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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Blasphemie.
    Langsam stand der Mann auf und seine Stimme zitterte leicht, als er murmelte: »Ordru …«
    Stille.
    Da spürte der Mann eine schwache Vibration – ein seltsames Summen, das unbeschreiblich war und von dem der Mann nicht zu sagen vermocht hätte, ob es aus der Luft kam, aus dem Gestein oder ihm selbst. Allmählich wurde es stärker.
    Wer. kommt?
    Die Stimme, wenn es eine war, schien in seinen Schädelknochen zu schwingen, als vibriere sie aus dem Stoff des Raumes selbst.
    Wer kommt hier zu Ordrus Schrein?
    »Ich – ich bin Athu«, stammelte der Mann. »Ein Zauberer aus Shem, der nun auf diese Kerkerinsel verbannt wurde. Ich bitte um Eure Hilfe, o Ordru, und biete Euch meine Dienste an.«
    Wieder herrschte Stille. Der Mann namens Athu spürte, wie sich die Härchen auf seinem Nacken aufstellten. Obgleich sich nichts rührte und die Stille ungebrochen war, fühlte er, dass sich etwas unendlich Fremdartiges in der Schwärze regte – etwas, von dem er wusste, dass es sich seit Tausenden von Jahren nicht mehr bewegt hatte.
    Insel? sagte die seltsame Stimme nach einer langen Pause. Mein Tempel stand auf einer gewaltigen Landhöhe, fern von Meer und Wasserläufen.
    »Ja, er wurde von Euren Getreuen errichtet, nachdem sie vom versinkenden Urkontinent geflüchtet und hierhergekommen waren. Doch das liegt schon lange zurück. Nur wenige Menschen wissen noch von Euch, o Großer Ordru, bloß eine Handvoll Weiser und Zauberer, die in den Sagen über Acheron und Atlantis bewandert sind. Ich las davon, vor vielen Jahren, im Buch der Weisheit von Damar Eltek von Sei.«
    Sei – das war eine Stadt in Nerien, einem Reich auf dem Urkontinent. Aber Atlantis – Acheron – diese Namen kenne ich nicht.
    »Ihr habt lange geschlafen, o Ordru«, sagte Athu. »Diese Länder, die jetzt schon fast vergessen sind, gab es noch nicht, als der Kataklysmus jene Reiche zerstörte, die Euch vertraut waren. Atlantis wurde vom Meer verschlungen, genau wie vor ihm das Urland, und Acheron fand vor vielen Jahrhunderten sein Ende. Nun herrschen die hyborischen Reiche über die Erde und unterdrücken das Land Shem, aus dem ich stamme.
    Lange habe ich diese Hyborier mit Zauberei und List bekämpft, o Ordru – zuerst an den Höfen von Koth, dem Land, das mein eigenes unterdrückt, und schließlich in Aquilonien, dem mächtigsten aller Reiche. Groß waren die Plagen, die ich durch Zauberei und Intrige herbeiführte - Kriege, Seuchen und Hungersnot –, doch nie war meine Macht für dieses hochmütige Reich mehr als unbedeutende Nadelstiche. Schließlich fiel der Verdacht auf mich. Ich wurde der Zauberei überführt und auf diese barbarische Kerkerinsel gebracht, um hier zu sterben – vor vielen Monaten schon.
    Deshalb bin ich hier, o Ordru – und biete Euch meine Dienste an.«
    Wieder herrschte eine Weile Schweigen.
    Du willst Rache üben. Ich lese es in deiner Seele.
    »Rache!« murmelte Athu, und dann lauter, heftiger: »Ja - Rache an den Kothiern, die mein Heimatland ausraubten; an den Aquiloniern, die mich auf diese Insel verbannten; vor allem aber an dem Barbaren, der heute Abend Hand an mich legte, mich beschmutzte, mich demütigte …!«
    Die Heftigkeit seines Gefühls verschnürte ihm die Kehle. Hätte es hier Licht gegeben, wäre das Funkeln des Wahnsinns in seinen Augen zu sehen gewesen.
    Du sollst mir dienen, Mensch. Komm näher und streck deine linke Hand aus.
    Athu holte Atem und setzte einen Fuß vor den andern. Einen Schritt machte er, zwei …
    Plötzlich keuchte er, als er einen brennenden Schmerz verspürte – als wäre sein linkes Handgelenk mit einer scharfen Klinge aufgeschnitten worden. Unwillkürlich zog er die Hand zurück. Er spürte, wie Blut warm seinen erhobenen Unterarm herabrann und von seinem Ellbogen tropfte.
    Streck die Hand aus!
    Er musste sich dazu zwingen. Einen Augenblick klang es, als triefe das Blut aus seiner Pulsader in eine flache Schale. Da begann er den schwachen Hauch eines roten Glühens zu sehen, das sich in Bodennähe bildete und die Umrisse eines kleinen rechteckigen Gefäßes erkennen ließ. In seinen Ohren summte es immer stärker.
    Du wirst jetzt schlafen, sagte die gespenstische Stimme. Dein Blut wird mir Kraft bringen, und meine Kraft wird dich heilen. Deine Seele ist nun für immer mein. Wenn du erwachst, wirst du neue Kräfte in dir verspüren und dein Körper wird sich erneuern. Eines Tages wirst du einen Körper haben, mächtiger als der jedes anderen Sterblichen, um mir besser
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