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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore
Autoren: Jules Verne
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gar zu arg!« und lief eiligen Schrittes davon. Seelenruhig verfolgte Stanfort den originellen Kauz mit den Augen, dachte aber bald nicht mehr an die Sache und wendete sich zu Mrs. Arcadia Walker zurück, die er während jenes kurzen Gesprächs ausnahmsweise verlassen hatte.
    Zephyrin Xirdal war ganz außer sich; heftig riß er die Tür des Häuschens auf.
    »Lieber Onkel, redete er Herrn Lecoeur an, der, über sein stürmisches Auftreten erschrocken, aufgesprungen war, ich erkläre Ihnen hiermit, daß ich die Geschichte nun gründlich satt habe.
    – Um was handelt es sich denn wieder? fragte Herr Lecoeur.
    – Sapperment, um die Feuerkugel! Immer um die verwunschte Feuerkugel!
    – Was hat denn die verbrochen?
    – O, die ist im besten Zuge, der ganzen Erde Unheil zu bringen. Man kann ihre Schandtaten kaum noch zählen. Nicht genug, daß sie alle die Leute da draußen zu Dieben macht, nein, sie wird auch noch die ganze Welt in Feuer und Flammen setzen und Zwist und Krieg gebären. Das ist noch nicht einmal alles: sie erfrecht sich sogar, Verlöbnisse zu zerreißen. Sehen Sie sich das Mädchen draußen an, und Sie werden mir recht geben. Sie weint wie… na, wie ein Wasserfall. Das kann ich nicht länger mit ansehen!
    – Welches Verlöbnis, von welchem jungen Mädchen sprichst du? Was soll diese neue Laune bedeuten?« fragte Herr Lecoeur ängstlich.
    Zephyrin Xirdal gab darauf keine Antwort.
    »Ja, es übersteigt alle Grenzen! rief er laut. Doch das darf so nicht weitergehen. Ich werde hier Wandel schaffen und schnell obendrein!
    – Welche Torheit willst du wieder begehen, Zephyrin?
    – Zum Teufel, ein Kunststück wird’s nicht sein. Ich werde die Feuerkugel ins Wasser werfen.«
    Herr Lecoeur fuhr mit einem Satze in die Höhe. Sein Gesicht war von einer Erregung, die ihm das Herz fast lähmte, wachsbleich geworden. Keinen Augenblick kam ihm der Gedanke, daß Xirdal nur in aufwallendem Zorne redete und daß er Drohungen ausstieß, die er außerstande wäre, wahr zu machen. Er hatte ja Beweise gegeben von dem, was er vermochte, und bei ihm mußte man sich auf alles gefaßt machen.
    »Das wirst du unterlassen, Zephyrin, rief der Bankier.
    – Im Gegenteil: ich werde es auf alle Fälle tun und nichts soll mich daran hindern. Ich… habe die Geschichte satt und werde ihr ohne Zögern ein Ende machen.
    – Unseliger, du denkst doch nicht etwa daran…«
    Herr Lecoeur unterbrach sich plötzlich. Ein genialer, verblüffender Gedanke war in irgend einem Winkel seines Gehirnkastens aufgeblitzt. Wenige Augenblicke genügten dem großen Lenker der Geldschlachten, die starken und schwachen Seiten einer Sache zu erkennen.
    »Zur Tat also!« murmelte er nur noch für sich hin.
    Eine zweite kurze Uberlegung bestätigte ihm die Vorzüglichkeit seines Planes. So wendete er sich denn wieder an Xirdal.
    »Gut, ich werde dir nicht weiter widersprechen, sagte er entschieden, wie einer, der Eile hat und für den Minuten gleich Stunden sind. Du willst die Feuerkugel ins Meer befördern? Recht so! Doch würdest du mir vorher nicht einige Tage gönnen?
    – Dazu bin ich sogar gezwungen, erwiderte Xirdal. Ich werde an meiner Maschine, mit Rücksicht auf die neue, von ihr verlangte Arbeit, erst Veränderungen vornehmen müssen die wohl fünf bis sechs Tage in Anspruch nehmen dürften.
    – Das würde also etwa bis zum dritten September dauern.
    – Ja.
    – Desto besser,« sagte Herr Lecoeur, der auf der Stelle das Häuschen verließ und sich eiligst nach Upernivik begab, während sein Patenkind gleich an seine Arbeit ging.
    Ohne eine Minute zu verlieren, ließ sich Herr Lecoeur nach dem »Atlantic« übersetzen, aus dessen Schornstein bald schwarze Rauchwolken aufwirbelten. Zwei Stunden später und nachdem sein Reeder wieder aufs Land zurückgekehrt war, fuhr der »Atlantic« unter Volldampf ab und verschwand hinter dem Horizonte.
    Wie alles Geniale, war auch Lecoeurs Plan von verblüffender Einfachheit.
    Von den beiden Wegen, sein Patenkind den internationalen Streitkräften zu überliefern und damit in die Unmöglichkeit zu setzen, die angedeutete Absicht auszuführen, oder den Dingen ihren Lauf zu lassen, hatte Herr Lecoeur den zweiten gewählt.
    Im ersten Falle hätte er wohl auf die Erkenntlichkeit der interessierten Regierungen rechnen können, die ihm einen Teil der durch sein Eingreifen erhalten gebliebenen Schätze überlassen würden. Doch welchen Teil? Wahrscheinlich einen lächerlich kleinen, der auch noch unbedeutender wurde
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