Die Feuerkugel war zersprungen. Das durch die unzähligen Poren ihrer Oberfläche in die ebenso zahllosen Hohlräume dieses goldnen Schwammes eingedrungne Wasser war bei der Berührung mit dem glühenden Metall sofort in Dampf verwandelt worden und das Meteor war explodiert wie ein überheizter Kessel. Jetzt fielen seine Trümmer, einer Garbe ähnlich, unter betäubendem Sausen und Zischen wieder ins Wasser zurück.
    Das Meer schäumte bei der Explosion hoch auf. Eine fürchterliche Woge rollte donnernd an die Uferwand heran. Voller Entsetzen ergriffen die Unklugen, die sich dem Ufer genähert hatten, die Flucht und suchten auf die Höhe des Abhangs zu gelangen.
    Alle sollten sie ihn nicht erreichen. Zurückgestoßen durch einige Näherstehende, die die Angst zu wilden Bestien verwandelt hatte, wurde Mrs. Arcadia Walker von der Flutwoge ergriffen und umgeworfen. Wenn sich der Wasserschwalch dann nach dem Strande zurückwälzte, mußte sie davon jedenfalls mit fortgerissen werden.
    Mr. Seth Stanfort wachte jedoch über sie. Fast ohne die Hoffnung, sie zu retten, wagte er das eigne Leben daran und stürmte ihr zu Hilfe, freilich unter Umständen, die befürchten ließen, daß man hier zwei Opfer statt eines zu beklagen haben werde.
    Doch nein, es gelang Seth Stanfort, sich an die junge Frau heranzuarbeiten, und sich mit den Ellbogen gegen einen Felsblock stemmend konnte er auch dem brodelnden Wirbel des zurückflutenden Wassers widerstehen. Dann liefen beiden auch noch viele Touristen zu Hilfe und führten sie vollends in Sicherheit zurück. Sie waren gerettet!
    Während Mr. Seth Stanfort das Bewußtsein nicht verloren hatte, lag Mrs. Arcadia Walker wie leblos in seinen Armen. Es gelang aber bald, sie wieder zu sich zu bringen. Ihre ersten Worte richtete sie da an den ehemaligen Gatten.
    »Wenn ich jetzt aus der Flut vom Tode errettet wurde, war es wohl höhere Bestimmung, daß es durch Sie geschah,« sagte sie, indem sie ihm die Hand drückte und ihm einen Blick voll der innigsten Dankbarkeit zuwarf.
    Weniger glücklich als Mrs. Arcadia Walker, hatte die wunderbare Feuerkugel ihrem kläglichen Geschick nicht entgehen können. Dem Zugriff der Menschen unerreichbar, ruhten ihre Trümmer jetzt in der Tiefe des Meeres. Wenn es auch mit unerhörter Anstrengung vielleicht möglich gewesen wäre, eine solche Masse aus unergründlicher Tiefe emporzuheben, mußte man jetzt auf eine solche Hoffnung verzichten. Von dem durch die Explosion vernichteten Kerne hatten sich die Tausende von Sprengstücken weit ins Meer hinaus verstreut. Herr von Schnack, Mr. Dean Forsyth und der Doktor Hudelson suchten am Strande vergeblich nach dem kleinsten Bruchstücke davon. Nein, sie waren
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