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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Gustafsson
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Aphrodite. Und auch am Mittwoch schmiedet er eine Tiara für Aphrodite. Am Samstag schleudert Aphrodite ihm die neueste Tiara mit den Zacken voran ins Gesicht. Sie glaubt, sein Aussehen könne dadurch nicht noch beschissener werden. Doch da irrt sie sich.
    »Lass es endlich sein!«
    Der Mann zieht sich in seine Schmiede zurück und weint. Er hat wenig Glück bei Frauen. Als er geboren wurde, war er so hässlich, dass seine Mutter ihn den Berg hinunterwarf. Es war ein langer Fall, fast drei Kilometer. Dabei ist er zum Krüppel geworden: Er humpelt und zieht ein Bein nach. Andererseits hat Aphrodite ihn gerade wegen seines hässlichen Äußeren bekommen. Zeus hielt das für gerecht: Er gab die allerschönste Frau dem allerhässlichsten Mann, um unlauteren Wettbewerb zu vermeiden. Aus seiner Sicht nicht schlecht.
    »Hör auf, darüber zu reden!«
    Aphrodite wirft schon wieder irgendwelches Zeug nach ihm. Er hat aus Versehen laut gedacht, und nicht zum ersten Mal. Er entschuldigt sich. Doch Aphrodite ist unerbittlich, im Hass wie in der Liebe. »Die Situation ist unentschuldbar.«
    Und eigentlich stimmt das ja.
    Es besteht gar kein Grund, den hässlichen, verkrüppelten Hephaistos zu bemitleiden. Diplomatische Rücksichtnahme war nicht der einzige Grund, weshalb die schönste Blume des Götterhains sein Privateigentum wurde. Durch Erpressung hat er Aphrodite bekommen. Er hat die Frau des Zeus in einen Käfig gesteckt und den Käfig zugeschmiedet. Dann hat er erklärt, er werde die Dame erst freilassen, wenn die Göttin der Liebe durch heilige Ehebande an ihn gefesselt worden sei. Da half nichts. Aphrodite wurde ihm auf dem Standesamt in Gegenwart von zwei Zeugen angetraut.
    »Ich bin so glücklich«, sagte Hephaistos.
    »Das wirst du noch bereuen, Arschloch«, sagte Aphrodite.
    Und der Standesbeamte erklärte sie zu Mann und Frau.

    Aphrodite hätte wissen müssen, was für ein Schwein der Kriegsgott ist. Sie redet sich ein, das schnelle Ende dieser Episode sei einzig und allein positiv zu sehen. Sie legt eine Liste der schlechten Eigenschaften von Ares an: barbarische Maskulinität, Blumenkohlohren, unfähig, über seine Gefühle oder andere Themen zu sprechen, furzt im Bett. Und obendrein ist er untreu. Doch das will Aphrodite nicht auf ihre Liste setzen.
    Es gibt keinen Grund, Ares nachzuweinen. Aphrodite kann auch allein an den Strand gehen.
    Das Rauschen der Mittelmeerwellen erinnert sie immer daran, welch große Gottheit sie ist. Die allergrößte! Sie schaut auf das Meer. Die wundervollen, glatten und immer lächelnden Delfine winken ihr mit den Flossen.
    Plötzlich hindert ein Schatten die Sonnenstrahlen, ihre Haut zu liebkosen. Aphrodite dreht sich um. Hinter ihr steht jemand, dem sie, soweit sie sich erinnert, noch nie begegnet ist. Sie lächelt den Mann an, kann seine Miene aber nicht erkennen, die Sonne blendet sie.
    APHRODITE: Kennen wir uns?
    DER UNBEKANNTE: …
    Der Mann steht drohend und stumm da wie eine lange schwarze Wolke.
    APHRODITE: Was ist, willst du ein Autogramm?
    DER UNBEKANNTE: …
    Aphrodite bemerkt, dass der Mann nach Schweiß und Alkohol riecht.
    APHRODITE : Du darfst auch ein Foto von mir machen, wenn du willst. Vielleicht im Wasser?
    DER UNBEKANNTE: …
    Der Mann dreht sich um und geht. Erst als er ein Stück entfernt ist, fällt Aphrodite auf, dass er keine Faser am Leib trägt.
    APHRODITE: Komischer Spinner.
    Sie will nicht weiter über die Sache nachdenken, dergleichen kommt eben vor. Für manche ist Aphrodites Schönheit einfach zu viel. Es gibt Männer, die angesichts einer solchen Pracht nicht anders können, als zu stieren und sich unsozial zu benehmen.
    Sie geht in die Ewige Disco, die direkt am Ufer steht und deren Tanzfläche auf einem großen Steg auf das Meer hinausragt. Dort flirtet sie mit dem DJ und bittet ihn, Gloria Gaynor aufzulegen.
    Es ist früher Abend, und in der Disco sind noch nicht viele Gäste. Aphrodite hat die ganze Tanzfläche für sich, was absolut optimal ist. Menschen und Götter betrachten ihren perfekten Körper und ihre geschmeidigen und ach so verführerischen Bewegungen, die zwar mit echtem Tanzen nichts zu tun haben, aber trotzdem unglaublich sexy sind.
    Aphrodite tanzt mit geschlossenen Augen und summt die Melodie mit. Hände legen sich sacht um ihre Taille. Erst als der Song zu Ende ist, sieht sie den Fremden mit den sanften Händen an. Sie blickt in große unschuldige Augen.
    DER JUNGE MANN: Ich bin Adonis.
    APHRODITE: Ich bin Aphrodite.
    DER JUNGE
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