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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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zerren.
    In sicherer Entfernung von der Feuersbrunst legten sie John ins Gras. Sie brauchten nicht nach seinem Herzschlag zu tasten. Der Junge regte sich und hustete erstickt.
    Irgendein guter Geist brachte dem Earl einen hölzernen Becher mit Wasser. Robin trank dankbar einen Schluck, stützte dann den Kopf seines Sohnes und versuchte, ihm das belebende Nass einzuflößen. Aber John konnte nichts anderes als husten.
    Robin schaute hoch und fand einen der älteren Stallburschen neben sich. »Lauf zur Burg hinauf, Greg. Die Wache soll den Steward wecken. Ihm sagst du, was passiert ist.«
    »Ja, Mylord.« Greg stob davon.
    Robin strich John über die Stirn. »Atme, mein Junge. Versuch, ruhig zu atmen. Du wirst sehen, gleich geht es besser.« Er redete beruhigend auf ihn ein, und tatsächlich ließ das krampfartige Husten allmählich nach, sodass Robin ihm zu trinken geben konnte. Dann bettete er den Kopf des Jungen in seinen Schoß und untersuchte behutsam seine Glieder. Der linke Arm wies einen eigentümlichen Winkel auf, und als er ihn berührte, schrie John auf.
    »Gott verflucht …«, murmelte Robin. »Wo bleibst du, Fitzroy?«
    »Hier bin ich schon, Mylord.« Der Steward kniete sich neben dem Earl ins Gras und nahm ihm den Jungen ab. »Wie schlimm ist es? Können wir ihn auf die Burg bringen?«
    Fitzroy war bereits der zweite Steward dieses Namens inWaringham, und ebenso wie an seinem Vater schätzte Robin auch an ihm vor allem seine Besonnenheit in Krisensituationen. »Ich denke, das sollten wir. Der Arm ist gebrochen. Ich kann nicht sagen, wie schlimm es ihn am Kopf erwischt hat. Aber hier können wir nichts für ihn tun.«
    Mit dem Knaben in den Armen stand Fitzroy auf, und John jammerte schwach. »Tut mir Leid, John«, murmelte der Steward mitfühlend. »Aber ich möchte wetten, du bist wieder mal selbst schuld.«
    Robin lächelte traurig und nickte. Unentschlossen sah er sich um, während Fitzroy schon Richtung Mönchskopf eilte.
    Conrad trat zu seinem Onkel. »Geh nur«, drängte er. »Hier gibt es nicht mehr viel zu tun. Die Futterscheune und der Stall sind dahin, da ist nichts zu machen. Aber die übrigen Gebäude sind sicher, denke ich. Ich schicke die Jungs, die Gäule zusammenzutreiben, soweit sie sie in der Dunkelheit finden können, und dann gehe ich zu Circe zurück.«
    Robin nickte. »In Ordnung.«
    Er versuchte erst gar nicht, Fitzroy einzuholen. Obwohl er in Sorge um seinen Jungen war, legte er den Weg zur Burg gemessenen Schrittes zurück, denn er konnte nicht schneller. Der Kummer der vergangenen Tage und Wochen, die Schrecken der heutigen Nacht, der viele Rauch, den er eingeatmet hatte – all das forderte seinen Tribut. Du bist fünfundsechzig Jahre alt, Robin of Waringham, rief er sich ins Gedächtnis. Und wer so steinalt wurde wie er, musste so manchen begraben, der ihm teuer gewesen war. Das hatte er getan: zwei Ehefrauen, eine Schwester, viele Freunde, ein paar Feinde, nicht zuletzt drei Könige. Aber er bat Gott, er möge ihm ersparen, einen seiner Söhne zu Grabe tragen zu müssen.
     
    Als Robin auf seine Burg zurückkam, erwiderte er den beklommenen Gruß der Wachen mit einem zerstreuten Nicken. Langsam stieg er die Treppe des Wohnturms hinauf, und an der Tür zu Johns Kammer kam ihm Joanna entgegen.
    »Oh, Vater …«
    Wortlos schloss er sie in die Arme, und sie drückte das Gesicht an seine Schulter, genau wie ihre Mutter es immer getan hatte.
    »Wie steht es?«, fragte Robin ruhiger, als ihm zumute war.
    »Er ist auf dem Weg ohnmächtig geworden und noch nicht wieder aufgewacht. Ed sagt, es sei besser so, weil die Schmerzen ihm sonst die Kraft rauben.«
    Robin nickte, trat mit ihr über die Schwelle und sah besorgt auf den bewusstlosen Jungen hinab, der im Licht der einzelnen Kerze neben dem Bett furchtbar bleich wirkte. Irgendwer hatte ihm das versengte Obergewand ausgezogen und ein paar hässliche Brandwunden enthüllt, die sich quer über seine Brust und den gebrochenen Arm zogen, wo der brennende Balken auf ihm gelegen hatte. Die Schultern waren glatt und milchweiß, aber schon kräftig. Genau wie seine Brüder vor ihm verbrachte John jede freie Minute im Gestüt, und die harte Arbeit dort hatte seine Hände schwielig und seinen Körper muskulös gemacht. Kaum mehr ein Knabe, dachte Robin nicht ohne Wehmut und strich dem Jungen liebevoll über die Wange.
    »Was ist mit deinen Händen passiert?«, fragte Joanna ihren Vater erschrocken.
    »Nichts.« Robin winkte ab. »Johns Haar
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