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Die Insel der Albträume und andere unbedingt geheim zu haltende Dinge

Die Insel der Albträume und andere unbedingt geheim zu haltende Dinge

Titel: Die Insel der Albträume und andere unbedingt geheim zu haltende Dinge
Autoren: Arena
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vergeblich nach Halt suchenden Luis in eine Dornenhecke. Da lag er dann, hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken und sah Rocky so entsetzt an, als wäre der ein Mischmaschzombie.
    „Du spinnst ja!“, fauchte Norbert, schubste Rocky zur Seite und half Luis aus der Hecke. Der brauchte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte.
    „Du … fall tot um!“, schrie er, drehte sich um und stapfte davon.
    „Du kannst dir neue Freunde suchen, Schaschlik!“, rief Norbert und lief Luis hinterher.
    Am See konnte sich Rocky nicht mehr blicken lassen, das war klar. Was war nur los mit ihm? Warum war er nur so unglaublich schlecht gelaunt? Und woher kamen die pelzige Zunge und die Kopfschmerzen? Er ging nachdenklich nach Hause, verschanzte sich in seinem Zimmer und ließ sich auch beim Abendessen nicht blicken. Seine Mutter hatte dafür vollstes Verständnis. Rockys Mama hatte immer für alles Verständnis. Sie goss ihm einen Tee auf, der furchtbar schmeckte und einen albernen Namen hatte. An Rockys Laune änderte er nichts. Er gab sich weiterhin seinen düsteren Gedanken hin. Es dauerte eine Weile. Eine sehr lange Weile, aber irgendwann fiel ihm ein, was der eigentliche Grund für seine schlechte Laune war: Das Essen war nicht schuld. Radioaktive Strahlung konnte ebenfalls nicht die Ursache sein. Genauso wenig waren Umweltgifte im Spiel. Es war die Nacht! Sie war schuld an seiner schlechten Laune.

    Jedes Mal wenn Rocky die Augen schloss und einschlief, geschah das Gleiche. Er träumte einen Traum, der beängstigend real war. Dann lag er nicht mehr in seinem Bett, sondern stand in einem dunklen Dings. Bei diesem Dings handelte es sich entweder um eine kleine dunkle Stadt oder eine große dunkle Höhle. So genau konnte er das nicht sagen, denn es war – wie gesagt – ziemlich dunkel. Links und rechts von ihm ragten steile Felswände empor, in die grobe Fenster und Balkone gehauen waren. Dort hingen seltsame Kleidungsstücke zum Trocknen: riesige, unförmige Hosen mit drei oder mehr Beinen und Hemden, die sicher nicht für Menschen gemacht waren. Die Luft war feucht, irgendwie verbraucht und es roch stechend nach Raubtierpisse. Rocky spürte, dass die Straße noch bis vor Kurzem überfüllt gewesen sein musste. Im Moment war jedoch niemand zu sehen.
    Nacht für Nacht irrte Rocky in diesem Dings mit seinen labyrinthischen Straßen und Gassen umher. Dabei wollte er immer nur eines – wieder raus!
    Aber wohin er sich auch drehte und egal wie weit er lief, das Dings nahm kein Ende. Auch war nirgends eine Tür zu sehen, die in eine der Behausungen führte. Es blieb ihm ein Rätsel, wohin die Wesen, deren Anwesenheit er noch spürte, gegangen sein mochten. Der Weg endete dann immer wieder abrupt an einem Abgrund. Vor Rockys Füßen tat sich ein endloses Nichts auf, aus dessen gurgelnden und glühenden Untiefen schwefelige Dämpfe aufstiegen. Es war wohl der Krater eines Vulkans, vielleicht auch der Vorhof zur Hölle – oder beides.
    Rocky spürte die tödliche Hitze des brodelnden Magmas. Hier ging es nicht weiter. Rocky hatte keine Angst, also keine Angst im herkömmlichen Sinn. Da war nur das dumpfe Gefühl von Übelkeit in seinem Magen, sein Herz pochte bis zum Hals und er bekam nur schwer Luft. Also ja, er hatte doch Angst. Er wusste nicht, was er tun sollte. Inzwischen hatte er komplett die Orientierung verloren. Hier würde er niemals wieder herausfinden.
    Plötzlich bemerkte Rocky, dass er nicht allein war. Erschrocken drehte er sich um. Vor ihm stand ein kleines, zierliches Mädchen mit blondem Haar. Sie hatte totenblasse Haut und sah zart, ja fast zerbrechlich aus. Irgendwie unschuldig. Doch etwas ließ Rocky das Blut in den Adern gefrieren: Das Mädchen hatte keine Augen. Stattdessen blitzten ihn bunte Glasmurmeln aus den dunklen Augenhöhlen an. Das Mädchen lächelte und fragte: „Spielst du mit mir?“

    Sie fixierte ihn mit ihren kalten und unheimlichen Glasmurmelaugen. Ihr Grinsen wirkte wie eine düstere Drohung. Rocky lief es eiskalt den Rücken hinunter. Instinktiv wich er vor ihr zurück, rutschte ab, verlor das Gleichgewicht und stürzte rückwärts in die brodelnde Untiefe. Er fiel und fiel.
    Das Mädchen schaute ihm verwundert hinterher und rief: „Und morgen? Spielst du morgen mit mir?!?“
    Das war der Moment, in dem Rocky schweißgebadet aus seinem Albtraum aufschreckte.

2. Der Typ mit dem Arschknödel im Po
    Jetzt, da Rocky wusste, woher seine schlechte Laune kam, war an Schlafen nicht mehr zu
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