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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Uferrand und schlug splitternd gegen die Felswand. Der Othalus folgte ihm kopfüber mit fuchtelnden Armen.
    Sonja rannte mit den Männern zum Ufer. Hubarthis brüllte seinen Leuten zu, und auch sie rasten los.
    Ein gewaltiges Platschen ließ das Wasser hoch aufspritzen. Flüchtig war ein Lehmbein im Teich zu sehen, ein Lehmarm, und dann verschwand das Ungeheuer ganz in dem gewaltigen Gischt am Fuß des Wasserfalls.
    Lange starrten Sonja und die anderen in das aufgewühlte Wasser und warteten. Der Othalus kam nicht hoch.
    »Wir haben es geschafft!«, jubelte Sonja.
    Doch nun breitete sich das Feuer immer weiter aus, tobte in dem plötzlich aufgekommenen Wind und leckte mit langen Zungen hinaus auf die Lichtung.
    »Weg von hier!« brüllte Hubarthis. »Zurück zum Schiff, so schnell wie möglich!«
     
    Weit im Osten, ein gutes Stück den Shirki abwärts, verschlangen gewaltige Flammen den Wald auf Os Harku. Von dort, wo Sonja und Desmos an Deck der Hasbul standen, sah es aus, als wäre die gesamte Insel in Feuer gehüllt. Wie monströse Finger schienen die Flammen nach den aufgehenden Sternen zu greifen. Knallend schossen gelbe und rote Feuerzungen dem sich allmählich verdunkelnden Himmel entgegen. Die ganze Insel war ein Flammenmeer, und sie würde die Nacht hindurch brennen, den nächsten Tag und sicher noch eine Nacht.
    Alle standen sie an Deck, Sonja, Desmos und die andern, in der fast sengenden Hitze, die der Wind herbeitrug, bis sie im Dunkeln nichts mehr sehen konnten als den Flammenberg. Und trotz ihrer Erschöpfung waren sie zutiefst erschüttert.
    Das ferne Tosen des Feuers wurde eins mit dem des Blutes in Sonjas Ohren, mit dem Knurren ihres hungrigen Magens, mit dem Stechen und Brennen ihrer zahllosen kleineren Schnittwunden, Hautabschürfungen und Blutergüsse. Das unheimliche Gefühl beschlich sie, dass Os Harku zum Flammenaltar und alles Leben auf der Insel zum Opfer für einen schrecklichen Gott geworden war.
    Keine Überlebenden hatten sich aus dem Inferno retten können. Der Othalus war nicht mehr aufgetaucht.
    Hubarthis richtete sich müde zur vollen Größe auf. »Lobor, wir können jetzt zum Fort zurückkehren. Das Ungeheuer ist nicht mehr!«
    »Ich wollte, wir könnten dessen sicher sein«, murmelte Lobor.
    Desmos ballte die Fäuste. »Die anderen Verbannten - Mitra!« flüsterte er.
    Desmos und Sonja starrten noch lange auf die Flammen, als die Galeere sich bereits flussauf kämpfte.
    Desmos streckte die Hand aus und legte sie auf Sonjas.
    Die Hyrkanierin erwiderte seinen Händedruck.
    Einen Augenblick standen sie noch so und ihre Umrisse hoben sich dunkel von den fernen, hohen Flammen ab.
    Dann zogen sie die Hände zurück, drehten sich um und gingen zu ihren Kojen.
     
    Schlaf – ein Bad – frische Kleidung. Ein gutes warmes Mahl hatte sie gestärkt, und nun fühlten sie sich ein wenig wohler, obwohl die Erinnerung an den Wahnsinn des vergangenen Tages noch allzu lebendig in ihnen war.
    Es war nach Mitternacht. Wolkenschwaden huschten wie Geister an der Silberscheibe des Vollmonds vorbei. Die Hasbul fuhr weiter flussauf. Die Insel war nur noch ein rotes Glühen am Horizont.
    Desmos hatte geträumt und war zweimal schweißgebadet hochgeschreckt. Voll Seelenqual starrte er auf seine Hände und erwartete, das Blut seines Bruders darauf zu sehen.
    Sonja dagegen hatte den Schlaf des erprobten Kriegers geschlafen: den stärkenden, ruhigen Schlaf jener, die die Notwendigkeit gelehrt hatte, den Wahnsinn der Welt auszuschließen, sicher in ihrem Wissen, dass selbst eine Welt des Wahnsinns sich Zeit zum Erholen gönnen muss. Trotzdem war auch sie nach einigen Stunden durch beunruhigende Träume geweckt worden.
    Nun standen sie beide wieder an der Reling der Hasbul und starrten auf den breiten Shirki, der im Mondschein silbern schimmerte.
    »Wer mag er gewesen sein, Sonja?« murmelte Desmos. »Dieser monströse Zauberer, der den Tod so vieler verursacht hat.«
    Sonja schüttelte den Kopf. »Er muss seine Zauberkräfte erst auf Os Harku erworben haben.«
    »Ja, denn hätte er sie schon früher gehabt, wäre es bestimmt unmöglich gewesen, ihn auf die Insel zu verbannen. Doch wie kann er dazu gekommen sein?«
    »Ich bin sicher, dass er seine Seele an eine dämonische Macht verkauft hat, Desmos, vermutlich, damit er seine Rache stillen konnte.«
    Desmos blickte südwärts, wo noch ganz schwach ein Glühen der brennenden Insel zu erkennen war. »Und was ist mit diesem Othalus?«
    »Das weiß ich nicht.
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