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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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wo?«
    »Auf der Stelle. Hier im Hof. Ein Schwert, ein Dolch, keine Rüstung.«
    Scrope nickte knapp und wandte sich ab.
    Raymond stürmte hinaus, ohne die Freunde noch einmal anzusehen, und rief an der Tür nach seinem Knappen.
    Die am Tisch Versammelten wechselten beunruhigte Blicke, erhoben sich dann und gingen trotz der unwirtlichen Witterung geschlossen in den Hof hinaus.
    »Wer immer übrig bleibt, der König wird ihm das Leben zur Hölle machen«, prophezeite Oldcastle. »Denn er liebt sie beide gleichermaßen.«
     
    Der Hof von Coldharbour bestand aus einer ewig zertrampelten Wiese, die hier und da von hohen Linden überschattet war. Die Bäume leuchteten trotz des grauen Himmels in prächtigem Frühlingsgrün, und es tröpfelte aus den jungen Blättern. Vielleicht zwei Dutzend Zuschauer hatten sich versammelt, als Raymond in Begleitung seines Knappen ins Freie trat. Diejenigen, die ihn weniger gut kannten, staunten über seine Erscheinungund seine Miene. Für gewöhnlich war Raymond of Waringham ein gutmütiger Mann, der gern und oft lachte und manchmal ein bisschen schäbig wirkte, weil er uneitel war und nicht sonderlich auf Kleidung und Mode achtete. Doch jetzt trug er ein dunkelblaues, langärmeliges Surkot – aus feinstem Tuch und von konservativem Schnitt, denn es reichte ihm fast bis zu den Knien –, einen Siegelring am Zeigefinger der Linken und ein prächtiges Schwert in einer silberbeschlagenen, polierten Scheide an der Seite. Vor allem sein Schritt und seine Miene waren es jedoch, die ihm Würde verliehen und die Scrope, der ihm entgegensah, leicht erschauern ließen. Raymonds Gang hatte die mühelose, geschmeidige Grazie einer Katze, und sein Gesicht strahlte vollkommene Ruhe aus, wirkte beinah eine Spur gelangweilt.
    Er zog die Waffe, ehe er in der Hofmitte angekommen war – das schleifende Geräusch verblüffend laut in der Stille.
    Scrope hielt das Schwert bereits in der Hand. Er war Linkshänder – immer gefährliche Gegner, weil es eine ungewohnte Kampfrichtung bedeutete.
    Sie taten dem Gebot der Ritterlichkeit mit einem so knappen Nicken Genüge, dass es kaum wahrnehmbar war.
    Scrope machte einen Schritt auf seinen Gegner zu.
    Raymonds Schwert schien nur locker in seiner Hand zu liegen, man sah ihn auch nicht ausholen. Aber der Streich, den er seitlich auf die Klinge seines Gegners führte, kam viel schneller, als irgendwer erwartet hatte, und war von solcher Kraft, dass Scropes verkrampftes Handgelenk mit einem hörbaren Knacken brach. Der Ritter stieß einen gedämpften Schrei aus, und die schwere Waffe glitt ihm aus der kraftlosen Linken.
    Die Zuschauer raunten. Es klang enttäuscht. Mit einem so schnellen Ende hatte nun doch niemand gerechnet.
    Raymond bedachte seinen Herausforderer mit einem Kopfschütteln, steckte das Schwert ein und wandte sich ohne ein Wort ab.
    »Wir sind noch nicht fertig, Sir«, sagte Scrope in seinem Rücken.
    »Henry …«, warnte einer seiner Freunde nervös.
    Raymond drehte sich langsam wieder um. »Das kann nicht Euer Ernst sein, Mann. Ihr seid verletzt und könnt Eure Schwerthand nicht gebrauchen. Ich stehe Euch gern wieder zur Verfügung, wenn die Hand geheilt ist. Nicht vorher.«
    Scrope zückte den Dolch mit der Rechten und griff ohne ein weiteres Wort an.
    Raymond glitt einen Schritt zurück. Immer noch zeigte seine Miene diese unheimliche Mischung aus Langeweile und verhaltener Belustigung, die jeden Gegner zur Weißglut reizte, aber er beschränkte sich darauf, den etwas ungeschickten Dolchstößen auszuweichen. Als auch Scropes fünfter Stoß ins Leere ging, der Schwung seiner eigenen Bewegung ihn aber fast aus dem Gleichgewicht brachte, trat Raymond ihm den Dolch aus der Hand – beinah behutsam, um ihm nicht auch noch die Rechte zu brechen.
    Scrope taumelte und landete auf den Knien. So verharrte er mit gesenktem Kopf, das gebrochene Gelenk von der gesunden Hand gestützt.
    Raymond sah einen Moment auf ihn hinab. Dann warf er einen Blick in die Runde. »Verschwindet. Na los, hier gibt es nichts mehr zu sehen.«
    Er wartete, bis die Zuschauer – die Gaffer ebenso wie die Parteigänger – sich zerstreut hatten, dann hockte er sich neben seinen geschlagenen Herausforderer. »So. Und jetzt reden wir über Eure Schwester.«
    Scrope wandte mit einem erstickten Laut den Kopf ab. Es klang verdächtig nach einem Schluchzen. »Ich … hätte nicht gedacht, dass Ihr zu der Sorte gehört, die gern nachtritt. Der König hält so große Stücke auf
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