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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Gustafsson
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hat sich neben der verblassten grünen eine Haarsträhne violett färben lassen. Den Lippenstift hat sie zu dick aufgetragen und an den falschen Stellen. Es ist irgendwas vor zwölf Uhr, aber es kommt ihr vor wie tausend Uhr. Sie sind die einzigen Gäste im Lokal.
    »Die Männer sind Schweine«, beginnt Penelope ein Gespräch.
    Aphrodite blickt von dem Klatschblatt auf. »Das kannst du laut sagen.«
    »Wo ist der junge Bursche?«
    »Er ist tot.«
    Aphrodite vergießt wieder Tränen, und auf der Bartheke wachsen rosafarbene Anemonen.
    »Würdest du das bitte lassen«, schimpft der Kellner und wischt die Anemonen mit einem Spültuch weg.
    Penelope scheucht den Kellner verärgert fort. Sie ist so betrunken, dass sie dabei vom Hocker fällt.
    »Warum holst du ihn dir nicht zurück?«, fragt sie, als sie sich aufgerappelt hat.
    »Aus dem Hades?«
    »Ja.«
    »Warum holst du deinen Mann nicht zurück?«
    »Na Mensch, der ist doch nicht tot. Der Scheißkerl soll ruhig bleiben, wo er ist.«
    »Aha.«
    »Ja. Ich habe vor ein paar Tagen mit Circe telefoniert, und weißt du was?«
    »Na?«
    »Der Typ hat mit seinen Männern auf Circes Insel sogenannten Schiffbruch erlitten. Mit ›sogenannt‹ meine ich, dass sie allesamt besoffen waren und keiner mehr das Schiff steuern konnte. Auf der Insel haben sie dann fast drei Wochen Krawall gemacht, und Circe hat geschimpft, sie kann verdammt noch mal nicht schlafen, weil die Kerle Tag und Nacht rumbrüllen. Das sind ja so Typen, die nicht einfach wegsacken, die werden nur immer lauter und dümmer. Eines Morgens hat Circe dann meinen Alten dabei erwischt, wie er auf ihr Kräuterbeet gekackt hat, und da hat sie endgültig die Nerven verloren. Sie hat sich gedacht, diesmal kommt ihr nicht mit einer Verwarnung davon. Also hat sie Zauberhonig zubereitet und ihn der ganzen beschissenen Mannschaft gegeben, und da sind die Kerle auf die Knie gefallen und haben sich in Schweine verwandelt, einer wie der andere.«
    »Odysseus auch?«
    »Hah! Ja, der ist natürlich die größte Sau geworden, verdammt.«
    Aphrodite lacht auf. Penelope kippt ihren Whisky.
    »Wenn ich sage, die Männer sind Schweine, dann ist das Fakt, hörst du?«

    Olympos International Airport.
    Aphrodite hatte nicht gewusst, dass Flughäfen so groß sind. Irgendwo muss doch das Gate für den Flug zum Hades sein. Sie zieht den rosafarbenen Koffer hinter sich her und fühlt sich zum ersten Mal in ihrem ganzen Dasein klein. So ein Mist, denkt sie, als sie sich umsieht.
    Doch dann, welch herrliche Erleichterung: Dort drüben gehen Menschen, die wie Selbstmörder aussehen. Und am Gate steht der richtige Name! HEL! Aphrodite ist so begeistert, dass sie nicht weiterliest. Sie eilt den Selbstmördern nach und steigt zufrieden in den Flieger.
    Am Ziel angekommen laufen sie durch einen langen, langen Gang. Draußen vor den Fenstern fällt Schneeregen, alles ist sehr grau. Die Menschen streben still, aber entschlossen auf ihr Ziel zu. Genau so hat Aphrodite sich diesen Ort immer vorgestellt. Oder, na ja, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber immerhin.
    Sie fragt die Leute, ob sie einen gewissen Adonis gesehen haben. Niemand antwortet ihr, obwohl sie ihr freundlichstes Lächeln aufsetzt. Vielleicht kennen sie Adonis nicht, weil sie gerade erst im Reich des Todes angekommen sind.
    Zum Glück entdeckt sie einen Infoschalter!

    Unterdessen in Afghanistan.
    Adrasteia, die von ihrer Mutter Nemesis genannt und von ihrem Vater meist mit no-no-no-no-no angesprochen wird, lässt Phobos und Deimos in ihrem Zelt aufwachsen. Doch nach ihrer Rückkehr von einem Feldzug stellt sie fest, dass die Zwillinge verschwunden sind. Vielleicht hat eine Hyäne sie geholt. Oder sie sind in die Wüste gekrabbelt und im Sand versunken. Sie streicht sich die Haare aus der Stirn und zieht eine enttäuschte Miene. Nächstes Mal wird sie sich etwas größere Maskottchen zulegen.

Diese Seite nach oben, dachte der Schöpfer, als er die Frau erschaffen hatte.
    Und die Frau sagte, ich habe Hunger, und aß den Schöpfer auf. Doch die Frau war allergisch gegen den Schöpfer und bekam Bauchschmerzen. Darauf folgte eine zwei bis sechs Tage anhaltende Blutung. Und bevor die Monatshygiene erfunden wurde, ließ die Frau ihr Blut einfach an den Beinen herunterlaufen.
    Das Blut sickerte in die Erde, und daraus entstanden die kleineren Götter, die allerdings ziemlich groß wurden.
    Sieben Tage nach der Blutung bekam die Frau Lust. Sie prüfte alle Götter und Göttinnen, aber
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