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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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Hurenhäuser von East Cheap gemacht hat, und jetzt wird es vermutlich nie mehr passieren.«
    »Hm«, machte Hoccleve, ohne aufzusehen. »Manche Leute werden erwachsen und erkennen die Torheit ihrer jugendlichen Ausschweifungen. Andere nicht.«
    Raymond und John Oldcastle johlten vergnügt und klatschten in die Hände. »La Male Règle« , riefen sie im Chor aus und lachten über Hoccleves beleidigte Grimasse. Sie wurden es nie müde, ihn mit seinem Gedicht wider die Ausschweifungen seiner Jugend aufzuziehen, wenngleich sie sehr wohl wussten, dass er es mit einem Augenzwinkern verfasst hatte.
    Mortimer nahm Hoccleve das Blatt aus der Hand. »Was ist nun mit dem Versmaß, Tom?«, fragte er ihn, ehe er Raymond und den anderen Zechern einen missfälligen Blick zuwarf. Es war ihm unbegreiflich, wie sie zwei Wochen nach dem Tod des Königs schon wieder so fröhlich sein konnten. Manchmal fragte er sich, was geschehen musste, um Raymonds unverwüstliche Lebenslust einmal zu dämpfen.
    Sie saßen in der Halle von Coldharbour, einem Haus in der Londoner Innenstadt, das dem jungen, frisch gekrönten König gehörte und das früher manches Mal Schauplatz ihrer wilden Gelage gewesen war. Es war ein großer, um einen Innenhof gebauter Komplex direkt an der Themse, unweit des Tower und der besagten Hurenhäuser.
    Raymond sah aus dem Fenster. Das Wetter war unverändert: nasskalt und ungemütlich. »Wo ist der König eigentlich?«, fragte er.
    »Im Tower«, wusste Oldcastle zu berichten. »Er berät sich mit seinem Onkel, dem Bischof.«
    »Der jetzt Morgenluft wittert, da bin ich sicher«, warf Hoccleve bissig ein. »Erzbischof Arundels Tage im Zentrum der Macht sind gezählt.«
    »Amen«, murmelte Oldcastle. Und er wollte noch mehr sagen, doch auf einen warnenden Blick von Mortimer überlegte er es sich anders.
    »Auf ein Wort, Sir«, sagte plötzlich eine schneidende Stimme hinter Raymonds linker Schulter.
    Der schaute sich um. »Ja? Ah, sieh an. Lord Scrope of Masham. Welche Freude, Euch zu sehen, Sir.« Raymond gab sich keine große Mühe, seiner Heuchelei Glaubwürdigkeit zu verleihen. Genau wie er selbst zählte Scrope zu den engsten Vertrauten des Königs, aber Raymond konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen. Er hatte es schon vor Jahren aufgegeben, sich zu fragen, ob Eifersucht oder begründetes Misstrauen daran schuld waren. Raymond hatte noch nie viel Sinn darin gesehen, seine Gefühle zu erforschen. »Was kann ich für Euch tun?«
    »Ihr könntet damit anfangen, dass Ihr aufsteht, Waringham«, versetzte Scrope schneidend.
    »Tatsächlich? Und was habt Ihr mir zu sagen, das ich nicht auf meinem Hintern sitzend hören kann?«
    Mit einer plötzlichen Bewegung aus dem Handgelenk schleuderte Scrope ihm den Handschuh vor die Füße. »Das!«
    Die leisen Gespräche an der Tafel waren verstummt. Alle starrten Scrope verblüfft an.
    Raymond schwang die Beine über die Bank, stand aber nicht auf, sondern stützte die Ellbogen hinter sich auf den Tisch und sah mit einem entwaffnenden Lächeln zu Scrope auf. »Ich glaube, Ihr habt Euren Handschuh verloren, Söhnchen.«
    Dem Ritter, der nur wenig jünger war als Raymond, schoss die Zornesröte ins Gesicht. »Muss ich Euch erst einen Feigling nennen, ehe Ihr Euch stellt?«, zischte er.
    Raymond richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das würde ich mir an Eurer Stelle doch zweimal überlegen.«
    Hoccleve, der trotz seiner spitzen Feder im Grunde ein friedfertiges Wesen hatte, warf beschwichtigend ein: »Macht Euch nicht unglücklich, Scrope …«
    Raymond brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen, ehe er sich wieder an den Heißsporn aus dem Norden wandte. »Und was hat Euch so gegen mich aufgebracht, he?«
    Scrope biss sichtlich die Zähne zusammen. »Das wisst Ihr verdammt gut.«
    »Nein, ich habe keine Ahnung, wofür Ihr ausgerechnet heute sterben wollt.«
    Mortimer stöhnte vernehmlich. Seine Geduld mit den Aufschneidereien seines Stiefbruders war äußerst begrenzt. »Meine Güte, Raymond, halt die Luft an.«
    Scrope schien ihn nicht gehört zu haben. Er fixierte Raymond, und sein Blick funkelte vor Hass. »Rosalind. Meine Schwester. Ihr habt nicht einen Funken Anstand im Leib, Waringham.«
    »Hhm.« Raymond tat, als müsse er überlegen. »Rosalind … ach ja! Ein hübsches Kind.«
    Scrope nahm den verbliebenen Handschuh und schlug ihn Raymond ins Gesicht.
    Wie gestochen sprang Raymond auf. »Also schön, Söhnchen. Ganz, wie Ihr wollt.«
    »Wann und
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