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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore
Autoren: Jules Verne
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die Atmosphäre einschraubt, einen Augenblick der einzige Punkt des Universums ist, wo sich »nichts« befindet. Nur einen sehr kurzen Augenblick, kürzer als die Dauer des Blitzstrahls. Dieser Raum, worin die »absolute Leere« herrscht, ist so zusagen ein Fontanell, dem in verdichteten Wellen die unzerstörbare Energie entströmt, die die Erdkugel sonst kondensiert in Maschen der Stoffe gebunden hält. Meine Aufgabe besteht also darin, dieses Hindernis zu beseitigen.«
    Voller Interesse nahm Herr Lecoeur all seine Aufmerksamkeit zusammen, diesen merkwürdigen Darlegungen zu folgen.
    »Das einzige etwas heikle Ding hierbei, fuhr Zephyrin Xirdal fort, besteht darin, die Wellenlänge des neutralen Helikoidalstromes zu regeln. Wenn dieser den zu beeinflussenden Gegenstand unmittelbar trifft, stößt er ihn ab, statt ihn anzuziehen. Er muß also in gewisser Entfernung davon, aber so nahe wie möglich daran, ein Ende finden, damit seine freigewordene Energie in dessen unmittelbarer Nachbarschaft ausstrahlt.
    – Doch um die Feuerkugel ins Meer zu drängen, wendete Herr Lecoeur ein, muß er diese ja abstoßen und nicht heranziehen.
    – Ja und nein, antwortete Zephyrin Xirdal. Passen Sie gut auf, lieber Onkel. Ich kenne sehr gut die Entfernung zwischen uns und der Feuerkugel. Sie beträgt genau fünfhundertelf Meter und achtundvierzig Zentimeter. Danach habe ich die Wirkungsweite meines Stromes zu bemessen.«
    Während er so sprach, machte sich Xirdal an einem Rheostaten zu schaffen, der in die Leitung zwischen der Stromquelle und der Maschine eingeschaltet war.
    »So, nun wäre es geschehen, sagte er dann. Jetzt, stirbt’ der Strom weniger als drei Zentimeter vor der Feuerkugel und vor deren nordöstlichen Konvexität. Die freigemachte Energie umgibt sie also von dieser Seite mit einer intensiven Bestrahlung. Das würde immerhin vielleicht nicht hinreichend sein, eine solche fest auf der Erde liegende Masse in Bewegung zu setzen. Aus Vorsicht werde ich daher noch zu zwei andern Hilfsmitteln greifen.«
    Xirdal fuhr mit der Hand in die Maschine hinein. Sofort begann der eine der beiden neuen Glasbecher lebhaft zu knistern.
    »Beachten Sie, lieber Onkel, bemerkte er erläuternd, daß dieses Becherglas sich nicht dreht wie das andre. Die von ihm ausgehenden Ausströmungen sind auch andre. Wir wollen sie, mit Ihrer Erlaubnis, neutrale rektilineare Ströme nennen um sie von den vorigen zu unterscheiden. Die Länge dieser rektilinearen Ströme bedarf keiner Regulierung Sie würden sich unsichtbar in die Unendlichkeit fortpflanzen, wenn ich sie nicht der südlichen Konvexität des Meteors zulenkte, das sie dann aufhält. Ich rate Ihnen, nicht ihren Weg zu kreuzen. Sie würden da eine gründliche Abfuhr erleiden, wie die Studenten bei Mensuren sagen. Doch kehren wir zu unsern Lämmern zurück. Was sind im Grunde die rektilinearen Ströme? Nichts andres als die helikoidalen und überhaupt als jeder elektrische Strom, welcher Art er auch sein möge, zum Beispiel der Schall, die Wärme, ja selbst das Licht, nichts als ein Transport materieller Atome im Zustande der allerfeinsten Verteilung. Eine Vorstellung von der Kleinheit dieser Atome werden Sie bekommen, wenn ich Ihnen sage, daß sie in dem Augenblick die Oberfläche des Goldblocks treffen und in der Zahl von siebenhundertfünfzig Millionen in der Sekunde in diesen eindringen. Das ist also ein richtiges Bombardement, bei dem die Kleinheit der Geschosse durch ihre ungeheure Zahl und Geschwindigkeit ausgeglichen wird. Wenn man dieses Anschlagen mit der auf die andre Seite ausgeübten Anziehung vereint wirken läßt, kann man schon ein Resultat erreichen.
    – Die Feuerkugel rührt sich aber bis jetzt nicht, warf Herr Lecoeur ein.
    – Sie wird sich schon rühren, versicherte Zephyrin Xirdal zuversichtlich, nur ein wenig Geduld. Hier ist übrigens noch ein Mittel, die Sache zu beschleunigen. Von diesem dritten Reflektor aus entsende ich noch atomistische Geschosse, diese aber nicht auf die Feuerkugel selbst, sondern auf den Teil des Erdbodens, der sie an der Seite des Meeres trägt. Sie werden bald sehen können, wie der Boden da allmählich abbröckelt, und infolge ihrer Schwere wird die Feuerkugel dann von selbst die schiefe Ebene hinabgleiten.«
    Zephyrin Xirdal steckte den Arm noch einmal in die Maschine und sofort begann der dritte Glasbecher zu knistern.
    »Passen Sie gut auf, lieber Onkel, sagte er, ich glaube, das wird etwas zu lachen geben!«
Zwanzigstes Kapitel.
Das man
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